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Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Titel: Darf ich meine Oma selbst verbrennen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wilhelm
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wieder stapeln.«
    »Okay, Trauerfeier in der Halle, Sarg rausgeschoben … Und dann? Wann war denn die Beerdigung?«
    »Ich hab doch gesehen, wie der Sarg in die Erde gelassen wurde, ich war da doch dabei!«
    »Ja gut, aber wann?«
    »Direkt nach der Trauerfeier natürlich. Da sind wir alle zum Grab gegangen und haben zugeguckt, wie der Sarg in die Erde gekommen ist.«
    »Hm … jetzt haben Sie mir aber doch gerade eben erzählt, dass Sie nicht zum Grab gegangen sind, sondern zum AWO -Heim und Kaffee getrunken haben.«
    »Moment mal, das stimmt ja gar nicht, wir sind nach der Beerdigung ins Kaffee Janssen gegangen …«
    »Aha! Kann es sein, dass Sie sich an zwei Beerdigungen erinnern und das ein wenig durcheinanderbringen?«
    »Meine Mutter ist doch aber verbrannt worden!«
    »Gut, überlegen Sie doch mal, wer noch alles verstorben ist, vielleicht schwingt da ja die Erinnerung an eine ganz andere Beerdigung noch mit.«
    »Bei uns wird nicht so viel gestorben, wir haben’s nicht so mit dem Friedhof und so.«
    »Fein, der liebe Gott möge Ihren Standpunkt unterstützen, ich wünsche es Ihnen. Aber nochmal: Ist ungefähr zur gleichen Zeit noch jemand gestorben?«
    »Ja, die Tante.«
    »Aha!«
    »Wie, aha?«
    »Wie ist denn die Tante beerdigt worden?«
    »Ja, die ist in die Erde gekommen, mit dem Sarg und so …«
    »Und danach sind Sie ins Kaffee Janssen gegangen?«
    »Sagte ich doch gerade eben.«
    »Also waren Sie nach der Erdbestattung Ihrer Tante im Kaffee Janssen?«
    »Sag ich doch!«
    »Und nach der Trauerfeier für Ihre Mutter? Wo waren Sie da?«
    »Im AWO -Heim. Meine Güte, muss ich jetzt alles dreimal erzählen?«
    »Nö, nur so lange, bis Sie es verinnerlicht haben.«
    »Wie meinen Sie das jetzt, soll das eine Beleidigung sein?«
    »Nö.«
    »Dann is’ ja gut.«
    »Also, Tante in die Erde, dann Kaffee Janssen. Mutter nur Trauerfeier und dann ins AWO -Heim.«
    »Jetzt, wo Sie’s sagen …«
    »Also ist Ihre Tante erdbestattet worden, und Ihre Mutter hat eine Feuerbestattung bekommen. Kann das so sein?«
    »Mensch, Sie sind aber auch schwer von Begriff, genau das sage ich Ihnen doch die ganze Zeit!«
    »Ja, ich gebe es zu, manchmal brauche ich eine kleine Weile.«
    »Da sollten Sie was gegen machen, in Ihrem Beruf. Am besten, Sie trinken viel Wasser, das spült!«

Erdmännchen
    Über das Thema Tod, Sterben, Trauer und Bestattung mag ja kaum einer gerne reden. Diese Themen sind in unserer Gesellschaft tabuisiert, und keiner möchte gerne an seine eigene Vergänglichkeit erinnert werden.
    Deshalb beschäftigt sich freiwillig kaum jemand mit diesen Themen. Hat man jedoch schon mal die Gelegenheit, dass ein Bestatter anwesend ist, und man ist gerade nicht selbst von einem Sterbefall betroffen, ja, dann lässt es sich vortrefflich scherzen und fragen.
    Ähnlich ist es, wenn das eigentliche Beratungsgespräch vorüber ist. Der unangenehme Teil ist vorbei, und der Bestatter hat es verstanden, den Leuten die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen. Sie fühlen sich gut aufgehoben und erleichtert.
    Nun möchten sie gerne etwas Druck ablassen, noch etwas Konversation machen und eher über etwas Lockeres sprechen.
    Herr und Frau Pützenroth hatten beschlossen, eine Bestattungsvorsorge für sich abzuschließen, alles ist besprochen und unter Dach und Fach. Man sitzt noch einen kurzen Moment beisammen, macht etwas Konversation, und genau in dieser Phase entspinnt sich zwischen dem älteren Ehepaar folgendes Gespräch.
     
    Frau Pützenroth: »Mann, watt bin ich froh, datt jetzt die Fußball-Weltmeisterschaft vorbei ist. Mein Mann hat ja nur noch vor die Kiste gehockt und geglotzt. Bei den meisten Ländern weiß der noch nicht mal, wo die sind, aber die Spiele angucken muss er trotzdem.«
    »Ach sei du doch ruhig, was ist denn mit dich und deine Tiersendungen? Erdmännchen und Kobold und so? Da krieg ich voll den Hals, wenn ich diese arroganten Erdmännchen da seh’.«
    »Erdmännchen? Die sind doch voll niedlich! Die haben jetzt festgestellt, dass Erdmännchen sogar zwei verschiedene Warntöne ausstoßen können …«
    »Sach ich doch: arrogante Scheißviecher!«
    »Und was ist daran, bitteschön, arrogant?«
    »Wie die schon gucken! Und jetzt siehste’s ja mal wieder, die haben sogar zwei Töne. Ja, den feinen Erdmännchen reicht ein Ton nicht, die müssen natürlich zwei haben, diese kleinen verschissenen Angeber.«
    »Also hör mal, Herbert, die warnen ihre Artgenossen vor Erdferkeln.«
    »Und warum nicht vor

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