Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln
solches Abkommen? Nein. Der Einfall dazu war
ihm gekommen, als Kilian ihn berührt hatte. Nicht, weil es sonst niemand wagte,
ihn anzufassen. Nein, er hatte sofort gespürt, dass Kilian etwas besaß, was es
zu ergründen lohnte. In den letzten sieben Jahrzehnten war es keinem anderen
Menschen gelungen, Danyel innerhalb von Sekunden derart zu beeindrucken.
Danyel betrachtete das ebenmäßige Gesicht noch
einen Augenblick, ehe er das Schlafzimmer verließ und entschied, dass sein Gast
an diesem Morgen schlafen sollte, so lange dieser es wollte.
h
Dafour teilte die Pergamente den
Boten zu. Anschließend zog er sich zurück. Kilian hier zu haben gefiel ihm gar
nicht. Dieser Mensch gehörte nicht hierher. Ja, er neidete Danyel seine Macht,
aber er bezweifelte dessen Entscheidungen normalerweise nicht. In letzter Zeit hingegen
war er nicht mehr sicher, ob Danyel wirklich wusste, was er tat. Oh, nicht der
Schritt an die Öffentlichkeit. Nein, das war klug, denn Dafour profitierte
ebenfalls davon. Gerechnet in der Zeitspanne ihres Daseins war die Offenbarung
gerade mal ein paar Minuten her. Und Dafour hatte schnell gelernt, die neuen
Umstände für seine persönlichen Interessen zu nutzen. Als rechte Hand des
Schicksals war das auch nicht gerade schwierig …
Er war nicht weniger egoistisch als
Danyel. Doch seine ganz eigenen Geschäfte beschränkten sich nur auf bestimmte
Personenkreise … und das würde Dafour sich auch nicht nehmen lassen. Das stand
fest.
Vielleicht sollte er für ein wenig
Gesprächsstoff sorgen. Was sich hier abspielte, bekam normalerweise keiner mit. Nur, wenn Dafour in die richtigen
Ohren flüsterte, machten Gerüchte die Runde. Er wusste das durchaus zu nutzen.
Neun
Kilian erwachte und die Helligkeit kitzelte ihn
aus dem Schlaf. Er blinzelte und setzte sich auf. Mit leichtem Erstaunen
stellte er fest, dass er zugedeckt war. Er konnte sich nicht erinnern, unter
die Decke gekrochen zu sein. Als er diese beiseite schlug, staunte er noch
mehr. Seines Wissens nach war er nur mit dem Handtuch aufs Bett gefallen, nun
trug er eine leichte Schlafhose, die nicht die seine war. Hatte Danyel ihm
diese übergezogen? Eine nette Geste …
Kilian schwang die Beine aus dem Bett und lief
barfüßig ins Bad, um sich zu erleichtern. Anschließend zog er sich seine
eigenen Sachen an und verließ das Schlafzimmer. Er wusste nicht, wie viel Uhr
es war oder wie lange er geschlafen hatte. Der Vorhang im Wohnbereich war
geschlossen, die Gläser vom Vorabend nicht mehr auf dem Tisch und die Tür zur
Küche nur angelehnt. Kilian stieß sie auf und erwartete, Danyel dort
anzutreffen. Doch er erblickte niemanden.
Also drehte er sich um und schritt auf den
Vorhang zu. Als er leise Stimmen hörte, hielt er inne.
„Du musst mir nicht sagen, was du bezweckst,
Danyel. Ich sage nur, der Junge gehört nicht hierher. Er könnte gefährlich
sein.“
„Lass das meine Sorge sein. Misch dich nicht
ein, ich weiß genau, was ich mache. Kümmere du dich um deine Aufgaben, Dafour.“
„Sag später nicht, ich hätte dich nicht
gewarnt.“
Leises Rumpeln folgte den Worten und Kilian zog
nachdenklich die Stirn kraus.
„Pass gut auf, denn ich wiederhole es nicht!
Kilian ist meine Sache und wenn noch ein Wort dazu über deine Lippen kommt,
sorge ich dafür, dass es deine letzten waren. Stell meine Entscheidungen nicht
infrage, Dafour. Und jetzt geh mir aus den Augen.“
Es schepperte und Kilian schluckte. Er wusste
nicht recht, was er davon halten sollte. Dafour wollte ihn nicht hier haben und
Danyels Stimme hatte so kalt und abweisend geklungen, dass er dessen sanfte
Seite vergaß und einfach nur noch Angst hatte. Wie auch immer Danyel seine Drohung
gegenüber Dafour wahrmachen würde, feststand, dass keine der Möglichkeiten
angenehm für den Herrn der Boten wäre. Erneut fragte er sich, auf was er sich
eingelassen hatte.
Als er durch den Vorhang trat, versuchte er
sich nicht anmerken zu lassen, dass er einen Teil der Unterhaltung mitbekommen
hatte. Um dem panischen Gefühl entgegenzuwirken, welches sich in ihm
breitmachen wollte, dachte er an Danyels andere Seite. Die Erinnerung an die
sinnlichen Berührungen und den heißen Sex in der Dusche löste ein Kribbeln in
seinem Bauch aus. Er musste zugeben, dass Danyel ihn längst gefangen genommen
hatte. Egal, wie sehr er sich auch vor ihm fürchtete, Kilian wusste, dass eine
Berührung von Danyel alles andere zunichtemachen könnte. Eine Zwickmühle. Eine,
in die er
Weitere Kostenlose Bücher