Dann eben nicht, Jeeves
es nicht? Du bist selbst in Angela verliebt.«
»Was sagst du da?«
»Und du hast mich heruntergeputzt, um sie gegen mich aufzuhetzen und um mich aus dem Weg zu räumen.«
So einen blühenden Blödsinn hatte ich im ganzen Leben noch nicht gehört. Du liebe Zeit, ich kenne Angela doch schon, seit sie so groß war. Man verliebt sich doch nicht in eine enge Verwandte, die man schon gekannt hat, als sie noch so groß war. Außerdem verstößt das, glaube ich, irgendwie gegen die Regeln, wenn man seine Kusine heiratet. Oder verwechsle ich das mit Großmüttern?
»Tuppy, du armer Irrer«, rief ich, »das ist doch alles Mumpitz! Dir haben sie wohl was in den Tee getan?«
»Meinst du.«
»Ich in Angela verliebt? Da lachen ja die Hühner!«
»Denen wird das Lachen schon vergehen. Schließlich hat sie ›Schatz‹ zu dir gesagt.«
»Ich weiß, und es hat mich auch gestört. Diese Angewohnheit der jungen Leute von heute, mit Wörtern wie ›Schatz‹ um sich zu werfen wie mit Vogelfutter, lehne ich entschieden ab. Wo bleiben denn da die feinen Unterschiede!«
»Und du hast ihr die Fußgelenke massiert.«
»Aber doch nur so von Vetter zu Base. Das hat doch nichts zu bedeuten. Mann, du weißt ganz genau, daß ich Angela in gewissem Sinne nicht mal mit der Beißzange anfassen würde.«
»Ach? Und warum nicht? Sie ist dir wohl nicht gut genug?«
»Du hast mich falsch verstanden«, beeilte ich mich ihm zu erklären. »Wenn ich sage, daß ich Angela nicht mit der Beißzange anfassen würde, dann will ich damit nur zum Ausdruck bringen, daß ich für sie lediglich zurückhaltende, wenn auch herzliche Wertschätzung empfinde. Mit anderen Worten: Du kannst sicher sein, daß die Beziehungen zwischen der jungen Dame und mir immer nur freundschaftlicher Natur waren.«
»Außerdem warst du es wahrscheinlich, der ihr den Tip gegeben hat, daß ich letzte Nacht in der Speisekammer war. Dadurch hat sie mich mit dem Braten überrascht und eine noch schlechtere Meinung von mir bekommen.«
»Na hör mal, Tuppy! Ein Wooster?« Ich war entrüstet. »Glaubst du wirklich, ein Wooster wäre zu so was imstande?«
Er schnaufte.
»Hör zu«, sagte er. »Es hat gar keinen Zweck, daß du leugnest. Die Tatsachen sind doch eindeutig. Sie ist mir in Cannes ausgespannt worden. Du sagst selbst, daß sie in Cannes die ganze Zeit mit dir zusammen war und sonst fast niemanden gesehen hat. Du schwärmst mir was vor von euerm gemeinsamen Baden, von euern Spaziergängen im Mondschein …«
»Ich hab nicht davon geschwärmt, ich hab’s nur erwähnt.«
»Nun weißt du, weshalb ich dich in Stücke reißen werde, sobald du hinter dieser verdammten Bank hervorkommst. Ich weiß gar nicht«, sagte Tuppy mißvergnügt, »wozu diese dämlichen Gartenbänke gut sein sollen. Sie stehen einem nur im Weg.«
Kaum hatte er das gesagt, grapschte er nach mir, und um ein Haar hätte er mich erwischt.
Jetzt hieß es, sich hurtig etwas einfallen lassen, und wie ich schon erwähnte, zeigt sich Bertram Wooster in solchen Momenten der Gefahr von seiner besten Seite. Plötzlich kam mir das kleine Mißverständnis vor kurzem mit der Bassett wieder in den Sinn, und ich sah sofort, daß es sich hier gut verwerten ließ.
»Du siehst das alles ganz falsch, Tuppy«, sagte ich und machte ein paar Schritte nach links. »Ich war zwar viel mit Angela zusammen, aber unser Verhältnis war von A bis Z ein rein kameradschaftliches. Ich kann das auch beweisen. Während dieses Urlaubs in Cannes habe ich nämlich mein Herz einer andern geschenkt.«
»Wie bitte?«
»Ich hab’s einer andern geschenkt. Mein Herz. Während dieses Urlaubs.«
Er zeigte Wirkung. Die Verfolgung hörte auf. Seine Grapschhand fiel schlaff herunter.
»Ist das wahr?«
»Absolut amtlich.«
»Wie heißt sie?«
»Mein lieber Tuppy, über so was schweigt der Kavalier.«
Dann merkte ich, daß hier besondere Umstände vorlagen. »Madeline Bassett«, sagte ich.
Er schien überwältigt.
»Willst du damit sagen, du hättest dich in diese Schreckschraube Bassett verliebt?«
»›Schreckschraube‹ solltest du sie aber nicht nennen, Tuppy. Das ist sehr unhöflich.«
»Zum Teufel mit der Höflichkeit. Ich will Tatsachen. Du behauptest also allen Ernstes, du seist in diese verrückte Spinatwachtel verliebt?«
»Es ist auch ganz unberechtigt, daß du sie eine verrückte Spinatwachtel nennst. Sie ist ein sehr nettes, hübsches Mädchen. Hat vielleicht manchmal etwas eigenartige Ansichten – in puncto Sterne und
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