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Dann mach ich eben Schluss

Dann mach ich eben Schluss

Titel: Dann mach ich eben Schluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Fehér
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Dienstbesprechung in diesem Schuljahr begrüßen«, beginnt Herr Gaedicke. »Aus aktuellem Anlass, der uns alle mehr als erschüttert, möchte ich den tragischen Unglücksfall um unseren Abiturienten Maximilian Rothe, der dabei ums Leben gekommen ist, sowie seine Schwester Natalie und seine Freunde Annika Pietz und Paul Fischer, die verletzt, aber immerhin mit dem Leben davongekommen sind, an die erste Stelle unserer Tagesordnungspunkte setzen. Ich nehme an, dass Sie, Herr Kollege Brückner, deshalb heute bei uns erschienen sind.«
    Brückner nickt.
    Â»Was soll passiert sein?« Irina Melberg starrt den Rektor an, die Hand auf den geöffneten Mund gepresst, in ihrer Bewegung erstarrt. »Maximilian …?«
    Â»Wussten Sie das noch nicht?«, vergewissert sich Gaedicke. »Es ist bereits am Freitagabend passiert, daher dachte ich, Sie wüssten alle Bescheid.«
    Â»Mein Mann und ich sind erst gestern spätabends von einer Wochenendreise zurückgekommen, waren mit dem Wohnmobil an der Ostsee. Ich kann es nicht glauben …«
    Gaedicke erläutert kurz den Ablauf des Unglücks. »Die polizeilichen Ermittlungen haben ergeben, dass man einen Selbstmord Maximilians nicht ausschließen kann«, fügt er hinzu. »Ein Fremdverschulden jedenfalls liegt nicht vor. So oder so ist das Ganze natürlich furchtbar, und ich bin sicher, Ihrer aller Mitgefühl gehört ebenso wie meines den Eltern und der Schwester des Jungen.«
    Â»Natürlich«, flüstert Irina Melberg, ihre Hand zittert, als sie sie wieder sinken lässt und nach Brückners Arm greift, als müsse sie sich daran festhalten; Brückner sieht, dass sich ihre Augen mit Tränen füllen. »Der Maximilian, das war doch so ein ruhiger, unauffälliger, der nie Schwierigkeiten gemacht hat, erst neulich hat er mir noch geholfen … und jetzt so aus dem Leben gerissen … das kann ich gar nicht … das haut mich jetzt völlig um!«
    Â»Es war für uns alle ein Schock. Eine entsprechende Anzeige, auch in Ihrem Namen, habe ich bereits für das kommende Wochenende in drei der renommierten Tageszeitungen unserer Stadt geschaltet. Dennoch steht es uns nun bevor, heute unseren Schülerinnen und Schülern Ansprechpartner zu sein. Die allermeisten werden wissen, was geschehen ist, doch wir können davon ausgehen, dass sie geschockt sind und viele Fragen im Raum stehen. Unsere Aufgabe ist es, ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, schon damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholt. Aber auch wir sollten uns die Zeit nehmen, unsere Gedanken zu äußern. Maximilian Rothe war ein eher zurückhaltender und bescheidener Schüler, dem zumindest ich nicht unbedingt angemerkt habe, dass er Selbstmordabsichten hegt. Aber einige von Ihnen kannten ihn genauer. Ich bitte um Wortmeldungen.«
    Brückner hebt seine Hand.
    Â»Es fällt mir überaus schwer, zu sprechen, da ich vollkommen fassungslos über das bin, was geschehen ist«, beginnt er. »Jedoch erscheint mir der Gedanke an einen Suizid Maximilians keineswegs abwegig«, beginnt er. »In den letzten Wochen vor meiner Erkrankung habe ich bei ihm durchaus einen Zustand bemerkt, den man als Verzweiflung bezeichnen kann. Max litt sehr unter seinem strengen und extrem leistungsorientierten Vater, der von ihm verlangt hat, den Leistungskurs im Fach Mathematik zu belegen, obwohl Maximilian von sich aus Kunst gewählt hätte. Es ist kein Geheimnis, welch ein begnadeter Künstler in ihm steckte. Seine Begabung jedoch wurde nicht hinreichend gefördert, sondern er musste viel Zeit darauf verwenden, für ein Fach zu pauken, das ihm weder gefiel noch lag. So blieb ihm kaum Raum für das, was er wirklich tun wollte.«
    Â»Seine Bilder sind sagenhaft«, bestätigt die Kunstlehrerin, Frau Grillotti. »Aber ich dachte immer, Maximilian hätte neben dem Schulbesuch eine private Malschule besucht, in der er seiner Leidenschaft nachgehen konnte.«
    Â»In solchen Dingen hat ihn sein Vater leider ausgebremst«, erklärt Brückner. »Ein unangenehmer Mann, wenn ich das so bemerken darf. Einer von der Sorte dynamischer Geschäftsmann, der auch mir in einem persönlichen Gespräch eine Dienstaufsichtsbeschwerde androhte, sollte ich die Note seines Sohnes nicht nach oben hin korrigieren.«
    Â»Kein Wunder, dass du krank geworden bist«, wirft Irina Melberg ein. »Mein Gott, der arme

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