Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
auf die Beine, schlug, die Augen weit aufgerissen, wild um sich und warf den Stuhl um. Wütend blinzelnd starrte er mich an, und jetzt sah ich, dass er weinte. Tränen rannen ihm über die geglätteten Wangen, sein Mund bebte. Als er mir gegenüberstand, fand er rasch seine Fassung wieder und hob die Schultern, als rechne er mit einem Kampf.
Mein Zorn verblasste, zog sich zurück und verkroch sich in einem steinernen, kalten Ei in meiner Brust. Ich verstaute mein Schwert am Gürtel, schüttelte die Hände aus und sah ihn an.
„Sie sind es.“ Eine angenehme Baritonstimme, die jetzt allerdings vor Furcht ein wenig piepsig klang. „Valentine.“
Ich nickte. Zumindest hatte es mir nicht die Sprache verschlagen. „So werde ich genannt.“ Eine schnippische Antwort, aber besser als das, was ich eigentlich hatte sagen wollen. „Sie haben …“ Ich sah auf mein Datband, eine kleine theatralische Geste, um meinen Worten Nachdruck zu verleihen. „… genau zwei Minuten, um mich zu überzeugen, warum ich Sie nicht töten sollte. Ab jetzt.“
„Eddie ist tot. Und seine Frau vermutlich auch, sonst wären Sie nicht hier.“ Er schluckte trocken. „Ich weiß, wer ihn umgebracht hat, und ich kann mir denken, wer sie auf dem Gewissen hat.“
Ich verschränkte die Arme, bohrte mir die schwarz lackierten Fingernägel ins Fleisch. Japhrimels Mal war warm und pumpte Psinergie durch meinen Körper. Wenn er entkommen war und mich aufspüren konnte, wenn er in dieses Zimmer käme und mich hier mit diesem Menschen sehen würde, was würde er tun?
Was sollte ich tun? „Ich warte“, sagte ich ungeduldig. Er zuckte zusammen, und ich musterte ihn noch mal etwas genauer.
Anubis et’her ka. Er ist ein Psion.
Seine Fälligkeiten reichten nicht für eine Ausbildung oder gar für die Zulassung, aber seine Aura leuchtete schwach, und die klare Umgrenzung seines persönlichen Psinergiefelds zeigte mir, dass er regelmäßig meditierte. So klein sein psionisches Potenzial auch sein mochte, er pflegte es sehr sorgfältig. „Deshalb hatte Eddie also mit dir zusammengearbeitet“, sagte ich. „Du bist ein Psion.“
„Nur ein bisschen. Vier komma drei auf dem überarbeiteten Matheson-Index. Zu wenig für die Schule.“
Ich nickte. Die Zielmarke, um in die Ausbildung der Hegemonie aufgenommen zu werden, hatte er knapp verpasst. Eine Fünf auf der Skala hätte genügt. Der Gedanke, dass er von Glück reden konnte, entsprach nicht so ganz den Vorschriften. „Das muss ja ein ziemlicher Pluspunkt sein im Umgang mit uns Missgeburten.“ Mein Tonfall war immer noch scharf und unterkühlt. Ich klang alles andere als menschlich.
Er lief rot an wie ein Mädchen. „Eigentlich nicht.“
Das stimmt wahrscheinlich sogar. Wenn die Normalos davon wüssten, würden sie dir nicht mehr trauen, und wir trauen dir ohnehin nicht, da du keine Ausbildung hast. Du bist in keiner der beiden Welten heimisch, was?
Der unangenehme Gedanke, dass ich in der gleichen Lage war kein Dämon, kein Mensch, irgendwo dazwischen und ohne Ausweg –, ließ den letzten Nachhall meiner mörderischen Wut erlöschen. In meiner Brust blieb nur ein tiefes, schmerzendes Loch zurück. Ich lehnte mich an die Tür und schaute ihm in die Augen. Die Tätowierung an meiner Wange brannte.
„Dante Valentine.“ Meinen Nachnamen betonte er besonders. „Benannt nach dem Schutzheiligen der Fruchtbarkeit und der Liebe. Geboren in einem Krankenhaus der Hegemonie, Vater unbekannt, Name der Mutter aufgrund des Falrile-Gesetzes zum Schutz der Privatsphäre gelöscht. Eingestuft bei achtunddreißig auf dem überarbeiteten Matheson-Index, Besuch der Grundschule von Rigger Hall. Übertritt auf die Amadeus-Akademie, Abschluss mit Auszeichnung, daran unmittelbar anschließend Wiedererweckungen. Eine gewisse Berühmtheit haben Sie bereits während der Ausbildung erlangt, als Sie den Magi Saint Crowley aus Staub haben auferstehen lassen. Einen etwas anderen Namen haben Sie sich gemacht, als Sie sich unter der Anleitung eines Mafia-Schamanen, der sich selbstständig gemacht hatte, als Söldnerin betätigten …“
„Schluss damit!“ Wenn er jetzt Jace’ Namen aussprach, würde ich das Schwert doch noch ziehen. Nicht weil ich sauer gewesen wäre, sondern weil ich es wahrscheinlich nicht ertragen hätte, wenn dieser gelackte Schnösel Jason Monroes Namen in den Mund genommen hätte. „Aufhören.“
Er starrte mich an. Nun waren wir vermutlich quitt. Denn anscheinend hätte er jetzt am
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