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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lenz
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Arbeit.
    Auch dem zähesten Nachtdienst folgt ein Freizeitausgleich, und ich bin heilfroh, dass ich bald nach Hause kann. Ich bin hundemüde! Ich könnte gleich nach der Übergabe nach Hause fahren, wenn ich nicht in der Ambulanz vorbeigehen müsste, um nachzusehen, ob Frau Goldstein meine heutigen Termine verlegt hat und um herauszufinden, wie Denner inzwischen so drauf ist.
    Â»Guten Morgen«, begrüßt Frau Goldstein mich mit ihrem strahlenden Lächeln, »Kaffee ist gleich fertig.«
    Â»Das ist klasse. Den kann ich gut gebrauchen, auch wenn ich fürchte, dass das ganze Koffein gar nicht mehr wirkt. Ich wollte eigentlich nur kurz schauen, was meine Termine machen.«
    Â»Ihre Patiententermine konnte ich verschieben, aber Herr Denner hat für heute Mittag eine Ambulanzbesprechung angesetzt. Am besten klären Sie selbst mit ihm, ob er Sie dabei dringend braucht.«
    Klingt nicht so, als ob er heute gut drauf wäre. Am liebsten würde ich gar nicht mit ihm sprechen und ihn auch gar nie mehr sehen müssen. Aber es hilft ja nichts. Außerdem habe ich ja gar nichts gemacht. Nervös wie vor einer Prüfung betrete ich unser Büro. Nils sitzt an seinem Schreibtisch und wühlt mal wieder in irgendwelchen Zetteln.
    Â»Guten Morgen. Tut mir leid, dass ich wegen des Nachtdienstes heute ausfalle.«
    Er dreht sich zu mir um und mustert mich kühl. O Mann, ich dachte bislang, nur Bösewichte mit eisblauen Augen aus irgendwelchen Horrorfilmen können einen so ansehen. Jetzt werde ich eines Besseren belehrt.
    Â»Morgen, jetzt bist du ja hier.«
    Â»Ich wollte nur kurz fragen, was ansteht.«
    Â»Setz dich doch.«
    Das tue ich nur äußerst ungern. Alle meine Fluchtreflexe sind unter Nils’ Killerblick aktiviert. Seufzend lasse ich mich auf meinen Stuhl fallen und versuche dabei vergeblich, noch einen Rest von Haltung zu bewahren.
    Â»Was gibt’s denn?«
    Â»Wir werden hier einiges umstrukturieren müssen. Ich habe deshalb für heute Mittag eine Teambesprechung angesetzt und erwarte, dass du daran teilnimmst.«
    Seinem Tonfall nach zu urteilen, duldet er in diesem Punkt keine Widerrede. Ich versuche es trotzdem: »Sei mir bitte nicht böse, aber ich muss irgendwann auch mal schlafen. Reicht es nicht, wenn ich ein Protokoll der Besprechung bekomme?«
    Plötzlich steht Frau Goldstein in der Tür und kommt mir zu Hilfe: »Ach Herr Denner, seien Sie doch nicht so hart. Sie sehen doch, dass Frau Plüm fast schon im Sitzen einschläft.«
    Sie reicht mir einen Kaffee.
    Â»Vielen Dank«, murmele ich, trinke einen großen Schluck und beobachte Denner ängstlich. Auch Frau Goldstein sieht ihn erwartungsvoll an.
    Â»Danke für Ihr Engagement, Frau Goldstein, aber ich glaube, Frau Plüm kommt gut ohne Ihre mütterliche Unterstützung zurecht.«
    Frau Goldstein zieht sich empört zurück. Nun wendet Nils sich leider wieder mir zu: »Und du solltest dich fragen, ob dein Engagement für die Ambulanz ausreichend ist, wenn du es noch nicht einmal zu einer essentiellen Besprechung schaffst. Wenn du keine Lust hast, musst du natürlich nicht daran teilnehmen. Dann solltest du dich allerdings fragen, ob du überhaupt noch hier arbeiten möchtest.«
    Â»Warum findet die Besprechung denn nicht am Nachmittag statt, wie sonst auch?«
    Â»Da habe ich einen wichtigen Termin.«
    Klar, bestimmt im Café mit Schleim-Katharina, bei irgendwelchen Pseudo-Nachhilfestunden.
    Â»Du weißt schon, dass ich offiziell eine Ruhepause einlegen muss?«
    Â»Wie gesagt, du solltest deine Motivation zur Arbeit in dieser Ambulanz noch mal überprüfen. Es dreht sich nicht immer nur alles um dich.«
    Â»Darum geht es hier doch gar nicht. Ich hatte Nachtdienst und bin dementsprechend fertig.«
    Â»Es dreht sich also doch wieder um dich.«
    Â»Du hast dir ja nicht die ganze Nacht in der Klinik um die Ohren geschlagen.«
    Wenn ich genauer hinschaue, könnte das allerdings doch der Fall gewesen sein. Nils’ Augenringe können es mit meinen locker aufnehmen. Das sollte allerdings nicht mein Problem sein.
    Â»Und immer noch geht es nur um deine Befindlichkeiten.«
    So langsam weicht meine Aufregung einer bleiernen Müdigkeit. »Pass auf, Nils. Zum einen tut es mir leid, dass du die Situation gestern Morgen bei mir zu Hause missverstanden hast. Zum anderen habe ich aber auch keine Lust mehr, mich

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