Dann eben nicht, Jeeves
durcheinandergeriet.
»Ich versuche dir nur klarzumachen«, sagte ich, »daß der Knabe Glossop der Vater des erwachsenen Mannes Glossop ist. Mit anderen Worten: Alle die abstoßenden Fehler und Eigenschaften, wegen denen schon der kleine Glossop von seinen Altersgenossen geächtet wurde, sind auch in dem erwachsenen Glossop noch vorhanden, so daß er – ich meine jetzt den erwachsenen Glossop – an Orten wie dem Drohnen-Club, wo man von den Mitgliedern ein Minimum an Lebensart erwartet, zum Getuschel und Gespött geworden ist. Du kannst jeden im Drohnen-Club fragen, sie werden dir alle bestätigen, daß es ein schwarzer Lag für den ehrbaren alten Club war, als der Name dieses Glossop – wer weiß, auf welche Weise – auf die Mitgliederliste gelangte. Der eine kann sein Gesicht nicht ausstehen; der andere würde sich vielleicht mit seinem Gesicht abfinden, wenn seine Manieren nicht wären. Sie sind sich aber alle darin einig, daß er ein Hackklotz und ein mieser Patron ist und daß man ihm gleich, als er Anstalten machte, in den Club einzutreten, mit Entschiedenheit die Tür hätte weisen müssen.«
An dieser Stelle mußte ich wiederum eine Pause einlegen, teils, um Atem zu holen, teils, um die Übelkeit niederzukämpfen, die in mir aufstieg, als ich diese abscheulichen Dinge über den armen alten Tuppy sagte.
»Gewisse Menschen«, sagte ich, indem ich mich zwang, die widerwärtige Aufgabe noch einmal anzugehen, »sehen zwar aus, als hätten sie in ihren Kleidern geschlafen, aber sie kommen trotzdem ganz gut zurecht, weil sie liebenswürdig und charmant sind. Andere wiederum ernten zwar Kritik ob ihrer Fettleibigkeit, können jedoch als Pluspunkte für sich ihren sprühenden Witz und geistreichen Humor verbuchen. Zu meinem Bedauern muß ich sagen, daß Glossop in keine dieser Kategorien gehört. Er sieht nicht nur aus wie etwas, das aus einem hohlen Baum gekrochen ist, sondern er gilt auch allgemein als ein maulfaules Rüsseltier höchsten Grades. Er ist nicht originell. Er ist nicht unterhaltsam. Mit einem Wort: Ein Mädchen, das sich unvorsichtigerweise mit ihm verlobt hat und sich fünf Minuten vor zwölf abseilen konnte, hat allen Grund, sich glücklich zu schätzen.«
Ich pausierte nochmals und beäugte Angela, um festzustellen, wie die Behandlung anschlug. Während ich redete, hatte sie die ganze Zeit dagesessen und stumm in die Büsche gestarrt, aber ich konnte einfach nicht verstehen, warum sie sich jetzt nicht programmgemäß wie eine Tigerin auf mich stürzte. Es war unfaßbar, weshalb sie es nicht schon längst getan hatte. Hätte ich auch nur ein Zehntel von dem, was ich da gesagt hatte, in Gegenwart einer Tigerin über ihren Tiger geäußert, dann hätte das meines Erachtens längst ausgereicht, um sie – die Tigerin, meine ich – in Rage zu bringen.
Eine Sekunde später dachte ich, mich tritt ein Pferd.
»Ja«, sagte sie und nickte nachdenklich, »du hast recht.«
»Wie bitte?«
»Genau das habe ich auch gedacht.«
»Was!!«
»›Maulfaules Rüsseltier‹. Das ist genau das richtige Wort für ihn. Er muß einer der sechs größten Hornochsen in England sein.«
Ich war einfach sprachlos. Meine fünf Sinne waren total durcheinander und bedurften dringend der Ersten Hilfe.
Ich meine, das kam doch alles völlig überraschend. Als ich den grandiosen Plan, nach dem ich hier vorgegangen war, ausgearbeitet hatte, hatte ich doch mit allem gerechnet, bloß nicht damit, daß sie sich meiner Meinung anschließen könnte. Ich hatte mich auf einen heftigen Gefühlsausbruch gefaßt gemacht. Ich hatte Vorwürfe mit tränenerstickter Stimme erwartet, schrille Schreie und sonst noch alles mögliche in dieser Richtung.
Aber auf diese herzliche Zustimmung zu allem, was ich gesagt hatte, war ich nicht vorbereitet. Das war sozusagen ein Brocken, an dem ich ein Weilchen zu schlucken hatte.
Sie verbreitete sich unterdessen weiter über dieses Thema und sprach dabei so laut und lebhaft, als ob es ihr Spaß machte. Jeeves wüßte bestimmt ein passendes Wort dafür. »Ekstase«, ich glaube, das ist es – oder nennt man so diesen Ausschlag im Gesicht, den man mit Salbe behandeln muß? Falls es das richtige Wort ist, dann bezeichnet es jedenfalls den Zustand, in dem sie nun das Thema »Tuppy« ventilierte. Ihrer Stimme nach hätte sie auch ein Sänger am Hof eines orientalischen Potentaten sein können, der sich ins Geschirr legt, oder Gussie Fink-Nottle, wenn er eine Portion frisch gelieferter Molche
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