Dann gib ihm die Axt
drehe dort meinetwegen Däumchen, aber lümmle nicht im Vorzimmer herum. Das lenkt Elsie ab.«
»Sie hat bis jetzt geschrieben«, sagte ich. »Außerdem ist sowieso Feierabend.«
»Ablenken tut es sie trotzdem«, schnaubte Bertha. »Ich wette, sie hat sich vertippt.«
Sie ging hinüber zur Schreibmaschine und prüfte mißtrauisch die letzten Seiten, die Elsie produziert hatte. Sie deutete anklagend mit dem Finger. »Da!« sagte sie. »Zweimal radiert. Und hier — noch ein drittes Mal.«
»Na und?« sagte ich. »Die Radiergummifirmen wollen auch leben. Wo kämen die hin, wenn keine Stenotypistin mehr einen Fehler machen würde? Drei Fehler auf vier Seiten ist doch nicht zu viel.«
»Denkst du. Sieh dir das mal an!«
Sie las weiter. Aber auf den nächsten Seiten konnte sie auch beim besten Willen nicht die Spur einer Verbesserung entdecken.
Ich sah Elsie an. Sie war flammend rot geworden.
»Schöner Detektiv bist du, wenn du nicht mal so was merkst«, knurrte Bertha. »Komm mit!«
Darauf hätte ich einige passende Antworten gewußt, aber Elsie flehte mich stumm an, den Mund zu halten. Ich folgte also Bertha wortlos in ihr Zimmer.
»Eine schöne Bescherung«, verkündete Bertha wütend und griff sich eine Zigarette.
»Was ist denn los? Hast du sie verloren?«
»Nein, nein, das geht schon in Ordnung. Sie ist tatsächlich Mrs. Ellery Crail und fährt einen Buick Roadmaster, der auf ihren Namen eingetragen ist. Ihr Begleiter war Rufus Stanberry, der Besitzer des Stanberry-Hauses. Er wohnt Fulrose Avenue 3271. Ein Apartmenthaus. Stinkfein, mit livrierten Hausdienern und Schnörkelfassade. Er fährt einen großen Cadillac.«
»Na, dann war doch der Nachmittag sehr erfolgreich, Bertha. Was beißt dich denn?«
»Erfolgreich?« schrie Bertha los. »Grün und blau habe ich mich geärgert, wie schon lange nicht.«
»Sprich dich ruhig aus.«
Bertha riß sich mühsam zusammen und sagte, noch immer ärgerlich: »Es muß an dir liegen. Du hast so was wie den bösen Blick. Wo du deine Hände im Spiel hast, geht nie alles glatt.«
Ich angelte nach einer der Zigarettenpackungen, die ich meinem langbeinigen Zigarettenmädchen abgekauft hatte, und kitzelte -eine Zigarette heraus.
Bertha deutete auf den Zigarettenkasten auf ihrem Schreibtisch. »Nimm dir ruhig eine von denen, Kleiner. Die gehen auf Spesen.«
Ich steckte die Zigarette zwischen die Lippen, schob die Packung wieder in die Tasche, riß ein Streichholz an. »Meine auch.«
»Wieso?«
»Ich hab' sie im Rendezvous einem Zigarettenmädchen abgekauft.«
Bertha schluckte mit Mühe eine boshafte Bemerkung herunter.
Ich holte alle drei Packungen hervor und legte sie nebeneinander auf die Schreibtischplatte.
Bertha machte ein finsteres Gesicht. »Was soll der Blödsinn?«
»Nichts«, meinte ich beiläufig. »Es ist meine Marke. Und sie hatte hübsche Beine. Das ist alles.«
Berhta erstickte fast.
»Tu dir nur keinen Zwang an«, meinte ich einladend.
»Du Halunke«, brachte Bertha heraus. »Du machst mich wahnsinnig. Ich könnte dir den Hals umdrehen.«
Ich blieb ganz gelassen. »Willst du mich auskaufen?«
»Nein!« brüllte sie mich an.
»Dann reg dich gefälligst wieder ab.«
Wir sahen einander einen Augenblick stumm an. Dann fragte ich: »Nun erzähl mal, was du bei der Jagd erlebt hast.«
Bertha nahm einen tiefen Zug aus ihrer Zigarette.
»Ich stand etwa fünf Minuten vor dem Rendezvous. Dann öffnete sich die Tür, und ein Pärchen kam heraus. Deine Beschreibung war prima. Die beiden waren nicht zu verfehlen. Sie standen noch so etwa eine Minute vor dem Eingang herum, dann trennten sie sich. Der Mann sah auf die Armbanduhr, dann stieg er in den dicken Cadillac. Die Frau marschierte die Straße hinunter. Ich mußte mich entscheiden — und ich hab' mich für den Mann entschieden.«
Ich nickte. »Ja, auf den hatte ich es abgesehen.«
Bertha funkelte mich wütend an. »Du hattest mit unserer Firmenkutsche den dicken Cadillac geradezu eingemauert. Der hat sie natürlich aus dem Weg geschoben, ohne sich mit irgendwelchen Manövern aufzuhalten. Frech wie Oskar.«
Ich schwieg.
»Wer stellt sich aber auch so dämlich hin. Du konntest dir doch ausrechnen, daß der Dicke mehr Platz zum Rausfahren braucht.«
Ich hielt mich an meiner Zigarette fest.
»Also«, fuhr Bertha fort, »ich hänge mich an den Cadillac an. Er fährt mit ziemlicher Geschwindigkeit zum Garden Vista Boulevard, biegt ein und fährt den Boulevard entlang. Was soll ich dir sagen —
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