Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
und auf den ersten Blick erkennbar sein, möglichst dunkelhaarig, blass, mit einem Smaragd und der Zulassungstätowierung auf der Wange. Wie die Schamanen ihren Stab sollten wir unser Schwert immer bei uns tragen.
Wenn ich mich zur Ruhe setze, lasse ich es vielleicht rauswachsen, bis ich wieder blond bin, dachte ich, und plötzlich wurde mir wieder einmal das Irreale der ganzen Situation bewusst. Zähneklappernd sackte ich an der gefliesten Wand entlang zu Boden.
Mit zitterndem Finger malte ich eine Glyphe für Kraft auf die Fliesen. Sie blitzte kurz rot auf, ich war einem Schockzustand gefährlich nah. Was würde der Dämon tun, wenn ich wirklich in einen Schock abglitt?
Ich duschte zu Ende, trocknete mich ab und trottete mit meiner Tasche in der Hand ins Schlafzimmer. Mit automatischen Bewegungen zog ich mich an und schlüpfte in meine Lieblingsstiefel. Das Mal an meiner Schulter hatte aufgehört zu schmerzen, es tat nur noch ein klein wenig weh, wie ein Psinergiestoß, der mich durch meinen Schutzschild hindurch besudelte und mich für Eingeweihte wie einen Dämon markierte. Schwarze, diamantene Pailletten mischten sich in das typische Glitzern meiner nekromantischen Aura, und darunter lag das Mal an meiner Schulter wie ein pulsierender, schwarzer Fleck.
Klasse. Das wird meine Arbeit ja so viel leichter machen, dachte ich und seufzte. Ich brauchte dringend etwas zu essen. Mein Magen knurrte, vermutlich, weil ich in der Seitengasse seinen gesamten Inhalt erbrochen hatte. Ich gähnte, kratzte mich am noch feuchten Kopf und nahm mein Schwert. Die salzverkrustete Kleidung warf ich in den Wäschekorb.
Dann ging ich zum Aktenschrank und fuhr mit der Hand über die verschlossene Schublade. Die Schlösser, die elektronisch wie auch mit Magik zugesperrt waren, öffneten sich mit einem Klick, und ich wühlte in der Schublade herum, bis ich gefunden hatte, was ich brauchte. Ich wollte gar nicht erst darüber nachdenken, was ich da tat.
Die rote Akte. Einen Moment lang hielt ich sie in meinen zitternden Händen, dann drückte ich die Schublade zu. Ich schnappte mir die Handtasche, blieb mit leicht wackeligen Knien und gesenktem Kopf einen Moment lang reglos stehen und atmete stoßweise, wie ein Rennpferd, das zu schnell geritten worden ist.
Sobald ich wieder einigermaßen bei Atem war, stapfte ich die Treppe hinunter. Auf halbem Weg blieb ich stehen, um die Anubis-Statue zu berühren, die in dem kleinen Schrein in meiner Altarnische steht. Wenn ich dies überlebte, müsste ich unbedingt eine Kerze für ihn anzünden.
Der Dämon stand in der Küche und starrte mit einem Blick, der wohl so etwas wie Entsetzen ausdrücken sollte, auf meine Kaffeemaschine. Das schien der menschenähnlichste Ausdruck zu sein, den er mit seinem unbewegten, düsteren Gesicht zustande bekam. „Was ist los?“, fragte ich.
„Du trinkst gefriergetrockneten Kaffee?“, fragte er in einem Ton, als hätte er gerade herausgefunden, dass ich Jahwe Babys opferte.
„Ich bin nicht gerade reich, Mr. Gruselig. Du kannst ja ein bisschen frisch gemahlenen Kona herbeizaubern, wenn du so ein Snob bist.“
„Hättest du das gern, Gebieterin?“ Leiser Spott schwang in seiner Frage mit. Er trug immer noch den langen schwarzen Mantel. Ich sah mir den Dämon genauer an. Lange Nase, hohe Wangenknochen, kräftiges Kinn … er war nicht so spektakulär wie Luzifer oder so grauenhaft wie das Ding im Saal. Er sah normal aus, und das war fast noch beängstigender, wenn man es sich recht überlegte.
„Nenn mich einfach Danny“, murmelte ich, öffnete den Kühlschrank und holte die Dose heraus. „Hier ist der echte Kaffee. Den kriegen bei mir nur Freunde, du solltest also dankbar sein.“
„Du würdest mich als Freund bezeichnen?“ Er klang erstaunt, gar nicht mehr wie ein Roboter. Und dafür war ich dankbar.
„Eigentlich nicht. Aber ich rechne dir an, dass du mir den Kopf gehalten hast, als ich kotzen musste. Mir ist schon klar, dass du nur tust, was Luzifer dir befiehlt, und ich habe den Eindruck, dass du mich nicht sonderlich magst, aber irgendwie müssen wir ja schließlich miteinander auskommen.“ Ich warf ihm die Dose zu, die er mit einer eleganten Bewegung auffing. „Du bist ziemlich gut“, sagte ich. „Dich würde ich nicht gern zum Feind haben.“
Er neigte leicht den Kopf, wobei ihm seine tiefschwarzen Haare aus der Stirn fielen. „Danke für das Kompliment. Ich mache uns jetzt Kaffee.“
„Gut. Und ich mache mir jetzt mal ein paar
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