Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
jetzt. Das Problem war nur, dass es mir immer schwerer fiel, meine Wut unter Kontrolle zu halten. Das schwere Metall des Fehderings schloss sich dermaßen kalt um mein Handgelenk, dass ich bereits zitterte. Wieder hatte ich das Gefühl, dass eine Vorahnung zum Greifen nah war, und es trieb mich in den Wahnsinn, dass ich sie nicht zu fassen bekam.
„Ich hoffe, du hast was Brauchbares aus der Schlampe rausbekommen. Das war ein ganz schön großer Gefallen, den ich ihr getan habe. Ansonsten habe ich nur gehört, dass sich in der Stadt ein Dämon rumtreibt und dass er sich gut verschanzt hat und nicht so leicht ausfindig gemacht werden kann. Aber wenn es jemand schafft, dann dein Süßer.“ Wieder brach Lucas in Gelächter aus. Ich fragte mich, warum es immer so erstickt klang.
„Nenn ihn nicht so.“ Ich sah die Straße hinauf und hinunter. Mein Nacken prickelte. „Lucas, wir werden beobachtet.“ Oder hatte mich nur dieses Gefühl, beobachtet zu werden, seit Cairo Giza nicht mehr verlassen?
„Vermutlich. Verpasst du deinem Dämon eine Kugel, Valentine? Oder schickst du ihm die Scheidungspapiere per Datband?“
Vielleicht fand er das ja witzig, aber ich spürte Ärger in mir aufsteigen, und gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass ich irgendetwas Wichtiges außer Acht ließ. „Lass Japhrimel mal meine Sorge sein.“
Diesmal war er so taktvoll, nicht zu lachen. Na, Danny, das hast du ja wirklich prima hingekriegt. Die Absätze meiner Stiefel klackten über den Asphalt. Das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ ein wenig nach. Vielleicht lagen einfach nur meine Nerven blank. Meine Ringe sprühten wieder Funken, und meine Wut verblasste, sodass ich wieder klar denken konnte. Saint City war groß genug, dass der Psinergiefluss meine Spuren verwischen würde, aber ein halbwegs guter Magi konnte mich vielleicht trotzdem finden. Immerhin war ich mit einem Dämon verbunden. „Lucas, kennst du noch einen anderen Magi, den man zum Reden bringen könnte?“
„Kommt drauf an, worüber du reden möchtest.“ Wieder überprüfte er die Umgebung mit einer schnellen, reptilienartigen Kopfbewegung, die sein strähniges Haar auffliegen ließ. „Du hast doch gesagt, ihre Schuld wäre beglichen.“
„Sie hat mir genug gegeben, Lucas. Ich will einfach nur noch mehr rausfinden. Ein anderer Magi hat vielleicht ein weiteres Puzzlestück, kann mir vielleicht mehr darüber erzählen, was ich jetzt … bin.“ Und mir ein bisschen mehr über diese Rebellion Inder Hölle berichten. Ich habe mir doch von Anfang an gedacht, dass Luzifer und Eve nicht die Einzigen sind, die bei diesem Spiel mitmischen. Alles andere würde auch keinen Sinn ergeben.
„Das weißt du nicht?“
Kaum zu glauben – Lucas, der Todlose, klingt schockiert. „Zumindest nicht alles. Aber ich habe schon eine ziemlich gute Vorstellung. Alles andere bringe ich noch in Erfahrung.“ Wieder kontrollierte ich den Gleiterverkehr, dann lockerte ich die Schultern, die sich unter dem Gewicht des Rüstzeugs verkrampft hatten. Warum war ich so unruhig? Meine Haut fühlte sich an wie früher, als ich noch in der Lage war, eine Gänsehaut zu bekommen.
Eine Vorahnung ist das nicht. Aber was ist es dann?
„Du bist eine Idiotin.“ Wieder gab Lucas dieses keuchende Lachen von sich. Eine nächtliche Brise wehte sein strähniges Haar hoch, und ich stellte fest, dass die nicht vernarbte Hälfte seines Gesichts gar nicht mal so schlecht aussah. Das war mir bisher entgangen, weil ich immer so verängstigt gewesen war, dabei war er auf seine blasse, wölfische Art fast schon gut aussehend.
Mal abgesehen von den Narben. Und den Augen, die Ähnlichkeit mit denen eines Reptils hatten. Und den schmalen, farblosen Lippen.
Wenn du wüsstest, Lucas, was für eine Idiotin ich wirklich bin. Ich gab einer weiteren Plasmalz-Forty-Flasche einen Tritt. Da hatte wohl jemand einen etwas teureren Geschmack gehabt und sich nicht mit Sojamalz begnügt. Es musste ganz schön übel um diese Gegend stehen, wenn nicht mal die Straßensammler hierherkamen, um die Flaschen aufzuklauben. Papierabfälle raschelten im auffrischenden Wind. Die Straßenlaternen aus Plastahl malten fahle orangefarbene Kreise auf den Asphalt. Kein Straßengleiterverkehr. Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass sich ein Sturm zusammenbraute. „Versuch doch du mal, dich mit einem Dämon zusammenzutun und Santino zu töten. Und dann versuch, einen tollwütigen Schmarotzer zur Strecke zu bringen, der dein Gehirn in ein Fass
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