… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)
davon, dass mein Vater ermordet wurde?“
Er schwieg kurz und drückte ihre Schulter. „Ja, abgesehen davon.“
Ich habe begriffen, dass ich eine Versagerin bin, erwiderte sie in Gedanken. In sexueller, finanzieller, gesellschaftlicher, bildungsmäßiger und beruflicher Hinsicht. Also eigentlich auf ganzer Linie. Aber so etwas hätte sie nie im Leben laut ausgesprochen, nicht mal vor sich selbst. Und schon gar nicht vor jemand anderem.
„Komm doch mit rüber zum Essen“, bot Ben in ganz und gar unpolizistenhaftem Ton an. „Molly macht Lasagne. Fertig-Lasagne, du brauchst also keine Angst zu haben.“
Lori musste lachen, doch ihre Stimme war ganz zittrig.
Ben zog sie in seine kräftigen Arme, die Lori ein Gefühl von Sicherheit und Wärme vermittelten. „Jetzt sag schon, was los ist mit dir.“
Ihre Hand verkrampfte sich um den Hals der Weinflasche. „Frauensachen, Ben. Und es ist nichts Ernstes. Einfach nur sodeprimierendes Zeug.“
„Verfrühte Wechseljahre?“
„Halt die Klappe.“ Sie lachte und verpasste ihm mit der freien Hand einen ordentlichen Klaps.
Ben schenkte ihr sein rar gesätes Lächeln. „Meine Mutter führt in letzter Zeit immer diese seltsamen Gespräche mit Molly. Da bekommt man so einiges mit, ob man will oder nicht.“
„Wirklich, es ist nichts. Es geht bloß um Männer. Und jetzt hau ab.“
Sein Lächeln wich einem Stirnrunzeln. „Was für Männer genau?“
„Hau ab!“
„Alles klar, aber ich werde die Tribune nach Hinweisen durchforsten.“
„Mach das ruhig.“ Sie drehte ihn an der Schulter um und schob ihn förmlich in Richtung Haustür, auf die Veranda und die Vortreppe hinunter.
Wo seine Rückenmuskulatur plötzlich unter ihrer Hand erstarrte. Ben stand da wie festgewachsen. Lori versuchte, ihn weiterzuschieben, aber er rührte sich keinen Zentimeter mehr.
Da er schon vor der Tür war, kümmerte seine plötzliche Erstarrung sie jedoch nicht weiter. Sie wollte gerade zurück ins Haus springen, da entdeckte sie Quinn. Mitten auf dem Autohof. Mit vor Wut blitzenden Augen.
„Was glotzt du denn so blöde?“, rief Lori.
„Ich glotze nur auf eine Frau, die in Unterwäsche durch die Gegend spaziert, und zwar mit dem Mann, der mit meiner Schwester zusammen ist.“
Ben stieß zischend die Luft aus.
Lori überlegte kurz, ob sich die beiden schon mal geprügelt hatten. Sie waren seit Jahren beste Freunde, und keiner von beiden hatte einen Hang zur Gewalttätigkeit. Aber es gab für alles ein erstes Mal. Vorsorglich legte sie eine Hand auf Bens Arm.
„Verpiss dich, Quinn“, knurrte Ben, aber Lori spürte keine echte Wut hinter seinen Worten. Er warf ihr einen Schulterblickzu, dann sah er wieder zu Quinn, machte ein nachdenkliches Gesicht, verlor aber kein Wort darüber, dass er seinem Freund schon wieder auf Loris Grundstück begegnete. Schweigend stieg Ben in sein Polizeiauto und fuhr davon.
Auch Quinn sagte nichts. Er starrte Lori einfach nur mit einer Mischung aus echter Verwirrung, Frust und Ärger an.
Lori tat ihr Bestes, um nur ein einziges Gefühl in ihren Blick zu legen: absolutes und auf ganzer Linie Angepisstsein. Sie verschränkte die Arme vor der Brust – wobei sie den Schmerz ignorierte, als sie sich mit der Flasche gegen den Ellenbogen schlug – und zwang Quinns Blick nieder.
Eine düstere Wolke umnebelte Quinns Gehirn und bombardierte seine Gedanken mit rasierklingenscharfen Granatsplittern. In seinem Kopf herrschte so ein Chaos, dass er der Gesamtsituation keinen Sinn mehr abgewinnen konnte.
Das Einzige, was zu ihm durchdrang, war der Anblick einer halb nackten Lori.
Im Freien.
Im Freien, ja, aber ansonsten genauso, wie er sie sich in Unterwäsche vorgestellt hatte.
Außer dass sein bester Freund in seiner Vorstellung nicht anwesend gewesen war.
Und dass Lori nicht wütend gewesen war. Oder so betrunken, dass sie direkt aus einer Weinflasche trank.
Als hätte sie seine Gedanken gelesen, hob sie eine Braue – und die Flasche wieder an ihre Lippen.
Der Anblick machte Quinn unangemessen wütend. „Was zur Hölle ist hier los?“, fragte er.
Sie wedelte in einer großzügigen Geste, die das Haus, den Hof und die Straße einschloss, mit der Flasche herum. „Ach, nur meine Donnerstagabend-Pyjamaparty. Ich und meine zahlreichen Mechanikerinnenfreundinnen liefern uns Kissenschlachten und versuchen, ahnungslose Passanten in mein Haus zu locken, indem wir in unserer Männerunterwäsche auf der Straßeherumtollen. Funktioniert es?“
Quinn
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