Dante Valentine 01 - Teufelsbraut
und wartete, dass das Plugin und das H-DOC eine Verbindung zu dem tragbaren Gerät herstellten. „Wir können uns nicht mehr an Jaces Kontakte wenden, also muss ich jemanden finden, auf den sowohl in Saint City als auch in Nuevo Rio ein Haftbefehl ausgestellt ist. Das wäre dann schon mal ein Anfang. Falls niemand in der Stadt ist, den ich kenne, müssen wir Informationen kaufen, und das kann ganz schön teuer werden.“
„Was für Informationen brauchen wir denn?“ Japhrimel war mit den Wänden fertig und sicherte gerade mit einer kurzen Handbewegung die Tür. Das Gebäude gab ein leichtes, unterschwelliges Stöhnen von sich, und ich bekam ein flaues Gefühl im Magen, als die Psinergie anstieg, um kurz darauf wieder abzuebben. Das Zimmer war jetzt nicht nur gesichert, sondern, wenn ich das richtig sah, auch unsichtbar für neugierige Augen.
Ich holte tief Luft. Die Wirkung des Brandys ließ allmählich nach, und meine Knie fühlten sich verdächtig weich an. „Zwei Sachen muss ich wissen: erstens, ob Santino bei der Corvin-Familie im Hintergrund die Fäden zieht, und zweitens …“ Ich tippte die Parameter für die Suche in den Datpilot ein. „… muss ich wissen, was Jace die letzten drei Jahre getrieben hat.“
31
Der nächste Tag war heiß und drückend. Immer wieder donnerte es, und das Licht hatte eine beunruhigend graugrüne Farbe angenommen. Fast den ganzen Tag lang versuchte ich, auf dem schmalen Bett etwas Schlaf zu finden. Japhrimel hatte den Stuhl neben das Bett gerückt und betrachtete mich aus verschleierten grünen Augen. Ich sprach kaum. Ich schlief nur oberflächlich und warf mich unruhig hin und her. Als ich aufwachte, hielt ich das Katana immer noch fest umklammert. Über der Stadt lag unverändert dieselbe schwüle Hitze.
Und Japhrimels seltsam dunkle Augen ruhten nach wie vor auf mir. Sein Blick war glasig.
Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit um dasselbe Thema, wie bei einem Hund, der nur einen Knochen hat: Jace. Die Corvin-Familie. Jace. Santino.
Jace.
Als ich mich endlich aufsetzte, weil mir allmählich der Kopf schwirrte, war es schon fast Abend. „Glaubst du, er hat mich betrogen?“ Erst jetzt merkte ich, dass ich die Frage nicht nur gedacht hatte.
„Ich weiß es nicht“, antwortete der Dämon nach einer langen, bedrückenden Pause. Er erhob sich wie eine dunkle Welle, und Dämonengeruch brandete über mich hinweg. Er hatte das Fenster offen gelassen, aber es regte sich kein Lüftchen, und seine Ausdünstungen erfüllten das ganze Zimmer. „Du brauchst etwas zu essen.“
„Nicht nötig. Wir müssen uns auf die Jagd machen.“ Als ich mich dehnte, knackten die Wirbel in meinem Rücken. Ich schwang die Beine aus dem Bett, stand auf und griff nach meiner Tasche, die auf dem Boden stand. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich alles auf das Bett gepackt, was ich bei unserem nächtlichen Ausflug nicht brauchen würde: Kleidungsstücke, die zusätzliche Plaswaffe und diversen Krimskrams. Japhrimel sah ausdruckslos zu, wie ich ins Badezimmer tappte. Als ich wieder herauskam, war sein Blick immer noch auf mich gerichtet. Ich schnallte mein Holster um, überprüfte die Plaswaffe und steckte sie hinein. Dann zog ich meine Jacke an und fing sofort wieder an zu schwitzen. Zum Schluss fuhr ich mir noch kurz mit dem Kamm durch das Haar und flocht es zu einem Zopf.
„Glaubst du, er hat dich hintergangen?“, fragte Japhrimel, als ich gerade meine Messer überprüfte.
„Sieht verdammt danach aus. Wenn man Abras Worten trauen kann, hat er schon für die Corvin-Familie gearbeitet, bevor er nach Saint City kam. Der Mafia entkommt man nie. Und falls Santino die Corvins in der Hand hat, haben die vielleicht Jace in der Hand – oder er hat mich benutzt, um ihnen wegen irgendwas Druck zu machen. Oder er wollte mich festhalten, bis die Corvins ihre Verhandlungen mit Santino abgeschlossen haben …“ Ich verlor den Faden. „Möglich ist es durchaus.“ Ich zog mir die türkisfarbene Kette über den Kopf und stopfte den Anhänger zwischen meine Brüste. Japhrimel gab keine Antwort. Ich hängte mir die Tasche um. „Und was glaubst du?“, fragte ich.
„Möchtest du das wirklich wissen?“
Ich nickte. „Ja.“
„Meiner Meinung nach begehrt er dich viel zu sehr, um dich dieser Familie auszuliefern. Davon abgesehen wäre es natürlich töricht, ihm zu trauen.“
„Wenn er mich so sehr begehrt, warum hat er mich dann verlassen?“, brauste ich auf.
„Das müssen wir erst noch
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