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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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und von diesem festlichen Anlaß, zu dem ein paar Worte zu sagen er nicht umhinkönne.
    »Na, Gussie«, sagte ich und brachte ihn zum Stehen, als er gerade zu einer neuen Runde ansetzen wollte. »Ist das nicht ein herrlicher Morgen?«
    Wenn ich es nicht schon vorher gemerkt hätte, dann wäre mir spätestens bei der Schroffheit, mit der er den herrlichen Morgen verfluchte, klar geworden, daß er nicht gerade quietschvergnügt war. Daher machte ich mich nun daran, sein Auge wieder mit Frohsinn zu verklären.
    »Ich habe eine gute Nachricht für dich, Gussie.«
    Er sah mich plötzlich interessiert an.
    »Ist die Höhere Schule von Market Snodsbury abgebrannt?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Grassiert der Mumps? Hat man diese Anstalt wegen Masern geschlossen?«
    »Nein, nein.«
    »Was meinst du dann mit einer guten Nachricht?«
    Ich versuchte ihn zu trösten.
    »Nimm’s doch nicht so schwer, Gussie. Preise in einer Schule zu verteilen ist das Einfachste von der Welt. Wozu sich also aufregen?«
    »Das Einfachste von der Welt, sagst du? Ist dir eigentlich klar, daß ich seit Tagen Schweißausbrüche bekomme und daß ich keine Ahnung habe, was ich sagen soll, außer daß ich sie nicht lange aufhalten will? Und ich werde sie nicht lange aufhalten, darauf kannst du Gift nehmen. Was soll ich denn bloß sagen, Bertie? Was sagt man denn so, wenn man Preise vergibt?«
    Ich dachte nach. Als ich noch diese private Grundschule besuchte, habe ich mal einen Preis für Bibelfestigkeit bekommen, und folglich hätte ich wohl wissen sollen, wie bei solchen Anlässen der Hase läuft. Aber ich konnte mich an nichts mehr erinnern.
    Dann fiel mir doch etwas ein.
    »Man sagt zum Beispiel, es sind nicht immer die Schnellsten, die das Rennen machen.«
    »Wieso?«
    »Na ja, es macht sich ganz gut, und meistens kriegt man ein bißchen Applaus dafür.«
    »Ich meine, wieso nicht? Wieso sind es nicht immer die Schnellsten, die das Rennen machen?«
    »Keine Ahnung. So ist es eben.«
    »Aber was bedeutet es denn?«
    »Wahrscheinlich soll das ein Trost für die sein, die leer ausgegangen sind.«
    »Und was nützt mir das? Über die mache ich mir keine Gedanken. Ich mache mir Gedanken über die Kerle, die Preise gewonnen haben und die zu mir aufs Podium kommen. Wenn die mir zum Beispiel Fratzen schneiden.«
    »Das werden sie schon nicht.«
    »Woher willst du das wissen? Wahrscheinlich haben sie nichts anderes im Kopf. Und selbst wenn sie’s nicht tun … Bertie, weißt du was?«
    »Na?«
    »Am liebsten würde ich deinen Rat befolgen und vorher etwas trinken.«
    Ich schmunzelte. Meine Gedanken, als er das sagte, lassen sich in den Worten »Wenn du wüßtest« zusammenfassen.
    »Ach, du machst das schon«, sagte ich.
    Er wurde wieder erregt.
    »Woher weißt du, daß ich das schon machen werde? Ich werde mich mit Sicherheit verhaspeln.«
    »I wo!«
    »Oder einen Preis fallen lassen.«
    »Ei was!«
    »Oder sonst irgendwas. Ich hab so ein Gefühl. Heute nachmittag passiert mit Sicherheit etwas, und alle werden sich über mich halb totlachen. Ich höre sie jetzt schon. Wie die Hyänen … Bertie!«
    »Ja?«
    »Erinnerst du dich noch an diese Grundschule, in der wir beide waren?«
    »Natürlich. Da habe ich doch den Preis für Bibelfestigkeit gewonnen.«
    »Quatsch – Preis für Bibelfestigkeit. Ich rede jetzt nicht von deinem Preis für Bibelfestigkeit. Erinnerst du dich noch an die Sache mit Bosher?«
    Und ob ich mich daran erinnerte. Die Sache gehörte zu meinen glücklichsten Kindheitserinnerungen.
    »Generalmajor Sir Wilfred Bosher kam in unsere Schule, um die Preise zu verteilen«, fuhr Gussie monoton fort. »Er ließ ein Buch fallen. Er bückte sich, um es aufzuheben. Und als er sich bückte, platzte ihm die Hosennaht.«
    »Haben wir gelacht!«
    »ja, herzlose kleine Meute, die wir waren. Anstatt still zu sein und einem tapferen Offizier mit Anstand aus einer äußerst peinlichen Situation zu helfen, haben wir vor Lachen geschrien und gejohlt. Und ich am lautesten von allen. Heute nachmittag wird mir dasselbe passieren, Bertie. Es wird die Strafe dafür sein, daß ich damals Generalmajor Sir Wilfred Bosher ausgelacht habe.«
    »Aber nein, Gussie, alter Junge. Dir platzt bestimmt nicht die Hosennaht.«
    »Woher willst du das wissen? Auch größeren Männern, als ich es bin, ist schon die Hosennaht geplatzt. General Bosher war ein hochdekorierter Offizier, der an der indischen Nordwestgrenze Hervorragendes geleistet hat, und sogar ihm ist die

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