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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Hasen wird nicht jeder ihrer Meinung sein –, aber eine verrückte Spinatwachtel ist sie deswegen nicht.«
    »Egal. Du bleibst jedenfalls dabei, daß du sie liebst?«
    »Jawohl.«
    »Sehr unglaubwürdig, Wooster, sehr unglaubwürdig.«
    Jetzt mußte ich mit dem Knalleffekt kommen.
    »Was ich dir jetzt sage, Glossop, muß unter uns bleiben: Es ist noch keine vierundzwanzig Stunden her, seit sie mir einen Korb gegeben hat.«
    »Einen Korb?«
    »Ja, sie hat mich abblitzen lassen. Hier in diesem Garten.«
    »Vor vierundzwanzig Stunden?«
    »Es können auch fünfundzwanzig sein. Du siehst also: Wenn dir irgendeiner deine Angela in Cannes ausgespannt hat – ich war’s bestimmt nicht.«
    Und gerade wollte ich noch hinzufügen, daß ich Angela nicht mit der Beißzange anfassen würde, als mir einfiel, daß ich das schon einmal gesagt hatte und daß es nicht besonders gut angekommen war. Deshalb verkniff ich es mir.
    Die mannhafte Offenheit, mit der ich gesprochen hatte, tat ihre Wirkung. Die Mordlust schwand aus Tuppys Blick. Er sah jetzt aus wie ein Berufskiller, der es sich noch einmal überlegt.
    »Soso«, sagte er schließlich. »Na schön. Tut mir leid, wenn ich dir zu nahe getreten bin.«
    »Nicht der Rede wert, alter Junge«, erwiderte ich entgegenkommend.
    Seit dem Hervorbrechen Glossops aus dem Unterholz konnte ich jetzt zum erstenmal wieder frei und unbeschwert atmen. Ich kam zwar nicht direkt hinter der Bank hervor, aber zumindest ließ ich die Lehne los, und mit einem Gefühl der Erleichterung, wie es vermutlich auch diese drei Jünglinge im Alten Testament empfunden haben, als sie wieder aus dem Feuerofen herauskamen, tastete ich sogar vorsichtig nach meinem Zigarettenetui.
    Aber ich ließ es blitzschnell wieder los, als hätte es mich in die Finger gebissen, denn plötzlich vernahm ich ein Schnauben, und zu meinem Entsetzen bemerkte ich, daß mein alter Freund einen neuen Anfall bekommen hatte.
    »Wie kamst du eigentlich dazu, ihr zu erzählen, ich sei als Kind immer über und über mit Tinte verschmiert gewesen?«
    »Mein lieber Tuppy …«
    »Ich war als Junge immer sehr auf Körperpflege bedacht. Du hättest von meinen Fußsohlen essen können.«
    »Natürlich. Aber …«
    »Und dann dieses Geschwätz, ich sei geistlos. Ich sprühe vor Geist. Und was die Behauptung betrifft, ich würde im Drohnen-Club von allen geächtet …«
    »Aber mein lieber Junge, ich hab’s dir doch schon erklärt: Das gehörte alles zu meiner ausgeklügelten Taktik.«
    »Ach, was du nicht sagst. Dann tu mir bitte einen Gefallen und laß mich in Zukunft mit deinen Taktiken in Frieden.«
    »Ganz wie du wünschst, alter Knabe.«
    »Schön, ich hoffe, wir haben uns verstanden.«
    Er verfiel wieder in Schweigen und stand mit verschränkten Armen da. Wie er so vor sich hin starrte, sah er aus wie einer von diesen rauhbeinigen Kerlen in einem Western, der gerade bei einem Mädchen abgeblitzt ist und sich nun überlegt, ob er nicht mal einen Abstecher in die Rocky Mountains machen und ein paar Grizzlybären abknallen soll. Er war offenkundig mißvergnügt, und da er mir leid tat, versuchte ich, ihm etwas Nettes zu sagen.
    »Du weißt vermutlich nicht, was ›cum grano salis‹ heißt, Tuppy, aber so solltest du unbedingt alles nehmen, was Angela in der letzten Zeit zu dir gesagt hat.«
    Das schien ihn zu interessieren.
    »Wovon zum Teufel«, fragte er, »redest du eigentlich?«
    Ich merkte, daß ich mich klarer hätte ausdrücken sollen.
    »Du darfst ihr Geschwätz nicht zu wörtlich nehmen, Junge. Du weißt doch, wie die Frauen sind.«
    »Allerdings!« sagte er mit einem Schnaufer, der aus seinem tiefsten Herzen kam. »Und ich wünschte, ich hätte nie eine zu Gesicht bekommen.«
    »Ich will damit sagen, daß sie dich offenbar dort in den Büschen entdeckt hatte und dir mit ihrem Gerede eins auswischen wollte. Betrachte das mal von der psychologischen Seite. Du warst dort drüben, sie hat dich gesehen, und impulsiv, wie die Frauen nun mal sind, hat sie die Gelegenheit benutzt, um dir heimzuleuchten – dir sozusagen den Spiegel vorzuhalten.«
    »Spiegel?«
    »Genau.«
    Er schnaubte wieder, und zwar so laut, daß ich mir vorkam wie ein Mitglied der königlichen Familie, wenn einundzwanzigmal Salut geschossen wird. Er war wahrhaftig der größte Schnauber weit und breit.
    »Was soll das denn heißen – sie hätte mir den Spiegel vorgehalten? Bin ich etwa dick?«
    »Aber nein.«
    »Stimmt etwas mit meiner Haarfarbe nicht?«
    »Alles in

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