Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
eine abwehrende Geste. „Na schön. Pass auf, dass du nichts in Brand steckst. Und geh sorgsam mit meinem Haus um.“
„Wie meine Gebieterin wünscht.“ Viel ironischer hätte er kaum mehr klingen können.
Ich ging die Treppe hinauf. Meine Beine schmerzten. Sogar die Zähne taten mir weh. Jetzt habe ich den Job gerade mal eine Stunde, und schon bin ich urlaubsreif. Ich konnte das Lachen nicht unterdrücken, als ich mich an der Wand abstützen musste. Mein Schwert schien viel schwerer zu sein als sonst. Auf halber Höhe, unter der Nische mit dem Altar, standen drei Wasserflaschen, von denen ich mir eine schnappte. Ich suchte in meiner Handtasche nach einer Salztablette und schluckte sie hinunter. Eine Kruste aus getrocknetem Schweiß überzog meine Haut. Vermutlich roch ich, als hätte man mich in den Backofen gesteckt. Es war ein Wunder, dass ich keinen Hitzschlag bekommen hatte.
Ich trank die Flasche leer, ließ das Schwert auf mein Bett fallen, legte meine Tasche ins Badezimmer und zog mich aus. Zwischendrin drehte ich die Dusche an und untersuchte im Spiegel meine Schulter.
In die Haut war ein Siegel eingebrannt, wie ich es noch nie zuvorgesehen hatte. Es stammte nicht aus den Neun Kanons. Ich war keine Dämonologin, also wusste ich nicht, was es bedeutete.
Aber als ich es berührte – die Glyphe glitt unruhig hin und her, und die seilartige Narbe zuckte unter meinen Fingern –, überlief mich eine Hitzewelle, und ich atmete zischend aus.
Ich sah meine Küche, als würde ich durch eine flimmernde Glasscheibe schauen. Die vertrauten Gegenstände schwankten und schimmerten in einem gespenstischen Licht. Er betrachtete meinen Herd …
Nach Luft schnappend fiel ich auf die Knie. Das habe ich schon mal gelesen, dachte ich und fühlte mich seltsam getröstet. Ich habe gelesen, dass man durch die Augen eines Vertrauten sehen kann. Atme, Danny. Atme. Ein – aus. Das hast du doch schon dein ganzes Leben lang gemacht. Einfach weiteratmen. Der Fliesenboden drückte mir unangenehm gegen die Knie, meine Stirn ruhte auf dem Rand der Badewanne. Der Raum füllte sich mit Wasserdampf. Mein Gott. Das meinen sie also, wenn sie sagen … oh, Mann. Ach du heilige Scheiße. Das halte ich nicht aus. Ich muss da raus.
Man hatte mir soeben als Vertrauten einen Dämon zugeteilt. Danach würden sich Magi überall auf der Welt alle zehn Finger abschlecken – es war das höchste Ziel eines jeden Magi, mit einem der Bewohner der Hölle zusammenzuarbeiten. Mit so etwas hatte ich mich nie groß beschäftigt – ich hatte auf meinem Spezialgebiet genügend Aufträge. Aber Leute, die Okkultismus praktizieren, sind ein neugieriger Haufen – einige von uns spielen gern mit allem Möglichen herum, wenn uns das unsere Zeit erlaubt. Und eine Reihe der Standardmethoden der Magi-Ausbildung waren auch von anderen okkulten Disziplinen übernommen worden – von Schamanen, Zeitreisenden, Hexen, Zeremonialen, Skinlin … und von Nekromanten. Schließlich waren es die Magi, die die okkulten Disziplinen schon vor dem Großen Erwachen und dem Parapsychogesetz gepflegt hatten. Nun hatte ich also etwas bekommen, wofür Magi jahrelang hart arbeiteten – und ich wollte es nicht. Es machte eine an sich schon beschissene Situation nur noch komplizierter.
Der Wasserdampf waberte hin und her. Mir fiel wieder ein, dass ich die Dusche angedreht hatte. Ich verschwendete heißes Wasser.
Das ließ mich in die Gänge kommen. Mit zitternden Fingern zog ich den Rest meiner Sachen aus, löste seufzend mein Haar und trat unter die Dusche. Seit Jahren schon färbe ich mein Haar entsprechend der Vorschriften für Nekromanten schwarz, aber manchmal frage ich mich, ob ich mir nicht ein paar rote Strähnen gönnen oder den ganzen Mist einfach abschneiden sollte. Als ich jung und noch in Rigger Hall war, mussten alle Mädchen – außer den Sexhexen – einen kurzen Jungenhaarschnitt tragen. Vermutlich hatte ich, als ich auf die Akademie wechselte, die Haare wachsen lassen, um mir zu beweisen, dass ich keine Vorschriften mehr befolgen musste – von den beruflichen mal abgesehen. Rote Strähnen würden mir sicher gut stehen.
In Rigger Hall war ich noch dunkelblond gewesen. Dass ich mir die Haare färben musste, um den antiquierten Vorschriften zu entsprechen, hatte mir ziemlich gestunken, aber mit der Zulassung zur Nekromantin musste ich mich verpflichten, in der Öffentlichkeit dem einheitlichen Erscheinungsbild zu entsprechen. Wir sollten alle ähnlich aussehen
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