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Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln

Titel: Danyel - Mit dem Schicksal lässt sich handeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie R. Nikolay
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Kilian glaubte nicht, dass es
bloßes Misstrauen war. Allerdings sah er auch keinen Grund, der Anlass dafür
geben könnte, ihn von vorneherein abzulehnen. Wenn er wissen wollte, was Dafour
so störte, würde er ihn darauf ansprechen müssen. Doch der Gedanke an den
forschenden Blick aus den roten Augen ließ Kilian frösteln. Er hatte keine
Ahnung, wie das Verhältnis zwischen Danyel und Dafour war, doch Kilian wollte
nicht der Grund für ein eventuelles Zerwürfnis sein.
    Als er sich auf den Rückweg machte, eilte die
junge Frau erneut am Haus entlang – diesmal in die andere Richtung und mit
einem Wäschekorb in Händen.
    „Hey! Warte!“, rief Kilian ihr zu. Sie
reagierte nicht und zu spät kam ihm die Erkenntnis, dass sie ihn nicht
verstehen konnte. Immerhin war er hier in Italien, er konnte kaum erwarten,
dass sie Deutsch sprach.
    Er schüttelte über sich selbst den Kopf, betrat
das alte Gemäuer und brachte seine Tasse in die Küche zurück. Anschließend trat
er ins Schlafzimmer und suchte nach dem Telefon. Auch wenn er sich noch nicht
die richtigen Worte zurechtgelegt hatte, wollte er versuchen, Monja zu
erreichen. Notfalls müsste er improvisieren … wenn er das Gerät denn fand. Es
schien wie vom Erdboden verschluckt, selbst unter dem Bett lag es nicht.
    „Suchst du was?“ Danyel klang amüsiert.
    Kilian zuckte zusammen und rappelte sich auf.
„Leute zu erschrecken beherrschst du gut“, erwiderte er, „und ja, ich suche das
Telefon.“
    „Es war leer.“
    Kilian zog die Brauen nach oben. „Aha. Darf ich
eine Frage stellen?“
    „Natürlich. Aber ich garantiere nicht, dass du
auch eine Antwort bekommst.“
    „Wie viele Menschen arbeiten hier?“
    Danyel schürzte die Lippen und sah aus, als
müsse er überlegen. „Fünf“, sagte er schließlich. „Warum?“
    „An mir ist eine Frau mit Wäsche
vorbeigekommen, daher frage ich. Sprechen die alle Italienisch?“
    „Nein. Jeder stammt aus einem anderen Land.
England, Polen, Frankreich, Ägypten und Norwegen – wenn du es genau wissen
willst.“
    Kilian blinzelte. Verstand Danyel die etwa
alle? Im gleichen Moment wurde ihm klar, dass er das tat. Er war so alt, wie
die Welt und wenn er nicht alle Sprachen verstand, wer sonst?
    „Du bist auch nicht hier, um dich mit denen zu
unterhalten, falls du es vergessen haben solltest.“
    „Nein, habe ich nicht.“ Er verschränkte die
Arme vor der Brust. „Kann ich das Telefon noch mal haben? Ich muss meine
Schwester anrufen.“
    Danyel sah ihn abschätzend an. „Warum? Ist
nicht alles geklärt?“
    „Doch, nein. Sie war sauer und ich hab ihr eine
Ausrede aufgetischt, warum ich hier bleibe. Und ich muss meiner Mutter selbst
beichten, was ich getan habe.“
    Danyel schwieg. Kilian konnte an seinem Gesicht
nicht ablesen, was er dachte. Einerseits war es ihm egal, andererseits wollte
er, dass Danyel seine Ehrlichkeit schätzte.
    „In Ordnung. Aber die Geschichte, die du ihr
erzählst, die will ich auch hören“, Danyel grinste und für Kilian sah es fast
aus, als wäre er schadenfroh. Unlogisch, dafür, dass er über keine menschlichen
Gefühle verfügen sollte …
    „Damit habe ich kein Problem. Ich habe ihr
schon gesagt, dass ich einen Kerl kennengelernt hätte. Aber wie ich sie kenne,
lässt sie nicht locker, bis sie Einzelheiten erfährt.“
    Danyel lachte kurz auf. „Wie gesagt, du
amüsierst mich. Und ich muss dir zugutehalten, dass du über den wahren Grund
schweigen willst. Denn der geht niemanden etwas an.“
    Kilian schnaubte. Ein Lob, welches keines war!
„Ich kann ihr ja kaum erzählen, dass ich mich an dich verkauft habe, damit der
Tausch vollzogen wird!“ Es hatte nicht hart klingen sollen, doch es kam ihm
leicht verächtlich über die Lippen.
    In einem Sekundenbruchteil war Danyel bei ihm
und umfasste Kilians Kinn. Der Griff war fest und unangenehm, wenngleich auch
ein sinnliches Prickeln durch seinen Körper stob.
    „Ich gab dir bisher keinen Grund zu bereuen,
was du getan hast. Doch das kann sich schnell ändern …“ Der bohrende Blick traf
Kilian, der erneut nicht davon loskam. Die schier unendliche Tiefe der
türkisfarbenen Iriden hielt ihn gefangen und machte eine Antwort unmöglich. Die
Hand unter seinem Kinn schickte wahre Feuerstöße in seinen Unterleib. Keuchend
stieß er die Luft aus. Abrupt ließ Danyel ihn los, der Bann brach.
    „Ich bereue es nicht. Aber ich will nicht, dass
Monja schlecht von mir denkt und mich verachtet, wenn sie mich begraben
werden“,

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