Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dante Valentine 01 - Teufelsbraut

Dante Valentine 01 - Teufelsbraut

Titel: Dante Valentine 01 - Teufelsbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
Vom Netzwerk:
Toten – was hatte ich zu fürchten?
    Nichts.
    Ich setzte mich auf. Zwischen Heft und Scheide schimmerte glänzendes Metall hervor. Der Dämon sah auf mich herab, seine grünen Augen hatten einen tiefdunklen Farbton angenommen. Die Akte glitt von meinem Bauch.
    Ich griff danach, stützte die Scheide am Boden ab, um das Schwert hineinzuschieben, und lehnte es an die Wand. Ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich mich wieder gefangen hatte, aber Jaf wartete geduldig und reichte mir dann eine Tasse dampfenden Kaffees. „Hast du geträumt oder bis du gereist?“, fragte er.
    „Weder noch.“ Der Kontakt mit dem Seelengeleiter ist Privatsache; Nekromanten tun sich schwer damit, darüber zu sprechen oder zu schreiben. Wenn sie sich überhaupt einmal dazu äußern, dann grundsätzlich nie gegenüber Fremden oder anderen Psis. Diesem Dämon würde ich auf gar keinen Fall davon erzählen.
    Ich nahm die Tasse und schnupperte vorsichtig daran. Gut und stark. Er hatte sogar ein bisschen Sahne hineingetan, ganz so, wie ich es mag. „Danke.“
    Er zuckte mit den Schultern und legte die Hände um seinen Kaffeebecher. Es war der blaue – eine interessante Wahl. Die meisten Leute bevorzugen den weißen, und einige stehen auf den roten geometrischen TanDurf-Becher. Von allen Personen, die ich je in mein Haus gelassen habe, hatte nur eine sich ebenfalls für den blauen Baustoh-Becher entschieden.
    Vielleicht wollten die Götter mir damit etwas sagen.
    Ich gähnte, rieb mir die Augen und griff nach dem Telefon. Ich gehöre zu den wenigen Leuten, die kein Vidshell haben. Ich will nicht, dass jemand mein Gesicht sieht, außer im direkten Kontakt. Vielleicht bin ich ein Ludder, aber ich traue diesen Vidshells nicht. Und wenn ich zu Hause nackt zum Telefon greife, geht das niemanden was an.
    Ich gab die Nummer ein. Eine elektronische Stimme meldete sich, und ich drückte ein paar Tasten. Das Programm prüfte meinen Kontostand und informierte mich, dass die Pizza in zwanzig Minuten geliefert würde. Immer noch gähnend hängte ich auf. „Die Pizza ist unterwegs“, sagte ich. „Du verträgst doch menschliche Nahrung, oder?“
    „Ja. Du bist hungrig?“
    Ich nickte, trank einen Schluck von meinem Kaffee, verbrannte mir die Zunge und verzog das Gesicht. Dann legte ich mir die Akte auf den Schoß, und sofort begann der Teppich an meiner Wand sich unruhig hin und her zu bewegen. Horus’ Augen glitten auf und ab. „Ich bin in dieser Gasse Mittagessen und Frühstück losgeworden, und wenn ich nicht bald was zu essen kriege, fange ich noch an, mit den Toten zu reden.“ Ein Zittern durchlief meinen Körper. „Ohne es zu wollen“, fügte ich hinzu. „Jedenfalls hoffe ich, dass du Peperoni magst. Mach es dir gemütlich, ich sehe mir das hier inzwischen mal an.“
    Er ließ sich in den Sessel fallen, der neben einem Stapel Lehrbücher für Nekromanten stand, der wiederum als Stütze für eine Topfpflanze – eine Wolfsmilch – diente. Dort saß er mit zusammengekniffenen Augen, hielt sich den Becher unter die Nase, ohne daraus zu trinken, und beobachtete mich.
    Ich öffnete die Akte.
    Sekunden vergingen. Ich hatte einfach nicht den Mut hineinzuschauen.
    Ich nippte nochmals an meinem Kaffee und sog mit einem schlürfenden Geräusch Luft ein, um ihn zu kühlen. Dann sah ich mir die Akte an. Da war er, der grobkörnige Laserausdruck, der mir den Magen umdrehte – Santino, wie er aus einem Wagen steigt, sein langes, mattweißes Haar zurückgekämmt, sodass seine spitzen Ohren sichtbar sind, die vertikalen schwarzen Tränen über seinen Augen unergründliche schwarze Löcher. Ich schloss die Augen.
    „Runter, Doreen, runter.“
    Ein Donnerschlag. Ich versuche, mich zu bewegen, krabble verzweifelt vorwärts … meine Finger kratzen über den Beton, ich komme mühsam auf die Beine, weiche den vorbeizischenden Kugeln und Plasbolzen aus. Bleibe wie angewurzelt stehen, als er plötzlich aus der Dunkelheit vor mir auftaucht – in der einen Hand funkelt das Rasiermesser, an der anderen glitzern seine Krallen.
    „Das Spiel ist aus“, sagt er kichernd, und als er mich aufschlitzt, verwandelt sich das Reißen in meiner Seite in brennende Taubheit. Ich werfe mich nach hinten, nicht schnell genug, nicht schnell genug …
    Ich schüttelte die Erinnerung ab.
    Zuletzt gesehen in Santiago City, Hegemonie, stand darunter, mit einem fünf Jahre zurückliegenden Datum. Das ist der Tag, an dem Doreen starb, dachte ich und trank einen Schluck Kaffee, um mein

Weitere Kostenlose Bücher