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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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der Dunkelheit noch zu erkennen war, sagte ich vergnügt und herzlich:
    »Ja, grüß dich, Tuppy, bist du auch hier?«
    Er antwortete, in der Tat sei er auch hier.
    »Bist du schon lange da?«
    »Allerdings.«
    »Schön. Ich wollte gerne mit dir reden.«
    »Bitte, hier bin ich. Komm hinter deiner Bank raus.«
    »Nein, danke, alter Junge. Ich stütze mich gern ein bißchen darauf. Das entlastet die Wirbelsäule.«
    »In ungefähr zwei Sekunden«, sagte Tuppy, »werde ich deine verdammte Wirbelsäule in ihre Bestandteile zerlegen.«
    •
    Ich runzelte die Stirn. Bei diesen Sichtverhältnissen nützte das natürlich nicht viel, aber es gab mir innerlich Halt.
    »Spricht so ein Hildebrand Glossop?« fragte ich.
    So spreche er, war die Antwort, und wenn ich mich davon überzeugen wolle, könnte ich ja etwas näher kommen. Dann gebrauchte er eine Verbalinjurie.
    Wieder runzelte ich die Stirn.
    »Aber, aber, Tuppy, wir wollen doch bei unserm kleinen Gespräch nicht rüde werden. Ist ›rüde‹ hier das treffende Wort?«
    »Keine Ahnung«, sagte er und schob sich langsam auf die andere Seite der Bank.
    Was ich ihm zu sagen hatte, mußte ich jetzt offenbar sehr schnell sagen. Er hatte sich schon einige Schritte vorgeschoben. Und wenn es mir auch gelungen war, die trennende Bank zwischen uns zu lassen, indem ich mich meinerseits rückwärts geschoben hatte, so war doch nicht abzusehen, wie lange der Status quo aufrechterhalten werden konnte.
    Deshalb kam ich zur Sache.
    »Ich glaube, ich weiß, was du denkst, Tuppy«, sagte ich. »Wenn du dort in den Büschen warst, während ich mich mit Angela unterhielt, dann hast du vermutlich auch gehört, was ich über dich gesagt habe.«
    »Stimmt genau.«
    »Siehst du. Nun, wir wollen das jetzt nicht von der moralischen Seite betrachten, obwohl manche Leute hier sicherlich von einer Abhöraffäre sprechen würden, und ich kann mir vorstellen, daß einige Kritiker darob sogar mißbilligend den Kopf schütteln könnten. Sie würden es – entschuldige das harte Wort, Tuppy – aber sie würden es nicht für die feine englische Art halten. Es ist einfach nicht die feine englische Art, Tuppy, alter Junge, das mußt du zugeben.«
    »Ich bin Schotte.«
    »Ach, wirklich?« sagte ich. »Das wußte ich gar nicht. Es ist doch komisch, daß man nie darauf kommt, jemand könnte ein Schotte sein, es sei denn, er hieße MacSoundso oder wäre geizig oder liefe in einem Kilt herum oder so. Übrigens«, fuhr ich fort, da ich dachte, ein intellektuelles Gespräch über einen neutralen Gegenstand könnte dazu beitragen, die Spannung abzubauen, »dann kannst du mir doch sicherlich etwas erklären, das mir schon viel Kopfzerbrechen bereitet hat. Dieses schottische Nationalgericht, Haggis – was tut man da eigentlich alles hinein? Das habe ich mich schon oft gefragt.«
    Aus der Tatsache, daß er diese Frage nur mit einem Hechtsprung über die Bank und einem Griff nach mir beantwortete, schloß ich, daß ihm zur Zeit der Sinn nicht nach Haggis stand.
    »Na ja«, sagte ich und machte meinerseits einen Satz über die Bank, »das ist jetzt nicht so wichtig. Wenn du also – um auf das Hauptthema zurückzukommen – dort in den Büschen warst und gehört hast, was ich über dich gesagt habe …«
    Er manövrierte jetzt mit Kurs Nordnordost um die Bank herum. Ich folgte seinem Beispiel, indem ich mich in südsüdwestlicher Richtung bewegte.
    »Sicherlich hast du dich gewundert über das, was ich gesagt habe.«
    »Mitnichten.«
    »Was? Ist dir denn am Tenor meiner Bemerkungen gar nichts merkwürdig vorgekommen?«
    »Von einem hinterhältigen, charakterlosen Schweinehund wie dir habe ich gar nichts anderes erwartet.«
    »Na hör mal«, protestierte ich. »Was ist denn los mit dir? Du hast doch sonst nicht so eine lange Leitung. Ich hätte gedacht, du würdest sofort merken, daß das alles zu meinem ausgeklügelten Plan gehört.«
    »Gleich hab ich dich«, sagte Tuppy, der nach einem blitzschnellen Griff nach meiner Gurgel vorübergehend das Gleichgewicht verloren hatte. Da mir das nur allzu wahrscheinlich vorkam, beeilte ich mich, ihn schleunigst mit den Tatsachen bekannt zu machen.
    Ohne dabei stehenzubleiben, erzählte ich ihm hastig, wie mir Tante Dahlias Telegramm ans Herz gegangen war; wie ich mich unverzüglich zum Schauplatz der Katastrophe begeben hatte; welche Überlegungen ich während der Autofahrt angestellt hatte und wie schließlich dieser wohldurchdachte Plan in mir gereift war. Ich sprach

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