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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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gekannt hatte, wenn mein Bewusstsein von zu viel Stress wie gelähmt war und wie ein herausgesprungener Gang den Dienst verweigerte, ergebnislos vor sich hin rotierte, während tief in mir etwas in Bewegung geriet, Einfühlungsvermögen und Verstehen immer größer wurden, bis sie mir das benötigte Werkzeug lieferten.
    Eine Vorahnung auszulösen ist verdammt harte Arbeit, und mein Versuch misslang kläglich. Aber etwas anderes geschah, etwas, das mir zuletzt passiert war, als ich noch ein Mensch war.
    Ich träumte.
    Das war nicht der Saal des Todes.
    Ich hob meine Röcke an, um die breite, geschwungene Treppe hinunterzugehen. Der Parkettboden des riesigen Ballsaals glänzte matt von den vielen Schichten sorgfältig aufgetragenen Wachses.
    Ich wusste, wo ich war.
    Im Hotel Armeniere in Old Kebec. Hier hatte ich während einer Kopfgeldjagd übernachtet, die mit einer problemlosen Gefangennahme im von Menschen wimmelnden Sumpf des Gore in Manhattan geendet hatte. Das Anneniere war teuer, aber die Spesen waren von der Hegemonie übernommen worden. Außerdem war Doreen gerade erst gestorben, und der Preis war mir völlig egal gewesen. Das Hotel hatte Magsicherheitssysteme, einen Trainingsraum, und die Angestellten waren Psionen gegenüber ziemlich freundlich. Das war mir schon ein paar Credit wert. Dazu kam, dass mir gerade erst die Beute, die ich jagte, bei einem Slicboard-Duell einen Messerstich verpasst, auf mich geschossen und mir mit einem Schallstock auf den linken Arm geschlagen hatte. Ich dachte mir, ich hätte ein bisschen Erholung verdient, während ich abwartete, bis er einen Fehler machte, sodass ich ihn endlich erwischen konnte.
    Im Ballsaal hatte ich mich ausgesprochen gerne aufgehalten. Tagsüber lag er meist verlassen da. Hier war es völlig ruhig, und es gab genug Platz, sodass ich meine Katas absolvieren konnte, ohne dass mich jemand anglotzte oder zu einem Trainingskampf herausforderte, auf den ich keine Lust hatte. Hohe, schmale Fenster gaben den Blick frei auf das pulsierende Leben in der Stadt und die Lichter der Nacht. In der Ferne rauschte der Verkehr, und aus dem Nachtclub gegenüber der Wand bei der Treppe wummerten die Bässe herüber. Daher wusste ich auch, dass ich träumte – das Armeniere lag an einer lauten Straße, aber die Wände waren dick und die Chancen, hier von einem Nachtclub etwas mitzubekommen, in etwa so groß wie die, die Angestellten die Putchkin-Nationalhymne singen zu hören.
    Was mir ebenfalls bewusst machte, dass es sich um einen Traum handelte, war das fantastische Kleid aus der prä-merikanischen Zeit, das ich trug. Roter Samt, langer, raschelnder Rock, ein Ausschnitt, der schon ans Unanständige grenzte, und lange Ärmel, die mir bis über die Hände hinabflossen.
    Meine menschlichen Hände, nicht meine Hände mit der goldenen Haut. Mein Blick fiel auf die gut verheilte Narbe an meinem rechten Daumen und den purpurroten Molekularnagellack, den ich früher benutzt hatte. Ein blauer Fleck auf meinem rechten Handrücken war gelblich verblasst.
    Innerhalb der umnebelten Logik eines Träumers ergab das alles durchaus Sinn. Ich trug die Traumkopie der Halskette, die Jace für mich gemacht hatte – versilberte Waschbär-Bacula und mit Blut aufgeladene Blutsteine. Die echte Halskette trug mein schlafendes Ich, aber diese Kopie summte so vor Psinergie, dass ich es bis in meine Schlüsselbeine hinein spüren konnte.
    Als ich das Ende der Treppe erreichte, schlug mein Herz wie eine Basstrommel. Ich fühlte mich nackt – ich hatte kein Schwert, und an meinen Schultern fehlte das vertraute Gewicht des Rüstzeugs. Der purpurrote Samt schleiße über das Parkett, als ich mit bloßen, zarten Füßen über den kalten, gewachsten, staubüberzogenen Boden schritt.
    Schön siehst du aus.
    Die Halskette verströmte auf einmal Hitze. Ich wirbelte herum.
    Er lehnte zwischen zwei Fenstern an der Wand. Sein Gesicht lag im Schatten, nur seine blauen Augen reflektierten das Licht.
    Eine Brise fuhr durch sein weizenblondes Haar. Mein Mund wurde trocken und glatt wie Wüstenglas.
    Jace Monroe hatte die Daumen im Gürtel eingehakt. Auch er war unbewaffnet. Hallo, Danny. Bekommt dein Ex einen Kuss?
    Ich träume, dachte ich. Das muss ein Traum sein.
    Natürlich träumst du nicht. Seine Lippen bildeten die Worte, aber die Luft bewegte sich nicht. Stattdessen hallte ihre Bedeutung in meinem Kopf wider, ähnlich wie die psychische Musik, mit der Götter kommunizieren, gefüllt mit Schicht auf Schicht

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