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Dann klappt's auch mit dem Doktor

Dann klappt's auch mit dem Doktor

Titel: Dann klappt's auch mit dem Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lenz
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stundenlang jeden einzelnen Fall wiederzukäuen und bei einer Patientendatenerhebung alles doppelt zu erfassen. Ich bin straffes, effizientes Arbeiten gewohnt. Das ist meine Stärke, und nur so bricht in einer Klinik nicht alles zusammen. Immer dieses Psychogelaber. Wenn ich meine Zeit mit Teetrinken, Räucherstäbchen, Schmierblättern und Quatschen verplempere, geht’s den Patienten auch nicht besser.
    Da ich so überstürzt vor Nervtöt-Denner flüchten musste, komme ich viel zu früh am Hintereingang des Fahrradkellers an und muss fast eine halbe Stunde auf Vera warten. Wo bleibt sie denn bloß? Da packen mich zwei Hände von hinten an den Schultern. Mit einem Aufschrei fahre ich herum.
    Â»Pssst, nicht so laut.« Es ist Vera, die eine OP -Haube und einen Mundschutz trägt. »Wie siehst du denn aus?«, frage ich sie entgeistert.
    Â»Wir sind doch inkognito. Hier, zieh das an«, flüstert Vera. »Das ist total albern.«
    Â»Möchtest du lieber von Dietrich erkannt werden?«
    Â»Das auch wieder nicht.« Grummelnd greife ich ebenfalls zu Mundschutz und OP -Haube und hoffe, dass mich so wirklich niemand mehr erkennen kann. Auf Zehenspitzen schleichen wir uns in den Fahrradkeller und warten geduckt hinter einer Säule, was passiert. Nach wenigen Minuten kommt Schwester Agatha durch den Hintereingang und geht zu den Fahrradständern. Sie scheint ebenfalls auf etwas oder eben jemanden zu warten. Dann fährt Dietrich auf seinem Rennrad in den Keller und stellt es ab. Er und Agatha blicken sich vorsichtig um und fallen sich in die Arme. Beim Anblick dieses wild knutschenden Paares überkommt mich ein gewaltiger Brechreiz, den ich kaum unterdrücken kann.
    Â»Na, was hab ich dir gesagt?«, flüstert Vera.
    Â»Psst, das ist echt widerlich. Was machen wir denn jetzt?«
    Â»Wieso wundert mich das hier nicht?«, hallt Denners Stimme durch den Keller. Dietrich, Agatha, Vera und ich schrecken allesamt ertappt zusammen. Denner geht unbeirrt zu seinem Fahrrad und holt es aus dem Ständer. Dann wendet er sich uns allen noch einmal zu:
    Â»Dr. Dietrich, Schwester Agatha, Frau Dr. Plüm und wer auch immer Sie sein mögen, falls Sie tatsächlich alle nichts anderes zu tun haben sollten, wünsche ich Ihnen ein schönes Wochenende.«
    Dietrich und Agatha glotzen ungläubig erst Denner und dann uns beide neben der Säule an. Während Denner sein Rad aus dem Keller schiebt, betritt nun auch die Person, mit der ich hier am wenigsten gerechnet hätte, den Raum – Frau Dietrich. Irritiert erblickt sie ihren Mann, der verblüfft immer noch Agatha im Arm hält, und erfasst ziemlich rasch die Situation. »Du elender Mistkerl!« Mit erhobenen Fäusten geht sie auf die beiden los.
    Â»Los, nichts wie weg hier«, raune ich Vera zu und ziehe sie hinter mir her durch den Hintereingang.
    Â»O Mann, jetzt haben wir das Beste verpasst«, nörgelt sie, während wir im Gang Mundschutz und OP -Haube abnehmen.
    Â»Das ist jetzt nicht dein Ernst. Das Ganze war eine totale Schnapsidee.«
    Â»Wieso, ist doch alles super gelaufen! Wir haben Dietrich in flagranti ertappt.«
    Â»Ja und Denner hat uns beim Spionieren erwischt. Wie konnte der mich überhaupt erkennen?«
    Â»Jetzt vergiss doch mal deinen blöden Psychologen. Das Wichtigste ist doch, dass du Frau Dietrich jetzt los bist.«
    Das stimmt, und es erleichtert mich ungemein. Auf dem Heimweg fällt nach und nach eine zentnerschwere Last von meinen Schultern.

Kapitel 9
    Endlich ist es so weit: Dieses Wochenende fahre ich nach Sylt. Schon in einer Stunde geht’s los. Ein Wochenende Erholung vom Denner’schen Psychoterror. Zu Hause widme ich mich meinem dringlichsten Problem: Koffer packen! Für einen Mann eine Sache von zwei Minuten. Für eine Frau eine nervenaufreibende, nahezu unlösbare Aufgabe.
    Ãœbers Wochenende nehme ich nur den kleinen Koffer mit. Männer stehen nicht auf Frauen mit zu viel Gepäck. Ich kann in jeder erdenklichen Situation modisch perfekt sein, ohne für ein Wochenende den Divenschrankkoffer mitnehmen zu müssen. Für zwei Tage zu packen kann doch nicht so schwer sein!
    Nach ausführlicher telefonischer Beratung mit Vera und einem Blick auf die Wettervorhersage entscheide ich mich für leichte Sommergarderobe und werfe ein paar luftige Kleider in den Koffer. Da habe ich ja noch massig Platz. Hmmm, abends wird es

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