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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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beschreibt,
    »Es tut gut, Bertie, mal mit jemandem zu reden, der vernünftige Ansichten über diesen Glossop hat. Mutter sagt immer, er sei ein netter Kerl, aber das ist doch einfach Unsinn. Das sieht man doch gleich, daß er einfach unmöglich ist. Er ist eingebildet und rechthaberisch und streitet sich ständig mit einem, auch wenn er genau weiß, daß er Blech redet; und er raucht zuviel und ißt zuviel und trinkt zuviel, und seine Haarfarbe finde ich auch häßlich. Außerdem wird er in ein paar Jahren überhaupt keine Haare mehr haben, denn sie gehen ihm jetzt schon aus, und ehe er sich’s versieht, wird er so kahl sein wie ein Ei, und er ist wirklich der letzte, der sich mit einer Glatze sehen lassen kann. Und ich finde es einfach abstoßend, wie er sich immerzu vollstopft. Wußtest du, daß ich ihn heute nacht um eins dabei erwischt habe, wie er mit vollen Backen einen kalten Braten verschlang? Es war fast nichts mehr davon übrig. Und du weißt doch, daß er beim Abendessen zugelangt hat wie ein Scheunendrescher. Ich finde das richtig ekelhaft. Aber ich kann nicht die ganze Nacht hier draußen bleiben und über Männer reden, die es gar nicht wert sind, daß man auch nur ein Wort an sie verschwendet, und die zu dumm sind, um einen Haifisch von einer Flunder zu unterscheiden. Ich gehe jetzt lieber hinein.«
    Mit diesen Worten zog sie den Schal, den sie sich zum Schutz gegen die kühle Abendluft umgelegt hatte, fester um ihre schmalen Schultern und trollte sich, während ich in der stillen Nacht allein zurückblieb.
    Na ja, nicht ganz allein, wenn man’s genau nimmt, denn kurz darauf rumorte es heftig im Buschwerk vor mir, und dann kam Tuppy zum Vorschein.

15
    Ich peilte ihn an. Es war jetzt schon ziemlich dunkel, und folglich konnte man nicht mehr besonders gut sehen, aber mir genügte das letzte Restchen Helligkeit, um ihn klar zu erkennen. Und bei dem, was ich da sah, kam ich zu der Überzeugung, daß mir erheblich wohler wäre, wenn ich eine solide Gartenbank zwischen ihm und mir wüßte. Infolgedessen erhob ich mich, einem aufgescheuchten Fasan nicht unähnlich, und verlegte meinen Standort auf die andere Seite besagter Bank.
    Meine bravouröse Behendigkeit verfehlte nicht ihre Wirkung. Er war anscheinend verwirrt und hielt inne, und während er dastand und mich stumm fixierte, perlte ihm ein Schweißtropfen von der Stirn auf seine Nasenspitze.
    »Na warte!« sagte er schließlich, und ich war ganz überrascht, ihn tatsächlich »Na warte!« sagen zu hören. Ich hatte immer geglaubt, so was läse man nur in Büchern. Wie zum Beispiel »Vermaledeiter Schurke!« oder »Potzblitz!« oder »Meiner Seel!«
    Aber es gab keinen Zweifel. Verschroben oder nicht, kurios oder nicht – er hatte »Na warte!« gesagt, und mit der dadurch geschaffenen Situation mußte ich nun fertig werden.
    Es bedurfte nicht des Scharfblicks eines Bertram Wooster, um zu erkennen, daß der Gute ein bißchen Wut im Bauch hatte. Ob aus seinen Augen de facto lodernde Flammen schossen, kann ich nicht sagen, aber es lag unzweifelhaft etwas Blitzendes darin. Außerdem hatte er die Fäuste geballt, seine Ohren zitterten leise, und sein Kiefer mahlte rhythmisch, als ob er gerade etwas vertilgte.
    In seinem Haar steckten kleine Ästchen, und über einem Ohr hing ein Käfer, für den sich Gussie Fink-Nottle sicherlich interessiert hätte. Ich kümmerte mich jedoch kaum darum. Dies war nicht der richtige Augenblick für das Studium von Käfern.
    »Na warte!« sagte er noch mal.
    Nun wird Ihnen jeder, der Bertram Wooster näher kennt, bestätigen, daß er immer dann am umsichtigsten und besonnensten handelt, wenn Gefahr im Verzuge ist. War er es nicht, der am Abend nach der Regatta, als er wegen Randalierens im Polizeigriff auf die Wache gebracht wurde, geistesgegenwärtig in die Rolle eines gewissen Eustace H. Plimsoll schlüpfte, wohnhaft in The Laburnums, Alleyn Road, West Dulwich, wodurch er verhinderte, daß der ehrenwerte Name Wooster in der Skandalpresse erschien und durch den Schmutz gezogen wurde? War er es nicht …
    Aber ich will Sie nicht mit Einzelheiten langweilen. Die Tatsachen sprechen für sich: dreimal eingebuchtet, aber nie unter dem richtigen Namen verurteilt. Da können Sie jeden im Drohnen-Club fragen.
    Folglich behielt ich meinen klaren Kopf auch in einer Situation, die mit jeder Sekunde brisanter wurde. Ich war kühl bis ans Herz hinan. Mit einem freundlichen und zuvorkommenden Lächeln, von dem ich hoffte, daß es trotz

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