Dann klappt's auch mit dem Doktor
diesen pseudokindlich niedlichen Löckchen â¦Â«
Vera kneift drohend die Augen zusammen: »Pass mal auf, du komplexbeladener â¦Â«
»So, das reicht für heute«, unterbricht Caro die beiden, »dass wir Frauen wohl noch in hundert Jahren keine Chancengleichheit haben werden, ist nun mal so. Wir müssen uns eben anstrengen. Aber deshalb sind nicht alle Männer gleich Macho-Ãrsche. Ralf und ich zum Beispiel führen eine wunderbar ausgeglichene Ehe, und gemeinsam schaffen wir es, Beruf und Kind zu verbinden.«
»Du meinst, du schaffst es, indem du dich völlig zerreiÃt, während Ralf beruflich kein bisschen kürzertritt«, wirft Vera schnippisch ein.
»Pass auf, sie hat heute mal wieder Haare auf den Zähnen«, mischt Till sich ein.
»Halt doch einfach ein Mal deine groÃe Klappe«, pampt Vera zurück. Caro lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen: »Ralf und ich arbeiten derzeit beide reduziert. Wobei, da hast du völlig recht, er immer noch entspannter ist als ich. Aber ich bin eben die Mutter.«
»Na, die Welt hat eben von allem etwas zu bieten: Macho-Ãrsche, Männer, die bekommen, was sie wollen, Frauen, die keine Lust auf solche Typen haben und ewig Single bleiben wollen, überzeugte Mütter und Frauen, die noch an die wahre Liebe glauben«, beende ich das Thema.
Till erhebt Einspruch: »Beim letzten Punkt bin ich nicht dabei. Das hier ist das Leben und kein Frauenroman.«
»Dann lass es halt. Wo schläfst du heute eigentlich?«
»Zu Hause. Ich habe nämlich alles im Griff.« Till prostet mir mit einem übertriebenen Grinsen zu.
Nachdem alle gegangen sind und ich die Küche aufgeräumt habe, nehme ich meinen neuen Ratgeber mit ins Bett. Diesmal werde ich kontinuierlich an mir arbeiten, nicht nur zwei Notizbuchseiten lang. Jeden Tag werde ich eine neue Verbesserung angehen. Die erste Aufgabe wird sein: Erledigen Sie nicht anderer Leute Arbeit. Grenzen Sie sich ab, und lernen Sie »nein« zu sagen! Das wird ein Kinderspiel. Nein sagen konnte ich schon immer gut. Glaube ich zumindest.
Nur zu Ben sage ich derzeit absolut ja. Wir haben uns während unseres letzten Telefonates endlich mal wieder verabredet.
Endlich! Verabredungen unter Ãrzten sind wirklich schwierig. Während meiner freien Woche hatte Ben natürlich ständig Dienst. Wie könnte es anders sein. Und so war ich überglücklich, als er mich fragte: »Darf ich dich am Freitag zum Abendessen bei mir zu Hause einladen? Dann koche ich was Schönes für uns.«
»Das klingt phantastisch, dann bis Freitag«, flötete ich in den Hörer. Schwupps, war ich auf Wolke sieben. Ich habe mir fest vorgenommen, dass wir auch bei dieser Verabredung nicht weitergehen werden. SchlieÃlich steht das groÃe Wochenende bevor. Ben und ich haben zufällig dieselbe Fortbildung auf Sylt gebucht. Es geht dabei um die »Therapie von Verbrennungen im Kindesalter«. Nächstes Wochenende werden wir gemeinsam dorthin fahren. Bietet sich ja an. Wir fahren mit seinem Auto hoch, er hat sich um das Hotel gekümmert, und ich freue mich auf ein romantisches Wochenende.
Kapitel 5
Nach einer anstrengenden Arbeitswoche habe ich Freitagnachmittag endlich Zeit, mein Büro in der Moby-Fit -Ambulanz einzuräumen und die Woche Revue passieren zu lassen.
Meine groÃartige Karriere als, hoffentlich irgendwann leitende, Ambulanzärztin läuft eher schleppend an, wie ich zugeben muss. Während meiner ersten Woche bei Moby Fit haben sich meine schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Denner ist als Psychologe der Chef und hält mich als Kinderärztin wohl für die kleine Maus, die ihm zuarbeiten soll.
Ich sortiere meine letzten Fachbücher ins Regal und stabilisiere sie mit Bücherstützen. Dann lasse ich den Blick über meine Hälfte des Büros schweifen. Damit bin ich zufrieden. Alles steht ordentlich auf seinem Platz.
Mein rosafarbener Locher, der dazu passende Tacker, der Stiftehalter und ein Block mit pinkfarbenen Herzchen-Post-its sind akkurat nebeneinander aufgereiht. Links davon stehen die Ablagefächer mit den zu bearbeitenden Akten, rechts die Schachtel für den Datenmüll. Frau Goldstein hat sie extra für mich mit rosa Glitzerpapier beklebt. AuÃerdem hat sie mir als Einstandsgeschenk eine riesige Packung rosaweià gestreifter Büroklammern überreicht. Das war so süà von
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