Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
sagte Gabe.
„Zu spät. Ich habe schon zugestimmt.“ Meine Kehle war wie ausgetrocknet. „Mainuthsz.“
Sie gab einen Ton von sich wie ein verletztes Tier, aber als ich aufsah, waren ihre Augen trocken. Sie griff unter den Tresen, als würde sie in ihrer Hosentasche herumkramen, und zog ein weiteres Blatt Papier hervor. Ich nahm es. Es war der Laserdruck eines hübschen Kleinkinds mit Gabes dunklen Augen und Eddies wildem blondem Haar. Es trug eine Latzhose aus Jeansstoff und grinste sorglos in die Kamera. Hinter ihm wand sich eine grüne Lorbeerhecke.
Das war also das Kind, dessen Spielzeug hier überall herumlag. Die Welt hatte sich wahrhaftig verändert, während ich mich in Toscano in meinen Büchern vergraben hatte. War sie schon während der Jagd auf Kellerman Lourdes schwanger gewesen? Entweder das, oder es musste kurz danach passiert sein.
Warum hast du mir nichts davon erzählt, Gabe?
„Meine Tochter“, sagte Gabe mit tonloser Stimme. „Wenn ich sterbe, Danny, möchte ich, dass du dich um sie kümmerst. Schwör mir, dass du sie beschützen wirst, und falls ich … möchte ich, dass du sie großziehst.“
Ihre Worte schnürten mir die Kehle zu. Was, zum Teufel? Ich kann doch nicht … ein Kind? Aber … Meine Finger versteiften sich und hätten beinahe den Laserdruck zerknittert. Gabe riss ihn mir aus der Hand. „Gabe?“
„Schwör es mir, Dante. Schwör es.“ Sie bleckte die Zähne. Ihr Gesicht war leichenblass, und in ihren Augen blitzte etwas auf, das ich bei ihr noch nie gesehen hatte.
Ich musste es ihr sagen. „Japhrimel lebt, Gabe.“
Sie erstarrte. Ihre Pupillen weiteten sich, und der Geruch von Angst und Wut strömte in Wellen von ihr aus. „Ich weiß“, sagte sie. Mein Herz fühlte sich an, als musste es gleich explodieren. „Das Feuer in deinem Haus. Der Schatten in den Flammen. Mit Flügeln.“
Ich nickte. Mein Schuldgefühl schien mich schier zu erdrücken. Gewaltsam schob ich es zur Seite. Ich konnte es mir nicht leisten, jetzt nicht weiterzureden.
„Ich habe gelogen. Es tut mir leid. Ich konnte es dir einfach nicht sagen, Gabe.“ Ich hatte … ich hatte Angst, was du von mir denken würdest. Ich habe Angst, was du jetzt von mir denkst.
„Du blöde Kuh.“ Kalt wie der Hauch des Todes. „Natürlich wusste ich das. Es ist egal. Jetzt bin ich diejenige, die dich braucht.“ Tränen traten ihr in die Augen. Eine lief ihr die Wange hinunter und hinterließ eine glänzende Spur.
Hätte sie mir eine Ohrfeige verpasst, hätte mich das nicht erstaunt. Ich hätte es verdient gehabt.
„Hier bin ich.“ Ich hielt ihrem Blick stand, auch wenn die Atmosphäre zwischen uns plötzlich äußerst angespannt war. Meine Ringe knisterten und sprühten, und ihr Smaragd leuchtete auf und glitt hin und her. „Anubis sei mein Zeuge, Gabriele, ich werde es tun. Ich tue alles, worum du mich bittest.“ Meine Stimme ließ ein paar Holomagazine vom Tresen flattern. Mit einem leisen Rascheln schlugen sie auf dem Holzboden auf.
Sie starrte mir bestimmt dreißig Sekunden lang in die Augen. Keine von uns blinzelte. Dann hielt sie den Laserdruck hoch. „Schwör es“, sagte sie, und mir wurde mal wieder bewusst, wie unnachgiebig sie war. Gabe würde erst Ruhe geben, wenn Eddies Mörder tot waren. „Schwör es mir. In deinem Namen und in dem deines Gottes.“
Ich zögerte keine Sekunde. „Ich schwöre dir, Gabriele Spocarelli, in meinem Namen und im Namen meines Gottes Anubis, dem Gott des Todes, dass ich dir helfen werde, Eddies Mörder zu jagen. Solltest du es nicht tun können, werde ich sie umbringen. Und solange ich lebe, werde ich mich um deine Tochter und um ihre Kinder kümmern.“ Schließlich weiß ich nicht, wie lange ich leben werde. „Ich gebe dir mein Wort.“
Die Welt schien unter meinen Füßen zu erbeben. Es war geschafft.
So viel war ich ihr mindestens schuldig, eigentlich viel mehr. Sie war meine Freundin gewesen, meine einzige Freundin, seit der Akademie. Sie hatte mir geholfen, Doreen zu beschützen. Sie war mit mir in die eisige Hölle von Santinos Schlupfwinkel gezogen, um Doreens Mörder zur Strecke zu bringen, und hätte dabei beinahe selbst ihr Leben gelassen. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, aus dieser Jagd auszusteigen, genauso wenig wie ich je auf die Idee kommen würde, mich aus dieser neuen Verantwortung zu stehlen.
Nicht nur das, sie hatte auch getan, was ich nicht tun konnte, und Jason Monroe in den Tod gehen lassen. Hatte an seinem Bett die Pflicht
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