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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Hosennaht geplatzt. Ich werde die Zielscheibe des allgemeinen Gespötts sein, das weiß ich genau. Und obwohl du haargenau weißt, was mir bevorsteht, kommst du jetzt an und faselst etwas von einer guten Nachricht. Die einzige gute Nachricht, die es jetzt für mich geben könnte, wäre die, daß unter den Pennälern der Höheren Schule von Market Snodsbury die Beulenpest ausgebrochen ist und daß sie alle mit Ausschlag im Bett liegen.«
    Jetzt war für mich die Zeit gekommen, um das Wort zu ergreifen. Sachte legte ich ihm die Hand auf die Schultern. Er schüttelte sie ab. Ich legte sie ihm noch mal auf. Er schüttelte sie wieder ab. Gerade wollte ich sie ihm zum drittenmal auf die Schulter legen, als er einen Schritt zur Seite machte und mich mit einer gewissen Quengeligkeit fragte, ob ich vielleicht vorhätte, ihn durch Handauflegen von irgendwas zu heilen.
    Ich fand seinen Ton zwar provozierend, aber man mußte wohl nachsichtig sein. Nach dem Essen, sagte ich mir, würde Gussie ein anderer Mensch sein.
    »Als ich sagte, ich hätte eine gute Nachricht, alter Junge, da meinte ich, von Madeline Bassett.«
    Seine eben noch fiebrig glänzenden Augen nahmen jetzt den Ausdruck tiefer Betrübtheit an.
    »Von ihr kannst du gar keine gute Nachricht haben. Ich bin bei ihr unten durch.«
    »Überhaupt nicht. Nimm noch mal einen neuen Anlauf, dann kommt alles ins Lot.«
    Und ich erzählte ihm in aller Kürze, was vergangene Nacht zwischen der Bassett und mir vorgefallen war.
    »Du brauchst also nur eine Reprise zu geben, und schon wird die Stimmung zu deinen Gunsten umschlagen. Du bist der Mann ihrer Träume.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Nein.«
    »Wie bitte?«
    »Alles zwecklos.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich brauch’s gar nicht erst zu versuchen.«
    »Aber sie hat mir ausdrücklich gesagt …«
    »Das spielt keine Rolle. Vielleicht hat sie mich ja mal geliebt. Aber nach dem, was gestern abend war, ist der Ofen aus.«
    »Aber keineswegs.«
    »Doch. Sie verachtet mich jetzt.«
    »Durchaus nicht. Sie weiß, daß das nur Muffensausen war.«
    »Und wenn ich es noch mal versuche, kriege ich wieder Muffensausen. Es hat keinen Zweck, Bertie. Ich bin ein hoffnungsloser Fall, und damit basta. Ich bin einfach nicht dafür geschaffen, irgendwelche Husarenstückchen zu vollführen.«
    »Hier geht es doch gar nicht um Husarenstückchen. Das hat mit unserm Thema überhaupt nichts zu tun. Es kommt lediglich darauf an …«
    »Ich weiß schon, ich weiß. Aber es ist sinnlos. Ich kann das nicht. Vergessen wir das Ganze. So ein Fiasko wie gestern abend will ich nicht noch mal erleben müssen. Du hast gut reden von wegen noch einen Anlauf machen. Du weißt ja gar nicht, was das bedeutet. Dir ist das doch noch nie passiert, daß du anfängst, dem Mädchen, das du liebst, einen Heiratsantrag zu machen, und auf einmal merkst du, wie du ihr was von den federartigen äußeren Kiemen des jungen Molchs erzählst. Ein zweites Mal halte ich das nicht aus. Nein, ich füge mich in mein Schicksal. Es ist Schluß. Und jetzt, Bertie, tu mir einen Gefallen und verschwinde. Ich muß mir meine Rede zurechtlegen, und ich kann mir keine Rede zurechtlegen, wenn du hier herumhängst. Und falls du doch noch länger herumhängen willst, dann erzähle mir wenigstens ein paar komische Geschichten. Diese Rasselbande will doch bestimmt etwas Lustiges hören.«
    »Kennst du den …«
    »Nicht so was. Deine zweifelhaften Witze aus dem Drohnen-Club kann ich nicht gebrauchen. Ich brauche etwas Anständiges. Irgendwas, das sie für ihr späteres Leben gebrauchen können. Nicht, daß mir an ihrem späteren Leben etwas liegt, außer daß ich hoffe, sie werden alle an ihrem Pausenbrot ersticken.«
    »Neulich hat mir jemand eine Geschichte erzählt. Ich krieg sie nicht mehr ganz zusammen, aber es ging da um einen kurzsichtigen Mann, der sich eine neue Brille verschreiben lassen will, und der Augenarzt sagt zu ihm: ›Sie brauchen keine Brille, Mann. Sie brauchen einen Blindenhund.‹«
    Er machte nur eine müde Handbewegung.
    »Und du meinst, das soll ich in eine Rede einbauen, die ich vor einer Horde Knaben halten muß, die vermutlich allesamt scheeläugige Brillenträger sind? Menschenskind, die würden mir ja das Podium stürmen! Laß mich lieber alleine, Bertie. Hau ab. Mehr verlange ich nicht von dir. Hau ab. – Meine Damen und Herren«, sagte Gussie leise vor sich hin, »ich will Ihren festlichen Anlaß nicht lange in Anspruch nehmen …«
    Es war ein sehr

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