Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
noch anhatte. Ich zerbrach mir den Kopf über den Schlüssel und das Dach der Welt, ich dachte darüber nach, was ich tun würde, wenn ich Abra traf, und ich malte mir aus, was ich mit denjenigen machen würde, die Gabe das angetan hatten.
Außerdem beschäftigte mich die Frage, wie ich Gabes Tochter finden sollte. Ich betrachtete das Problem von allen Seiten, aber eine zündende Idee kam mir nicht.
Dass ich mich wie eine verwöhnte kleine Göre aufgeführt hatte, versuchte ich zu verdrängen. Allmählich baute ich unter all dem Stress ganz schön ab. Was mir fehlte, war eine richtig gute, reinigende Meditationssitzung, um wieder zu Verstand zu kommen. Je schneller und entschlossener ich loslegen wollte, desto wichtiger war es, dass ich einen klaren Kopf behielt und meine Wut unter Kontrolle hatte.
Trotz allem musste ich mich als Erstes ausruhen. Gegen Abend wachte ich aus einem unruhigen Schlummer auf, weil Japh und McKinley im anderen Zimmer redeten. Sie waren kaum zu überhören, außerdem konnte ich mir nicht verkneifen, auf den Klang von Japhrimels Stimme zu lauschen.
„Tiens hat recht. Ihr solltet …“ McKinley, der immer mutiger wurde.
„Ich habe dich nicht um deine Meinung gebeten, McKinley“, schnitt Japhrimel ihm schroff das Wort ab. „Ich habe dich darum gebeten, mir treu als Vasall zu dienen. Das ist ein Unterschied.“
Langes Schweigen. „Ich habe Euch treu gedient. Aber ich würde meine Pflicht vernachlässigen, wenn ich Euch nicht darauf hinweisen würde, wie gefährlich es ist zuzulassen, dass sie so mit Euch umspringt.“
„Was schlägst du vor? Soll ich sie wie die Gespielin eines Nichtvren in ein Privatgemach einsperren? Oder soll ich zulassen, dass sie tollkühn Selbstmord begeht und mich mit sich in die Dunkelheit reißt?“ In jedem Wort schwang unterdrückte Wut mit. Ich kuschelte mich tiefer in die weichen Decken, froh, dass Japh mit mir nie so sprach. Gleichzeitig war ich bestürzt über das, was ich da hörte.
Tollkühn Selbstmord begehen? Was glaubt er denn, was ich vorhabe? Klar, im Moment dürfte er keine allzu gute Meinung von meiner geistigen Reife haben. Bei dem Gedanken zuckte ich zusammen.
Es war höchste Zeit, dass ich ein paar Dinge mit ihm klärte. Ich lag völlig ruhig da, während mir immer wieder Gedanken zu den beiden Problemen durch den Kopf gingen. Ich wartete, dass es dunkel wurde, um wie eine Schlange unter ihrem Stein hervorzukriechen und mich auf die Jagd zu begeben.
„Wenn Ihr es so darstellt, leuchtet es mir gleich viel besser ein.“ Es klang, als würde McKinley ausnahmsweise einmal lächeln.
Ich war müde, die Augen fielen mir zu, und das Mal pulsierte und ließ eine sanfte, entspannende Psinergie über meine Haut rieseln. Ich konnte nicht mehr weinen, konnte kaum die Energie aufbringen, weiter zuzuhören.
Und hörte trotzdem weiter zu.
„Das ist schwer zu sagen“, entgegnete Japhrimel gerade. Er klang bedrückt und trauriger, als ich ihn je gehört hatte. „Ihr Hass oder ihr Kummer – ich weiß nicht, was von beidem schwerer zu ertragen ist.“
Wenn du doch bloß mit mir reden würdest, Japh. Eine Vorahnung versuchte, sich auf leisen Füßen in meine Wahrnehmung einzuschleichen. Ich habe wahrlich keine ausgeprägte Begabung für Vorahnungen, aber manchmal, wenn der Treibsand tiefer und tiefer wird, erhasche ich etwas Nützliches.
Manchmal. Aber nicht, wenn mein Herz so arg wehtut. Nicht, wenn ich derart nach Blutrache dürste. Ich wollte töten, und ich war nicht sonderlich wählerisch, wer das erste Opfer war.
Jeder wäre mir recht gewesen. Und das erschreckte mich ein wenig.
Die Vorahnung weigerte sich zu kommen. Ich konnte nur spüren, dass Gefahr drohte, und mein Handgelenk fühlte sich an, als würde etwas daran entlangkriechen, direkt oberhalb des Datbands. Ich hatte den Fehdering abgenommen, aber an der Stelle, wo er gesessen hatte, prickelte immer noch die Haut. Ich empfand einen heftigen Abscheu gegen das Ding, schob diesen aber beiseite.
Entspann dich, Danny. Im Moment kannst du nichts tun. Atme einfach und warte. Verhalte dich ruhig. Hör auf zu denken. Atme einfach nur.
Und das tat ich auch.
Ich glitt hinüber in graues Nichts. Es hatte keineswegs etwas mit der dem Tod ähnelnden Bewusstlosigkeit zu tun, in der ich mit Japhrimels Hilfe versank, jenem Schlaf, der für meinen menschlichen Geist so erholsam war. Nein, dieser Schlaf ähnelte mehr dem rastlosen Hin- und Herwerfen, das ich mein ganzes sterbliches Leben lang
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