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Dante Valentine 01 - Teufelsbraut

Dante Valentine 01 - Teufelsbraut

Titel: Dante Valentine 01 - Teufelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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Gedanken.“
    In meiner schicken Hightech-Küche wirkte der Dämon wie ein barockes Möbelstück. Beinahe wäre ich geblieben, um zu sehen, wie er mit der Kaffeemaschine klarkam, aber so neugierig war ich dann auch wieder nicht. Außerdem beschäftigen sich Dämonen schon seit Hunderten von Jahren mit Technologie. Und sie sind gut. Nur haben sie leider keine Lust, die Menschen an ihrer dem Vernehmen nach makellosen und perfekten Technologie teilhaben zu lassen. Mir kam der Gedanke, dass Dämonen heutzutage vermutlich dasselbe machen wie die Nichtvren vor dem Parapsychogesetz – über Strohmänner kontrollieren sie bestimmte konventionelle und Biotechnologiefirmen. Geklöntes Blut war eine Erfindung der Nichtvren gewesen; viele unsterbliche Blutsauger waren als Anteilseigner und stille Teilhaber so mancher Unternehmen reich geworden. Wenn man einem ewigen Leben entgegensieht, muss man wahrscheinlich sein Geld arbeiten lassen, um sich dauerhaft ein sicheres Nest bauen zu können.
    Ich trug die Akte ins Wohnzimmer, wo ich auf der Couch zusammensackte. Ich zitterte am ganzen Körper, und heißkalte Schauer überliefen mich vom Scheitel bis zur Sohle. Ich balancierte die Akte auf dem Bauch, legte einen Arm über die Augen, atmete aus und entspannte dabei die Wangenmuskeln. Mein regelmäßiges Training machte sich bezahlt – meine Hirnwellen gerieten sofort in Schwingung. Schnell glitt ich in eine Trance und tauchte in jenen inneren Ort ab, der auf keiner Genkarte und keiner Tomografie je auftauchen würde. Innerhalb von Sekunden war ich weg.

9
     
     
    Blaue Kristallwände nahmen Gestalt an. Der Saal war riesig, er erstreckte sich hinauf bis in die dunkle, mit Sternen übersäte Ewigkeit und hinab in die tiefsten Tiefen der Erde. Ich überquerte die Brücke, und meine Schritte hallten von den Steinen wider. Ich war barfuss und spürte die Kiesel auf der rauen Oberfläche, die Kühle des nassen Felsens. Mein langes Haar ruhte schwer in meinem Nacken. Hier trug ich stets das weiße Kleid der von Gott Auserwählten, zusammengehalten mit einem Silbergürtel. Der Smaragd auf meiner Wange flammte auf und hüllte mich in einen strahlenden Kokon, der verhinderte, dass ich von der Brücke in die unergründlichen Weiten der Dunkelheit geschleudert wurde. Hierher wagte sich kein lebendes Wesen, mit Ausnahme von meinesgleichen – Nekromanten.
    Auf der anderen Seite der Brücke wartete der Hund, schwarz und geschmeidig. Er saß auf den Hinterbeinen, die hochgestellten Ohren nach vorne gerichtet. Zum Gruß berührte ich mit der rechten Hand erst mein Herz, dann meine Stirn. „Anubis“, sagte ich in dem Nicht-Traum, und mit den Lippen formte ich jenen anderen Laut, den Eigennamen des Gottes -jener, der nicht gesprochen werden darf-, und ließ ihn durch mich hindurchvibrieren.
    Ich bin die Glocke, doch der Gott legt Seine Hand auf mich und lässt mich erklingen.
    Ich atmete aus, und die Wärme Seines Trostes umhüllte mich. Hier, in dieser Zuflucht, war ich selbst vor Luzifer sicher – Dämonen betreten das Reich der Toten nicht. Zumindest hatte ich hier noch nie einen gesehen.
    Manchmal, vor allem dann, wenn ich gleich mehrere Erweckungen hintereinander durchgeführt habe, möchte ich am liebsten bleiben. Kein anderer Nekromant kann meinen Saal betreten, nicht einmal jene, die Anubis als ihren Seelengeleiter anrufen. Hier war ich – welch ein Segen – allein, abgesehen von den Toten und der Gottheit.
    Die Inkarnation der göttlichen Gegenwart in Gestalt eines Hundes kam näher. Ich streichelte Ihm den Kopf. Schweigend fühlte ich, wie Er mir das erdrückende Gewicht des Problems abnahm und darüber nachdachte. Von den blauen Kristallwänden und dem Boden erklang ein Ton, der durch mich hindurchfloss und Angst und Schmerz mit sich fortspülte, wie er das immer tat. Die Seelen der Toten eilten vorbei und glitten mit ihren kristallenen, flatternden Umhängen an den Abgründen entlang in den Brunnen der Seelen und tiefer hinab in die ewige Weite des Saals der Unendlichkeit. Ich vergrub die Finger im Fell des Hundes, und sofort kroch eine angenehme Wärme meinen Arm hinauf.
    Ein stechender Schmerz durchzuckte meine linke Schulter. Der Hund sah zu mir hoch, Sein geschmeidiger schwarzer Kopf ein einziges Fragezeichen. Dann nickte Er ernst. Ich musste lachen. Es war alles so absurd. Das Mal des Dämons hatte mir nicht die Fähigkeit geraubt, das Reich der Toten zu betreten. Ich stand unter dem Schutz meines Patrons, des Herrschers der

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