Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
einer Nekromantin erfüllt – für mich. Es war ein Akt der Gnade gewesen, ein Akt, den ich nicht verdiente und den ich nie wieder gutmachen konnte.
Japhrimel wird das nicht gefallen.
Diesem Gedanken folgte sogleich ein zweiter, kalt und hart. Das ist mir scheißegal. Soll er doch versuchen, mich zurückzuhalten. Das hier ist wichtiger als der verdammte Teufel.
Gabe knallte den Laserausdruck auf den Tresen. „Abgemacht. Verdammt.“ Tränen liefen ihr die Wangen hinunter. „Geh jetzt. Nimm die Akte mit. Komm morgen wieder. Vorbereitet.“
Darauf kannst du dich verlassen. „Wo ist deine Tochter?“
„An einem sicheren Ort.“ Gabe klammerte sich an den Tresen. Ihre Finger waren blutleer und weiß vor unterdrücktem Zorn. Ihre Aura zitterte. Sie war kurz davor, die Kontrolle zu verlieren. In ihrer Aura hatten sich Schmerz, Verlust, Wut und Verlassenheitsgefühle zu einer brisanten Mischung zusammengebraut. Wenn es zur Explosion kommen sollte, würde sie auf mich losgehen. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich sie abwehren konnte, ohne ihr wehzutun, aber ich war mir nicht sicher, wie Japhrimel reagieren würde, wenn er auch nur einen Hauch von dem spüren würde, was hier geschah. „Und jetzt raus. Ich bin zurzeit einigermaßen unberechenbar, Danny.“
Damit kenne ich mich aus. Hatte ich nicht damals mein Haus in Schutt und Asche gelegt, nachdem ich jemanden verloren hatte?
Man hatte mir mal weismachen wollen, Trauer sei passiv. Wer auch immer das gesagt hat, versteht nichts von Frauen und schon gar nichts von Nekromanten.
Ich stellte den Becher weg und nahm die Akte. Dann ging ich rückwärts vom Tresen zur Tür. Mit der linken Hand umklammerte ich die Schwertscheide – Gabes Wut fand ihr Echo in meinen Schutzschilden. Die Luft schien Funken zu sprühen, genau wie meine Ringe. Erst als ich im Flur angekommen und außer Sichtweite war, drehte ich mich um. So schnell ich konnte und den Blick von Tränen vernebelt, verließ ich ihr Haus.
Auch das war ich ihr schuldig.
Ich wollte nicht über das heiße Salz nachdenken, das meine Wangen hinab und mir ins Hemd lief. Und vor allem wollte ich nicht über das tiefe, heisere, schluchzende Geräusch nachdenken, das ich von mir gab, als ich aus ihrem Tor und direkt in Japhrimels Arme stürzte.
8
Leander stellte keine Fragen. Ich nahm an, er wollte taktvoll sein, und wenigstens das war etwas, wofür ich dankbar war.
Die „Unterkunft“ war das Brewster Hotel in der Ninth Street, gemütlich, teuer und so leicht anzugreifen, dass ich eigentlich hätte Einspruch erheben sollen. Was ich aber nicht tat. Ich stürmte einfach durch die Eingangshalle, stürzte in das Zimmer, auf das Japhrimel zeigte, ließ meine Tasche mit ihrer neuen schrecklichen Last fallen und warf mich aufs Bett. Das Schwert hielt ich fest umklammert. Ich starrte auf die hässliche hellblaue Tapete mit ihren geschmacklosen goldenen Mustern. Die Nacht hatte sich über Saint City gesenkt, eine Nacht, wie ich sie früher genossen hätte.
Aber jetzt hatte die Nacht Messer, und alle waren sie auf mich gerichtet.
Japhrimel wechselte ein paar Worte mit einem verblüfft wirkenden Leander. Auch McKinleys Stimme konnte ich hören. „Ich kümmere mich um ihn“, sagte der Agent, dann wurde die Tür zur Suite leise geschlossen.
Mit lautlosen Schritten ging Japhrimel die Wände entlang und versah sie mit summender, kräftiger Dämonenmagik. Schichten um Schichten von Sicherheitssystemen würden diesen Raum auf psychischer Ebene so gut wie unsichtbar machen.
Im Türrahmen hielt Japhrimel eine Zeit lang inne. Dann ging er leise über den Plüschteppich zum Bett, das quietschte, als er sich auf der Seite niederließ, der ich den Rücken zuwandte.
Fass mich nicht an. Wag es ja nicht, mich anzufassen. Und bei allen Göttern, die je existiert haben – wenn du versuchst, mich zu manipulieren oder mir wehzutun, dann werde ich alles daransetzen, dich zu töten, das schwöre ich dir. Egal, was es kostet. Anubis, bitte, lass ihn jetzt keinen Druck auf mich ausüben.
Die Stille dauerte an. Ich hörte, wie er sich hinlegte. Psinergie lief durch meinen Körper, ein sanftes, samtenes Streicheln.
Dann berührte er meine Haare und strich mit gleichmäßigen, beruhigenden Bewegungen darüber. Als er in den seidigen Strähnen einen Knoten entdeckte, entwirrte er ihn geduldig und unendlich sorgsam. Dann fuhr er fort, mir mit den Fingern geübt durchs Haar zu fahren, und massierte mir auch die Kopfhaut. Kleine
Weitere Kostenlose Bücher