Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
plötzliches Zusammenzucken zu überspielen. Inzwischen könnte er weiß der Teufel wo stecken. Er hatte sich Modeus Santino genannt, reicher und schwer fassbarer Besitzer von Andro BioMed … wir hatten angenommen, dass er sich einer Schönheitsoperation unterzogen hatte – die Reichen ließen sich heutzutage dauernd operieren, um auszusehen, wie es ihnen gerade gefiel. Nach der Morduntersuchung fanden wir heraus, dass Andro BioMed eine Deckadresse für eine andere Firma war. Aber dort endeten dann alle Spuren, da die Mutterfirma Andro BioMed unter dem Mafiaunternehmensrecht führte und somit erfolgreich anonym bleiben konnte.
Die Mafia hasste ich mindestens so sehr wie Chill. Ihnen wäre wahrlich kein Zacken aus der Krone gefallen, wenn sie uns gesagt hätten, wohin Santino geflohen war, schließlich planten wir keinen Schlag gegen die Mafia als Ganzes.
Wir hatten jeden in der Stadt ausgequetscht, der irgendeine Verbindung zur Mafia hatte, und uns nicht wenige Feinde gemacht. Irgendwann mussten wir uns unsere Niederlage eingestehen. Selbst in unserem technologischen Zeitalter herrschte noch das alte Gesetz der Omertà. Santino blieb verschwunden.
Weitere Fotos.
Fotos der Opfer.
Das erste war das schlimmste, denn es zeigte Doreen im gleißenden Blitzlicht des Fotografen. Ihre Beine waren obszön verdreht, ihre aufgeschlitzte Kehle ein aufgerissener, lachender Mund. Auch ihre Brust war aufgeschlitzt, genau wie ihre Bauchhöhle. Ihr rechter Oberschenkel war bis zum Knochen abgeschabt und ein Stück davon mit einem Laserskalpell herausgeschnitten worden. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Gesichtsausdruck friedvoll, aber trotzdem war ihr Gesicht …
Ich sah zur Decke hoch, um die Tränen zurückzudrängen, die mir in die Augen schießen wollten.
Eines Tages wird noch jemand herausfinden, was für ein weiches Herz du hast, Danny, hatte Reena einmal zu mir gesagt. Ich hatte schon lange nicht mehr an sie gedacht, so wie ich alles verdränge, was zu sehr wehtut. Man hat mir mal vorgeworfen, ich sei herzlos. Das stimmt nicht – ich spüre alles bis ins Mark, ich sehe nur keinen Grund, damit hausieren zu gehen.
Es klingelte, und das Geräusch hallte durch das stille Haus. Bevor ich noch ganz auf den Beinen war, stand Jaf schon im Flur. Ich ließ mich auf die Couch zurücksinken und lauschte. Ich hörte die piepsige Stimme des Ausfahrers – ist wohl der Junge mit dem Wheelbike, dachte ich. Dann ein Murmeln, als der Dämon ihm antwortete, gefolgt von einem schockierten Ausruf von Piepsstimme. Vielleicht hat Jaf ihm Trinkgeld gegeben, dachte ich und rang mir ein halbherziges Lächeln ab. Der Geruch nach Käse und frisch gebackenem Teig drang ins Wohnzimmer. Mhm.
Die Tür wurde geschlossen, und schwüle Stille breitete sich im Haus aus. Der Dämon kontrollierte meine Sicherheitssysteme. Das war nicht gerade höflich – traute er mir nicht zu, dass ich mich selbst schützen konnte? –, aber ich biss die Zähne zusammen und legte Doreens Foto beiseite.
Santino hatte nicht genügend Zeit gehabt, sein Werk an Doreen zu vollenden, aber es gab andere Fotos, die mir von dem Fall her noch vertraut waren. Er hatte von jedem Opfer etwas mitgenommen – Blut, verschiedene Organe, immer aber auch den Oberschenkelknochen oder zumindest ein Stück davon. Für einen Serienkiller war er nur insofern auffällig, als er mehr und unterschiedlichere Trophäen sammelte als andere.
Damals hatte sich die Polizei meine Dienste noch leisten können. Heute war ich nur noch gelegentlich für sie tätig, meistens bei Fällen, die Gabe bearbeitete.
Ich war Gabe etwas schuldig. Und, wichtiger noch, sie war meine Freundin.
Santino ist ein Dämon, dachte ich. Damit erklärt sich endlich alles. Aber warum hatte ich ihn nicht als Dämon erkannt? Ich hatte damals noch nicht so viel Erfahrung … und wieso hat Luzifer ihn noch nicht aufspüren können?
Ich sah hoch. Jaf stand in der Wohnzimmertür. Mein Wandvorhang schwang inzwischen wild hin und her, einzelne Fäden glitten heraus und wieder zurück, Horus glänzte, Anubis verharrte ruhig und reglos, Isis winkte mit den Armen. „Warum konnte Luzifer ihn bisher nicht aufspüren?“, fragte ich. „Fünfzig Jahre sind eine lange Zeit.“
„Für uns nicht“, entgegnete er. „Genauso gut hätte es erst gestern gewesen sein können.“
„Weil nur Menschen aufgeschlitzt wurden.“ Ich spürte, wie ich die Augen bis auf einen schmalen Spalt zusammenkniff. „Habe ich recht?“
Er zuckte mit den
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