Dante Valentine 04 - Suendenpfuhl
wenn es mir gelang, eine Familie gegen die andere auszuspielen, konnte ich vielleicht weitermachen, ohne belästigt zu werden.
Abra schnaubte missbilligend. „Die Cherys sind ausgemerzt worden, genau wie alle anderen, die einen größeren Anteil vom Kuchen hatten. Tanner regiert jetzt allein in der Stadt.“
Wann ist das denn bloß passiert? Götter, ich bin ja überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden. „Klasse.“
„Für deren Profit ja. Für den Rest von uns weniger.“
Ich nickte. „Danke, Abra. Und jetzt erzähl mir den eigentlichen Mist.“
Die nachfolgende Stille hielt so lange an, dass ich den Becher hinstellte und ihr in die Augen sah. Einen ihrer langen, dunklen Finger hatte sie gegen einen Nasenflügel gelegt. Ihr Haar glänzte, und ihre Wangen waren leicht gerötet. Abra sah rundlich und wohlgenährt aus – die Geschäfte mussten in letzter Zeit wohl gut gelaufen sein.
„Ich spreche das wirklich nicht gern an, Danny, aber was zahlst du mir?“ Ihr Blick bohrte sich in meine Augen, und das Funkeln in ihren war wie das Funkeln blutiger Metallteilchen, wenn ein Überlebender das Schlachtfeld abgrast, die Verwundeten ins Jenseits befördert und ihre Taschen ausleert.
Die Taschen ausleert? Wie Gabes blutige Taschen mit dem Holovidporträt eines strahlenden Kleinkinds?
Ich habe keine Erinnerung daran, dass ich mich in Bewegung gesetzt hätte. Ich weiß nur, dass ich Abra plötzlich gegen die Wand hinter ihrem Tresen quetschte. Meine linke Hand hatte sich um ihre Kehle geschlossen, ihre Füße baumelten in der Luft, und sie würgte und versuchte, mit ihren schlanken, dunklen Händen meinen Griff zu lösen. Meine Aura wurde hart und heiß. Ich hörte Leander fluchen und Lucas etwas Unverständliches schreien, das mit „… kapieren, sie ist völlig durch geknallt, zurück!“ endete.
Ich drückte zu. Abras Augen traten hervor, und sie gab einen erstickten Laut von sich. Der Armreif an meinem linken Handgelenk rasselte leise, genau wie mein Schwert.
Nicht, dass mich das noch interessiert hätte.
„Du hörst mir jetzt mal gut zu“, sagte ich sehr leise. Ich klinge wie Japhrimel. Ich spürte ein schrecklich gemeines Kichern in mir hochsteigen, das ich aber sofort unterdrückte. „Ich mag dich, Abra. Bei jeder anderen Jagd würde ich dir alles zahlen, was dein kleines Herz begehrt. Aber nicht jetzt.“ Ich flüsterte so leise, wie wir Nekromanten das immer tun. Die Wand hinter ihr bebte, und die Plasglasvitrinen und Fensterscheiben knackten und knirschten. Das Mal an meiner Schulter flammte plötzlich schmerzhaft, aber angenehm auf. Es fühlte sich an, als stünde ich mitten in einem summenden Wirbel aus Magik, als wäre ein magitechnisches Wunderwerk in Gang gesetzt worden und würde sich nun durch Raum und Zeit bewegen, um mir unwiderruflich und uneingeschränkt zu Willen zu sein. „Mir ist egal, wer hinter mir her ist. Mir ist egal, wer dir wie viel für irgendwelchen Scheißdreck zahlt. Das hier ist eine persönliche Angelegenheit. Derjenige, der Gabe und Eddie umgebracht hat, wird dafür büßen. Wenn du mir in die Quere kommst, trample ich über dich hinweg. Ist das klar?“
Ich lockerte meinen Griff ein wenig, und sie gab einen zischenden Laut von sich. In ihren Augen loderte ein unmenschliches Feuer.
„Ist das klar?“ Ich schüttelte sie nicht gerade, aber es fehlte nicht viel. Der Wunsch, es zu tun, ließ mich zittern. Von dem Mal an meiner Schulter ausgehend rann glühende Hitze durch mich hindurch. Ich hatte es doch wahrhaftig angezapft, hatte magische Kräfte daraus geschöpft.
Wie, zum Teufel – ich wusste gar nicht, dass ich das kann! Aber es ergab Sinn. Ich war Japhrimels Verbindung zur Welt der Menschen, und das Mal war die Verbindung zwischen ihm und mir. Psinergie stand genügend zur Verfügung – und ich war bei ihrem Einsatz nicht mehr so vorsichtig, wie ich hätte sein sollen.
Was immer dir bei dieser Aufgabe weiterhilft, Danny.
„Klar“, entgegnete sie keuchend. Ihre Augenlider flatterten, und ihr Gesicht war kalkweiß. Ich ließ sie los. Noch nie war ich hinter dem Tresen gestanden, und es überraschte mich ein wenig, dass der Boden hier derselbe war wie im Rest des Ladens – weiches, verstaubtes Parkett. Außer ein paar Waffen und Regalen mit für verschiedene Kunden reservierten verpackten Restposten war dort nichts Besonderes zu entdecken. Es war ein wenig enttäuschend. Abra rieb sich die Kehle und durchbohrte mich mit einem tödlichen Blick. „Das war nicht
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