Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
letzten fünfzig Jahre getan hat.“ Und abgesehen davon gehörte er mir. Ich hatte diese Jagd begonnen, ich würde sie auch zu Ende bringen.
Er zuckte mit den Schultern. „Nicht alle Agenten sind Menschen. Vardimal ist ein Aasfresser, trotz seiner Verachtung für die Menschen. Er braucht Leute, er giert nach ihnen. Hellesvront wird ihn finden.“
„Wozu zum Teufel ist die Dämonenpolizei eingeschaltet worden? Töten können die ihn nicht. Ich muss es ja wissen, ich habe es schließlich versucht. Wo sind die anderen?“, fragte ich und schielte zu ihm hoch, um sein Gesicht zu sehen. Ohne Erfolg.
„Die andere Nekromantin und die Dreckhexe schlafen. Dein früherer Liebhaber ist im Gästezimmer eingesperrt, ansonsten aber unversehrt.“ Japhrimels Ton hatte sich leicht verändert. In seiner Stimme lag … Abscheu. Seine Augen glühten von innen heraus. Mit der Sonne im Rücken sah er aus wie ein Schatten mit strahlenden Augen. „Ich würde mit dir gern über etwas anderes reden, Dante.“
„Wenn Vardimal ein Aasfresser ist, was bist dann du?“
„Ich gehöre der höheren Schar an, er der niederen. Ich bin nicht von seinen Begierden geplagt.“ Japhrimel zuckte mit den Schultern, allerdings nicht so geschmeidig wie sonst.
„Bist du deshalb der Auftragsmörder des Teufels?“
Mit dem Anflug eines gequälten Grinsens entblößte er die Zähne. „Ich bin deshalb der Auftragsmörder des Fürsten, weil ich in der Lage bin, meine Brüder und Schwestern ohne Skrupel umzubringen, Dante. Und weil er mir vertraut, dass ich seine Anweisungen befolge. Aber ich wollte mir dir über etwas anderes reden, nämlich …“
Das interessierte mich jetzt nicht im Mindesten. „Ist es wahr?“, fragte ich. „Sedayeen und Nekromanten – ist es wahr?“
Eine ganze Weile war er still, und schließlich sagte er: „Es ist wahr. Sedayeen und Nekromanten haben rezessive Gene, die mit denen der Dämonen eng verwandt sind. Ich wollte mit dir …“
Götter. Ich bin ein Mensch, dachte ich. Ich hin kein Dämon. Ich weiß, dass ich ein Mensch hin. „Später“, erwiderte ich und schob ein Bein aus dem Bett. Es ging doch nichts über die wohlige Wärme der Decken, außer die wohlige Kühle der Klimaanlage. „Hol die anderen. Wir müssen uns an die Arbeit machen.“
„Du solltest etwas essen“, sagte er und trat ins Sonnenlicht zurück. „Bitte.“
„Ich mache dir einen Vorschlag.“ Rasch kam ich auf die Beine, zu froh darüber, endlich senkrecht zu stehen, als dass ich mir Gedanken gemacht hätte, weil ich nackt war. Immerhin war er ein Dämon, da hatte er wahrscheinlich schon haufenweise nackte Frauen gesehen. „Wenn ich mit Duschen fertig bin, holst du die anderen, und während wir Pläne schmieden, frühstücke ich.“ Als ich zum Bad ging, hörte ich, wie er lautstark den Atem einsog. „Ist was?“
Ich blieb stehen und sah mich zu ihm um. Meine Knie zitterten, aber ich fühlte mich überraschend gut, obwohl ich erschossen und aus dem Reich der Toten zurückgezerrt worden war.
„Deine … Narben.“ Japhrimels Stimme klang wieder völlig ausdruckslos.
„Die spüre ich nicht mehr“, log ich. „Das ist schon lange her. Schau, Japh …“
„Wer? Wer hat dir das angetan?“ Nun lag noch ein Hauch von etwas anderem in seiner Stimme. War es Wut?
Jetzt war es an mir, mit den Schultern zu zucken. „Es ist schon lange her, Japhrimel. D … die Person, die das getan hat, ist tot. Hol die anderen. Ich frühstücke während der Besprechung.“ Ich zwang mich zu einem weiteren Schritt Richtung Bad. Und noch einem. Das hast du jetzt davon. Was musst du vor einem Dämon auch nackt herumlaufen, dachte ich und schaffte es irgendwie, doch noch ins Bad zu kommen. Ich knipste das Licht an und schloss die Tür hinter mir, bevor ich zu der anderen Ansammlung von Klauennarben auf meinen Bauch hinuntersah. Meine Rippen zeichneten sich unter der Haut ab – man konnte sie regelrecht zählen –, und meine Hüftknochen ebenso. Ich hatte an Gewicht verloren.
Ich stieß einen tiefen Seufzer zwischen den Zähnen hervor. Meine Beine zitterten. Ich blickte hoch, sah meine Augen im Spiegel. Erneut hatte ich Santino gegenübergestanden und überlebt.
„Vielleicht werde ich bei diesem Job doch nicht draufgehen“, flüsterte ich, riss den Blick von meinem abgezehrten Gesicht los und stellte mich unter die Dusche.
Gabe sah viel besser aus, vor allem, da ihr langes, dunkles Haar wieder sauber und nach hinten gekämmt war. Eddie schonte
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