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Dann eben nicht, Jeeves

Dann eben nicht, Jeeves

Titel: Dann eben nicht, Jeeves Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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nachdenklicher Wooster, der von dannen ging und ihn sich selbst überließ. Mehr denn je gratulierte ich mir zu der Umsichtigkeit, mit der ich meine Vorkehrungen getroffen hatte, so daß ich nur noch aufs Knöpfchen zu drücken brauchte, um sofort alles in Bewegung zu setzen.
    Bis vor kurzem hatte ich nämlich noch im stillen gehofft, wenn ich ihm die Seelenlage der Bassett schilderte, würde die Natur das Ihre tun und ihm so viel Auftrieb geben, daß ein Stimulans gar nicht nötig wäre. Man will ja schließlich nicht in anderer Leute Häusern herumsausen und Orangensaft-Krüge mit Gin auffüllen, wenn es nicht unbedingt sein muß.
    Jetzt aber war mir klar, daß ich nach Plan vorgehen mußte. Der vollkommene Mangel an Pep, Mumm und Schneid, den der Mann während unserer Unterredung soeben an den Tag gelegt hatte, machte deutlich, daß radikale Mittel erforderlich waren. Deshalb ging ich, gleich nachdem ich ihn verlassen hatte, zur Küche, wartete, bis der Butler sich entfernte, schlüpfte hinein und schnappte mir den fraglichen Krug. Dann hastete ich vorsichtig um mich blickend die Treppe hinauf und in mein Zimmer. Das erste, was ich dort sah, war Jeeves, der sich an meinen Hemden zu schaffen machte.
    Er betrachtete den Krug mit einem Blick, den ich – zu Unrecht, wie sich dann herausstellte – für einen strafenden hielt. Ich warf deshalb den Kopf zurück. Dummes Gerede würde ich mir von dem Burschen jetzt nicht gefallen lassen.
    »Nun, Jeeves?«
    »Sir?«
    »Es sah so aus, als wollten Sie etwas sagen, Jeeves.«
    »O nein, Sir. Ich bemerkte nur, daß Sie Mr. Fink-Nottles Orangensaft bei sich haben, und dazu wollte ich mir den Hinweis erlauben, daß es meiner Ansicht nach nicht ratsam wäre, Alkohol hinzuzufügen.«
    »Also wollten Sie doch etwas sagen, Jeeves, und zwar genau das …«
    »Ich habe das nämlich bereits erledigt, Sir.«
    »Was?«
    »Jawohl, Sir. Ich habe mich entschlossen, Ihrer Aufforderung nachzukommen.«
    Verblüfft starrte ich ihn an. Ich war zutiefst bewegt. Wäre denn nicht jeder zutiefst bewegt gewesen, der schon geglaubt hatte, so was wie ein Treueverhältnis gäbe es gar nicht mehr, und der dann merkt, daß es das doch noch gibt?
    »Jeeves«, sagte ich, »ich bin gerührt.«
    »Danke, Sir.«
    »Gerührt und erfreut.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    »Aber woher dieser plötzliche Sinneswandel?«
    »Durch Zufall begegnete ich Mr. Fink-Nottle im Garten, Sir, während Sie noch im Bett lagen, und wir unterhielten uns ein wenig.«
    »Und danach hatten Sie den Eindruck, daß er einen Schluck zur Stärkung gebrauchen könnte?«
    »In der Tat, Sir. Ich empfand seine Einstellung als defätistisch.«
    Ich nickte.
    »So kam es mir auch vor. ›Defätistisch‹ ist das richtige Wort. Haben Sie ihm gesagt, daß Sie seine Einstellung als defätistisch empfanden?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Aber es hat nichts genützt?«
    »Nein, Sir.«
    »Also gut, Jeeves, dann müssen wir jetzt handeln. Wieviel Gin haben Sie denn in den Krug getan?«
    »Reichlich ein Wasserglas, Sir.«
    »Ist das die normale Menge für einen erwachsenen Defätisten?«
    »Ich halte es für ausreichend, Sir.«
    »Na, ich weiß nicht recht. Wir sollten das Unternehmen nicht durch unnötige Zurückhaltung gefährden. Am besten gebe ich noch eine Portion dazu.«
    »Ich möchte davon abraten, Sir. Bei Lord Bransons Papagei …«
    »Sie machen wieder den alten Fehler, Jeeves, daß Sie Gussie mit einem Papagei verwechseln. Machen Sie sich davon frei. Ich werde noch ein Quantum nachgießen.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    »Ach, übrigens, Jeeves, Mr. Fink-Nottle hält Ausschau nach netten, unverfänglichen Geschichten, die er in seine Rede einbauen könnte. Fällt Ihnen da was ein?«
    »Ich kenne da eine Geschichte von zwei Iren, Sir.«
    »Pat und Mike?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Die zusammen den Broadway hinuntergehen?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Das ist genau das Richtige. Noch irgendwas?«
    »Nein, Sir.«
    »Na, das ist immer noch besser als gar nichts. Am besten gehen Sie zu ihm und erzählen ihm die Geschichte.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Er absentierte sich aus dem Zimmer, und ich schraubte die Flasche auf und ließ eine reichlich bemessene Menge ihres Inhalts in den Krug plätschern. Kaum war ich damit fertig, als ich draußen Schritte hörte. Ich hatte gerade noch Zeit, den Krug hinter das Foto von Onkel Tom auf den Kaminsims zu stellen, bevor die Tür aufging und Gussie hereinkam, der herumhopste wie ein Zirkusgaul.
    »Hallo, Bertie«, sagte er. »Hallo, hallo,

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