Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
besser. In meiner Tasche trug ich die übliche Dosis Tazapram mit mir herum, aber mein Magen schien, seit ich eine Hedaira war, eher noch widerstandsfähiger geworden zu sein. Alles, was essbar war, sah gut aus für mich; manchmal fragte ich mich, ob es überhaupt irgendetwas gab, das ich nicht in mich hineinstopfen konnte. Die meisten Nekromanten haben von Haus aus völlig unempfindliche Mägen, was für einen Haufen nervöser, neurotischer Primadonnen ziemlich erstaunlich ist.
Seltsamerweise musste ich beim Essen an Emilio denken, den rundlichen Novo-Taliano-Koch in unserem Haus in Toscano. Er flehte mich immer regelrecht an, doch bloß zu essen, und betrachtete es als Beleidigung, wenn ich nicht jeden Tag so viele Kalorien zu mir nahm, wie er für notwendig hielt. Sobald ich an unser Haus dachte, dachte ich auch an Emilio und daran, wie er uns mit seinen pummeligen Händen zuwinkte. Er war einer der ganz wenigen Normalos, der nicht die geringste Angst vor mir zu haben schien. Offensichtlich hielt er mich für eine hübsche, verwöhnte, aber nicht allzu helle Tochter aus reichem Haus, die man sanft, aber energisch, dazu bringen musste, vernünftig zu essen. Eigentlich hätte mir das auf den Geist gehen sollen, aber eins musste man dem Mann lassen – kochen konnte er!
Wir aßen wortlos. Japhrimel trank ein Glas trüben Rotwein, wahrscheinlich mehr aus Höflichkeit als aus irgendeinem anderen Grund. Lucas erkundigte sich nicht weiter nach meiner Nachricht, und ich überlegte die ganze Zeit, wie ich Japhrimel die Neuigkeiten am besten beibringen sollte.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er sie so locker aufnehmen würde. Außerdem gab es da noch einiges, was wir zu klären hatten. Wie zum Beispiel, was der Schlüssel war und was zum Teufel eigentlich gerade abging.
Nach dem Frühstück – für das Japhrimel wie üblich zahlte -verabschiedete sich Lucas, um nach oben zu gehen und ein bisschen zu schlafen. Und vermutlich auch, damit ich in Ruhe mit Japhrimel reden konnte, nachdem ich das ganze Frühstück über ziemlich einsilbig gewesen war. Ich starrte in meine Kaffeetasse und versuchte, die richtigen Worte zu finden.
Japhrimel wartete. Seine grünen Augen funkelten. Normalos schienen nicht zu merken, dass er kein Mensch war. Psione dagegen sahen die schwarz-diamantenen Flammen, die sich durch seine Aura wanden, und konnten ihn als das einordnen, was er war: ein Dämon.
Allerdings kein vollwertiger Dämon. A’nankimel. Ein gefallener Dämon.
Seine Finger spielten mit dem Weinglas. Sein langer dunkler Mantel mit dem hohen Kragen glänzte in demselben Schwarz wie die lackierte Urne, in der ich einst seine Asche aufbewahrt hatte. Ich holte tief Luft, nahm meinen ganzen Mut zusammen und öffnete den Mund.
„Japh, ich muss nach Saint City. Ich habe vorhin eine Nachricht von Gabe bekommen. Sie braucht mich.“
Japhrimel verarbeitete die Information, indem er in sein Weinglas starrte und schwieg.
Ich trank einen großen Schluck von meinem Kaffee. Ich wurde ihm wirklich nicht gerecht, wenn ich ihn genauso hinunterstürzte wie den billigen Gefriergetrockneten. Aber ich war einfach nervös.
„Japhrimel?“
„Die Nekromantin.“ Leicht geringschätzig, als müsste er sich erst wieder an sie erinnern. „Die mit der Dreckhexe als Freund.“
Ich schluckte. „Sie ist meine Freundin. Wenn sie sagt, dass sie mich braucht, dann handelt es sich um einen Notfall. Alles andere wird warten müssen.“ Einschließlich Luzifer. Vor allem Luzifer.
Japhrimels Augenlider sanken ein wenig herab. Man hätte glauben können, er sei gelangweilt, aber das Mal an meiner Schulter wurde heiß und schmerzte. Ein Zeichen seiner Aufmerksamkeit. Das Haar fiel ihm sanft in die Stirn, und meine Finger sehnten sich danach, die rabenschwarzen Strähnen zurückzustreichen, dann seine Wange hinunterzugleiten, vielleicht mit den Fingerspitzen seine Lippen entlangzufahren, während er sich in meine Berührung hineinlehnte und seine Augen für einen Moment eine dunklere Farbe annahmen.
Hör auf. Japh, du bist mir noch ein paar Antworten schuldig. Zum Beispiel die auf die Frage, was hier eigentlich gespielt wird. Erklärungen, erinnerst du dich?
Aber dennoch … Eines Tages, so hatte Luzifer gesagt, als ich zusammengekrümmt mit brennender Kehle und unerträglich schmerzendem Unterleib dahockte, werde ich sie töten.
Nicht, solange sie unter meiner Obhut steht, hatte Japhrimel geantwortet.
Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr
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