… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)
kein bisschen mehr, dass er nicht gleich mit ihr hatte schlafen wollen. Er war es gewohnt, die Silikonberge von Frauen wie Tessa Smith zu erklimmen. Und jetzt brauchte er eben Zeit, sich an das Flachland einer Lori Love zu gewöhnen.
Männer, die sich für Frauen wie diese Tessa interessierten, schenkten Frauen wie Lori normalerweise keine Aufmerksamkeit.Und dabei hatte sie sich bei ihren Ausflügen nach Aspen so hübsch gefühlt.
Und hübsch war sie auch gewesen. Na gut, wohl eher süß. Auf eine mädchenhafte Weise. Aber auf keinen Fall schön. So im Sinne von fraulich.
Lori sah auf ihre dicken Wildleder-Arbeitsschuhe hinab und fragte sich, wie sie sich jemals hatte einbilden können, mehr als ein Mitleidsfick zu sein. Aber genau das war sie. Wie erniedrigend.
„Miss Love?“, fragte eine heisere Stimme aus Richtung des kleinen Büros. Lori musste sich zwingen, zu Esteban aufzusehen. „Ich hab die Schlüssel und bin dann bis sechs im Einsatz.“
„Alles klar“, erwiderte sie und beobachtete, wie er die nötigen Unterlagen für seine Nachtschicht zusammensammelte. Vermutlich sollte sie sich eher an Männer wie Esteban halten. Stämmig und schweigsam, mit tätowierten Armen und geschorenem Schädel. Keine Ziele im Leben, außer die heißeste Karre im Ort zu fahren.
Andererseits standen wahrscheinlich auch die Estebans dieser Welt eher auf riesige, unechte Möpse. Wie alle.
Als sich Esteban wieder aufrichtete, bemerkte er, dass sie ihn musterte, und runzelte die Stirn. Lori starrte finster zurück.
„Lori?“, wurden sie von Joe unterbrochen. „Alles okay?“
„Ja, klar.“
„Was will denn der Chief? Er klang ziemlich ernst.“
„Ach, nichts Wichtiges.“
Joe musterte sie genau. „Aber du benimmst dich in letzter Zeit ziemlich seltsam. Brauchst du jemanden zum Reden? Wir könnten ja gleich in der Bar ein Bier trinken gehen.“
„Nein danke, Joe.“ Den ganzen Tag über hatte sie es geschafft, sich so weit zusammenzureißen, dass sie die Männer nicht mehr zur Schnecke machte als sonst auch. Doch jetzt konnte sie ihren Unmut kaum mehr zügeln und wollte einfach nur noch alleine sein. Bier: Oh ja! Gesellschaft: Nein danke.
Als Joe ihr einen besorgten Blick zuwarf, bekam sie sofort einschlechtes Gewissen, beschloss aber, ihn dennoch zu ignorieren. Joe ließ es auf sich beruhen, winkte ihr zum Abschied und verließ zusammen mit Esteban die Werkstatt. Sie war allein.
Wütend legte sie den Schraubenschlüssel wieder an der Radmutter an und ignorierte dabei tapfer, dass die Welt vor ihren Augen verschwamm. Ganze fünf Minuten brauchte sie noch für den Radwechsel, und keine einzige Träne floss. Schließlich fuhr sie den Wagen aus der Werkstatt, legte die Schlüssel unter die Fußmatte und rief den Besitzer an. Dann schloss sie die Halle zu und nahm den direktesten Weg zum Kühlschrank.
„Gott, nein“, jammerte sie, als sie den Inhalt sah. In ihrem verzweifelten Versuch, zur Sexbombe zu mutieren, hatte sie Wein anstelle eines Sixpacks gekauft. Die Vorstellung, noch mal einkaufen zu gehen, erschien ihr allerdings noch abstoßender, als die Vorstellung, Wein statt Bier zu trinken. Also öffnete sie die Flasche und stampfte weiter ins Badezimmer.
Nach einer halben Stunde in der Badewanne, in der sie die Hälfte der Flasche geleert hatte, und zwar ohne den Umweg über ein Glas, was bestens zu ihrer melodramatischen Stimmung passte, ging es Lori schon besser. Nach dem Baden verkroch sie sich mit dem restlichen Wein oben in ihr altes Zimmer und ließ sich von ihrer Lieblings-DVD vom Travel Channel auf venezianische Kanäle entführen. Der Rotwein schmeckte annähernd italienisch, und der kühle Wind, der durchs offene Fenster wehte, fühlte sich mit ein bisschen Fantasie an wie eine laue mediterrane Brise. Wobei Lori sich allerdings kaum vorstellen konnte, sich in ihren Lieblingsunterhosen und einem Tanktop von einem Gondoliere durch die Gegend kutschieren zu lassen.
Molly hatte ihr zu Weihnachten ein Sieben-Tage-Unterhosenset geschenkt, und da Lori nach ihrem Bad das Donnerstagshöschen nicht hatte finden können, trug sie jetzt eins, auf dem in Glitzerbuchstaben das Wort „Saturday“ prangte, was ihr das erste, wenn auch etwas schwächliche Lächeln für diesen Tag entlockt hatte.
Als sie in Gedanken gerade den Canal Grande entlangschipperte,drang aus dem Erdgeschoss ein absolut inakzeptables Geräusch zu ihr hoch. Lori schaltete die Musik aus und verschränkte die Arme, aber das Klopfen kehrte
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