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Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl

Titel: Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilith Saintcrow
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meinen Rücken fuhr und seine Finger in meine verknoteten Muskeln grub, während ich zitternd und heulend das Nachbeben von Mirovitchs psychischer Vergewaltigung erduldete, das meinen empfindlichen Kopf erschütterte. Die Hände zu Fäusten geballt, hatte ich wild um mich geschlagen, sobald ich die Situation wieder durchleben musste. Japhrimel hatte meine Handgelenke sanft, aber unnachgiebig gepackt und mich davon abgehalten, den Kopf gegen die Wand zu knallen oder mir sonst wie Schaden zuzufügen. Wir hatten in der Dunkelheit gelegen, und seine Stimme hatte mich wie ein goldener Faden gehalten und vorm Durchdrehen bewahrt.
    Sanft atmete ich aus. Ich wünschte, er wäre hier. Ein verräterischer Gedanke – wäre ich denn überhaupt in diese Situation geraten, wenn er mich nicht in Luzifers Spiel von Feld zu Feld geschoben hätte? Er hatte sich davongestohlen, während ich schlief, vielleicht auf der Jagd nach Eve. Und er hatte mir wichtige Informationen vorenthalten.
    Welche Wahl blieb ihm denn schon, Danny? Luzifer hat ihn in die Falle gelockt, genau wie dich. Japh tut nur, was er tun muss. Du kannst mit ihm nicht über seine Methoden streiten, wenn sie dir dein Überleben garantieren. Und wer hat Abra gerade gegen die Wand gequetscht und in Todesangst versetzt? Deine moralische Überlegenheit kannst du dir allmählich abschminken.
    Im Moment hätte ich ein bisschen Rückhalt ganz gut brauchen können. Wo steckte er bloß?
    Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Auf der nordwestlichen Seite der Kreuzung war etwas über den Zaun der Villa gesprungen.
    Tja, wer sagt’s denn. Auf Dummheit ist immer Verlass. Ich glitt aus meinem Versteck – oder besser gesagt: wäre geglitten, wenn sich der Luftdruck nicht verändert hätte und ein bleicher Schimmer neben mir aufgetaucht wäre. Ich zwängte mich zurück ins Grün der Hecke, schloss die rechte Hand um den Schwertgriff -und schon erschien aus dem Nichts die Gestalt eines großen, schlanken, dunkelblonden und blauäugigen Holovidengels. Eben noch woanders, plötzlich hier – Tiens umklammerte meine Hand und stieß das Schwert zurück in die Scheide. „Ruhig, belle morte“, flüsterte er, wobei er die Lippen zurückzog und seine Fänge zeigte. „Gehen Sie da nicht rein. Es ist“, an dieser Stelle schnüffelte er verächtlich, „eine Falle.“
    Nichtvren verwandeln Menschen in der Regel nur, wenn sie entweder außerordentlich hübsch oder außerordentlich skrupellos sind; einen hässlichen Nichtvren habe ich noch nie gesehen. Ehrlich gesagt, habe ich früher überhaupt nur sehr selten Nichtvren gesehen, obwohl ich die an der Akademie vorgeschriebenen Kurse in paranormaler Anatomie und Kommunikation zwischen den Spezies belegt hatte. In meiner relativ kurzen Zeit als Fastdämonin waren mir mehr Nichtvren über den Weg gelaufen als in den gut dreißig Jahren davor.
    Andererseits mögen Nichtvren Nekromanten nicht sonderlich. Wie hätte eine Spezies, der die Unsterblichkeit das höchste Gut war, die Kinder des Todes mögen sollen?
    Tiens war ein großer, männlicher Nichtvren mit dichtem dunkelblondem Haar und einem ausdrucksstarken maskulinen Gesicht, das – bis auf seine seltsam tiefsitzenden blassblauen Augen, die wie bei allen Vertretern seiner nachtjagenden Spezies glänzten wie die einer Katze – schön war. Entlang seiner Wangenknochen war die Haut leicht gerötet – er hatte irgendwo Nahrung zu sich genommen. Er trug einen schwarzen, staubigen Sweater mit V-Ausschnitt und eine ebensolche, locker sitzende Arbeitshose. Seine Füße steckten in zerschrammten, rissigen Stiefeln. Er sah genauso aus wie in der Freistadt Neo-Prag.
    Auch wenn ich in Lucas’ Gegenwart inzwischen ein wenig ungezwungener war, blieb ich bei einem Saugkopf, der noch dazu ein Hellesvront-Agent war, äußerst wachsam. Saugköpfe machen mir mehr Angst als Dämonen, und ein Saugkopf, der für Dämonen arbeitet, löst in mir das Bedürfnis aus, nach meinem Schwert zu greifen.
    Er hatte recht, das Haus an der Ecke Fifth und Chesko war eine Falle. Schon ein paar Sekunden später kam der Werwolf wieder heraus. Er umrundete den Block und sprang dann über die Mauer zurück. Wenn ich gerade erst eingetroffen oder ihm bis hierher gefolgt wäre, hätte ich mich eventuell täuschen lassen. Vielleicht war mir meine blinde Panik sogar zugute gekommen.
    Tiens löste die warmen Finger von meiner Hand. Über die Schulter beobachtete er, wie der Werwolf wieder auftauchte, und lächelte, als

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