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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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hier aus konnte ich es tiefer hineintreiben und eine Niere zerstören, jedenfalls, wenn meine Kenntnisse über die Anatomie der Werwölfe stimmten. Er war in ausgezeichneter körperlicher Verfassung und nicht so viel anders gebaut als ein Mensch, wenn man wusste, wo man anzusetzen hatte.
    Das bernsteinfarbene Rechteck am Zeigefinger meiner rechten Hand sprühte Funken, als ich Psin4ergie einsetzte und unsichtbare Gewichte eng an Handgelenke und Knöchel des Werwolfs kettete. Das würde mich einiges kosten – aber bei einem zwei Meter vierzig großen Bündel aus mörderischer Muskelkraft und Klauen geht man besser auf Nummer sicher.
    Außerdem strahlte das Dämonenmal an meiner Schulter mehr Psinergie aus, als ich jemals würde aufbrauchen können. Eigentlich wollte ich es gar nicht anzapfen – nur die Götter wussten, welchen Preis ich dafür zu zahlen hatte –, aber in dieser Situation war mir jedes Mittel recht. Mit den Folgen würde ich mich später auseinandersetzen.
    Wenn es denn ein „Später“ geben sollte.
    Innerhalb kürzester Zeit hatte Lucas den Werwolf mit einer weggeworfenen Plasilicaglasfaser, die er von der mit Abfall übersäten Straße aufgeklaubt hatte, zu einem Bündel verschnürt. Mir scheint fast, du machst so was nicht zum ersten Mal, Lucas.
    Der Todlose verschwand dort, wo die Straße einmündete, in der Dunkelheit, um sich um das andere Augenpaar zu kümmern. Sofort schob ich diese beiden Probleme beiseite.
    Den Arm hatte ich weiterhin fest um die Kehle des Werwolfs geschlungen, der sich hin und her warf und kämpfte, um mich abzuschütteln. Der Vorteil, den ich aufgrund meiner fast dämonischen Kraft hatte, war nicht sonderlich groß: Bis ich ihn niedergekämpft hatte, war ich völlig außer Atem. Meine Knie bohrten sich in den kalten, nassen Boden, der nach … nun ja, nach Abfall roch.
    Gnädigerweise machte meine Nase schließlich dicht. Irgendetwas an den Ausdünstungen der Werwölfe setzt nach einiger Zeit den Geruchssinn außer Kraft, außer bei Swanhilds und anderen Werwölfen.
    So, wie die meisten von ihnen stinken, ist das wirklich eine Gnade.
    „Arbeite mit mir zusammen“, knurrte ich ihm ins Ohr. „Oder du bekommst meine Psi-Kräfte zu spüren. Das ist mein Ernst.“
    Die riesige Gestalt wand sich ein letztes Mal unter mir hin und her und blieb dann still liegen. Sein Atem ging rasselnd, und er gab ein leises Knurren von sich. Ich drückte noch fester zu.
    Werwölfe können Psione nicht ausstehen. Die ganze Spezies ist anfällig für psychische Angriffe. Nichtvren haben diese Verletzlichkeit zu oft ausgenutzt, genau wie Magi, bevor das Gesetz zum Umgang mit paranormalen Spezies in Kraft trat. Der große Vorteil der Werwölfe ist ihre längere Lebensspanne: Wenn menschliche Psione alt und schwach werden, können Werwölfe sich aus der psychischen Sklaverei befreien und einem das Leben ganz schön schwer machen. Außerdem leben sie überwiegend im Rudel. Ein Werwolfrudel kann es sogar mit einem Meister-Nichtvren aufnehmen – und ihm ordentlich zusetzen. Wenn das Rudel genügend Werwölfe umfasst, kann selbst ein übernatürlich mächtiger Saugkopf ziemlich alt aussehen.
    „Du hast die Wahl.“ Fell strich an meinem Hemd und meinem Kinn entlang. „Entweder du spurst, oder ich spüle deinen Kopf leer wie eine transportable Toilette. Du kannst es gern ausprobieren.“
    Der Werwolf knurrte, wehrte sich … und gab schließlich auf.
    Ich lockerte den Griff um seine Kehle ein wenig. „Nach wem suchst du? Auf wen wartest du hier?“
    „Nekromantin“, knurrte er. Eindeutig eine männliche Stimme. Das Geschlecht hätte ich auch aus seinen Genitalien schließen können, aber es war nicht hell genug, um in seinem Schritt etwas zu erkennen. Natürlich hätte mir meine dämonische Sehfähigkeit geholfen, aber im Moment war ich zu sehr damit beschäftigt sicherzustellen, dass Wolfilein mich nicht abwarf und seine Ketten sprengte oder die Gestalt wechselte und sich frei strampelte. Auch in Menschengestalt sind sie noch ziemlich groß, ein Meter neunzig bis gut zwei Meter, aber das würde schon ausreichen, um die Hände aus den Fesseln zu ziehen. Ich war nur etwa drei Zentimeter größer als damals als Mensch und kam jetzt auf einen Meter siebzig. Egal welche Gestalt er annahm, ich musste auf jeden Fall Hebelkraft einsetzen. Ein Werwolf in Menschengestalt kann immer noch plötzlich seine Hand in eine Klaue verwandeln und zupacken, bevor man überhaupt gespannt hat, was los ist.

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