Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
vorwurfsvolle kleine Wort hasste!
Sogar für Japhrimels Tod hatte ich mir die Schuld gegeben, obwohl er eindeutig wiederauferstanden war. War er überhaupt tot gewesen, oder hatte es sich nur um einen dem Schlaf ähnlichen Zustand gehandelt? Das Wort, das er dafür benutzte -Schlummer – beschrieb eher so etwas wie eine Ruhephase. Der Schlaf eines Körpers, der nur noch aus nach Zimt riechender Asche bestand und in dessen kristalliner Matrix bloß noch der Überlebenswille existierte und nach mir rief.
Japhrimel atmete tief ein. „Beruhige dich“, flüsterte er in meine Haare. „Beruhige dich, meine Neugierige.“ Er redete weiter, aber ich hörte nicht mehr zu. Nicht seine Worte, sondern das Vibrieren in seiner Brust gab mir das sichere Gefühl, dass er bei mir war und ich mich innerlich zurücklehnen konnte.
In meinem Kopf machte irgendetwas klick. Es war das gleiche Geräusch, das entsteht, wenn ein Zauber erfolgreich vollendet ist. Dieses Klick bedeutete, dass die Jagd begann, dass der richtige Moment gekommen war. Tief sog ich den Moschusgeruch in meine Lungen. Hier lag ich mit dem Dämon, der mich belogen, in die Irre geführt, verletzt und dazu gebracht hatte, wieder für den Fürsten der Hölle zu arbeiten – und dennoch war seine Gegenwart tröstlich. Er hatte mich beschützt, als es wirklich drauf ankam. Er hatte sich sogar mit Luzifer gemessen und war als Sieger aus diesem Kampf hervorgegangen.
Sein kräftiger, langsamer Herzschlag – ein Echo meines eigenen – wirkte beruhigend auf mich.
War das nicht völlig verrückt?
„Mir geht es gut“, brachte ich schließlich heraus. „Wirklich.“
„Das bezweifle ich.“ Er küsste mein Haar, eine außerordentlich intime Geste. Ich war froh, dass ich nicht leicht rot wurde. „Wenn du so weitermachst, treibst du mich noch in den Wahnsinn.“
Dich in den Wahnsinn treiben? Was soll das denn nun wieder heißen? Als er nicht weitersprach, wand ich mich ungeduldig, und sein Griff wurde ein bisschen lockerer. Aber er war nach wie vor angespannt, und wenn ich versuchen würde, mich ihm zu entziehen, würde er mich nur wieder umso fester packen. „Wie bitte?“
„Es gefällt mir nicht, wenn ich dich so leiden sehe. Was willst du als Erstes tun?“
Während ich mir die Frage durch den Kopf gehen ließ, versuchte ich, eine bequemere Stellung zu finden, in der sich mein Rüstzeug nicht so in mich hineinbohrte. Was mir nicht gelang. Wieder atmete ich seinen männlich würzigen, moschusartigen Dämonengeruch ein und spürte, wie sich mein Herzschlag ein klein wenig verlangsamte. „Japh, lass mich los. Eine meiner Plaswaffen versucht, sich durch meine Hüfte zu graben, und eine Projektilwaffe hat es gerade ernsthaft auf meine Milz abgesehen.“
„Vielleicht gefällt es mir, dich im Arm zu halten. Dazu hatte ich in letzter Zeit selten Gelegenheit.“
Und in absehbarer Zukunft wirst du vielleicht auch keine haben.
„Wenn du aufhören würdest, mir alles zu verheimlichen und mich rumzuschubsen, hättest du vielleicht öfter die Gelegenheit.“ Ich hatte keine Zeit, mich mit ihm zu streiten. Wirklich nicht.
„Ich bin nicht dein Feind.“ Er ließ die Finger durch mein seidiges Haar gleiten.
Meine Antwort überraschte mich selbst. „Ach, wirklich? Dann beweis es auch.“ Noch im selben Moment kam ich mir wie eine Idiotin vor – ich klang wie eine verwöhnte Göre.
„Wenn du das möchtest.“ Er lachte, als fände er das wirklich lustig, was mich nur noch zorniger machte. Dieser neuerliche Ärger wirkte belebend auf mich und verdrängte die düstere Taubheit des Schocks und die unerträgliche Trauer.
Ich biss ihn in die Schulter, schlug die Zähne so fest hinein, dass er nach Atem rang. Aber sein Griff lockerte sich nicht, und sein Körper spannte sich auf eine Art an, die mir nur zu gut vertraut war.
Ob ich mir jetzt wohl blöd vorkomme? In meinem Mund spürte ich den Geschmack von Moschus und Nacht und Dämon, intim wie ein Kuss. Das vor Psinergie nur so pulsierende Material seines Mantels schmiegte sich an meine Lippen und rief mir in Erinnerung, wie lange ich schon nicht mehr mit ihm geschlafen und diese selige Erleichterung empfunden hatte, nicht mehr denken zu müssen, sondern einfach meinem Körper zu vertrauen. Wieder versuchte ich, mich ihm zu entziehen, aber ohne Erfolg.
Verdammt, hör auf mich wie ein Kind zu behandeln! „Japhrimel …“
Sanft, aber energisch schnitt er mir das Wort ab. „Noch nicht, Dante. Ich bin noch nicht
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