Dann fressen sie die Raben
ich gleichzeitig versuchen, ihn auszufragen. Ich packe das Foto wieder in meine Jeansjacke, die Lupe in meine Tasche und rufe Mam durch ihre Zimmertür zu, dass ich Alex besuchen gehe. Sie antwortet nur knapp, es klingt müde, vielleicht hat sie wieder eine Tablette genommen.
Ich wähle Alex’ Handynummer, er hört sich auch total verschlafen an, aber er lädt mich sofort ein und gibt mir seine Adresse.
Gerade als ich die Klinke der Haustür runterdrücke, öffnet Mam doch noch ihre Tür. Sie versucht, mich unter Tränen anzulächeln, presst sich ein »Bis später!« ab und schließt die Tür wieder, diesmal aber ganz sanft.
Und ich bin froh, jetzt weggehen zu können, wofür ich mich schrecklich schäme. Auch wenn ich mir sage, dass ich es nur für Lina tue, wird meine Schwester dadurch nicht wieder lebendig. Nein, letztlich mache ich das alles für mich, nur um mich besser zu fühlen. Um der Wohnung hier zu entfliehen.
Um meinem eigenen Schmerz davonzulaufen und den Schuldgefühlen.
www.wahrste-liebe.de
Blog für alle, die wirklich lieben
Heute nur eine Umfrage:
Kann man jemanden lieben, der böse ist?
Ja
Nein
Bitte einfach anklicken, Klicks werden automatisch gezählt.
Das Ergebnis und meine Meinung dazu dann in Kürze.
Bitte nehmt zahlreich teil, es ist wichtig für mich, danke. Falls Ihr noch etwas dazu schreiben wollt, gern!
5 Kommentare:
Waywo sagt:
Böse, was solln das sein?
Zizibe sagt:
Cool, du bist toll, ich liebe dich.
Miumiu sagt:
Kann man jemanden lieben, der nicht küssen kann, fänd ich die bessere Frage!
Waywo sagt:
Lol, oder noch besser, kann man jemanden mit Schweißfüßen lieben ;-)))
Leute, meine Umfrage ist ernst gemeint!
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Löwchenmeyers sagt:
Ich mache mir immer mehr Sorgen um dich!
Und du nervst. Schaff dir einen Hund an, um den du dich sorgen kannst.
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15. Kapitel
Auf dem Weg zu Alex komme ich am Krankenhaus vorbei und das erinnert mich nicht nur an Linas Tod, sondern jetzt auch an etwas, das ich in meinem Kummer völlig vergessen habe. Ich zögere, weiß nicht, ob ich jetzt schon bereit bin, wieder dorthin zu gehen, wo Lina gestorben ist, aber dann gebe ich mir einen Ruck.
Ich fahre mit dem Aufzug in den fünften Stock. Als ich den Krankenhausmief rieche, zieht sich alles in mir zusammen, und noch schlimmer wird es auf der Station. Ich vermeide jeden Blick auf Linas Zimmer und bete, dass ich nicht Oliver über den Weg laufe. Aber die Station ist ziemlich leer. Vorsichtig schaue ich ins Schwesternzimmer und treffe dort auf Jay, der mich wiedererkennt und freundlich anlächelt. Als ich nach Samira frage, erklärt er mir, dass Samira heute und morgen nicht auf der Station ist – ihre Schicht fängt erst wieder übermorgen an.
Ich beiße mir auf die Lippen. Ich will nicht bis übermorgen warten. Ich muss jetzt wissen, wer der geheimnisvolle Freund war, der Lina hier im Krankenhaus besucht hat. Ich fasse mir ein Herz und frage Jay, ob er vielleicht mit Schwester Samira über den geheimnisvollen Besucher von Lina gesprochen hat, aber er schüttelt bedauernd den Kopf. Ich denke an Lina und daran, dass ich nicht weiterkomme, wenn ich immer sofort klein beigebe. Deshalb gebe ich mir einen Ruck und frage ihn, ob Samira vielleicht telefonisch erreichbar ist, aber da ist sein ständiges Lächeln plötzlich wie weggewischt und er schlägt vor, dass ich Dr. Brandt nach ihrer Nummer fragen soll.
Ernüchtert fahre ich wieder nach unten und setze meinen Weg zu Alex fort. Ich habe das Gefühl, dass sich ständig mehr Felsbrocken vor mir auftürmen, die verhindern, dass ich erfahre, was hier vor sich geht.
Als ich bei Alex klingele, muss ich erst mal mit ihm durch eine Überwachungskamera reden, was ich reichlich abstrus finde. Danach öffnet er die Tür zu dem Aufzug, der mich direkt in seine Wohnung fährt.
Ich habe keine Ahnung, wie ich das Gespräch mit Alex anfangen soll, und hoffe, dass mir auf dem Weg nach oben noch etwas Gutes einfällt. Aber der elegante Penthouse-Aufzug katapultiert mich so schnell und direkt in den sechsten Stock, mitten in sein Wohnzimmer hinein, dass ich gar nicht zum Denken komme, sondern nur noch überrascht und sprachlos die Augen aufreißen kann. Von hier kann man durch die rundum verglasten Wände nicht nur die Münchner Freiheit von oben, sondern bis hin zu den Alpen sehen.
Alex ist noch in Boxershorts und T-Shirt. Er winkt mir zu, entschuldigt sich und verzieht sich sofort ins
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