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Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Darf ich meine Oma selbst verbrennen?

Titel: Darf ich meine Oma selbst verbrennen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Wilhelm
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geht nicht, die steht nämlich nicht im Telefonbuch.«
    »Dann sagen Sie sie mir doch einfach.«
    »Nein, die ist doch geheim, sonst rufen uns die Leute an.«
    »Ja, aber irgendwer muss Sie doch ab und zu mal anrufen, wenn’s um was Wichtiges geht.«
    »Schon, aber wir haben nicht so wichtiges Zeug.«
    »Kann ich Sie per E-Mail erreichen?«
    »Das ist ganz schlecht, da guck ich nur alle paar Wochen mal nach.«
    »Fax?«
    »Haben wir nicht. Das heißt, wir haben das schon, aber die Rolle ist schon ein Jahr leer.«
    »Tja, und wie haben Sie sich das vorgestellt, dass ich Sie erreiche und Ihnen Bescheid geben soll? Nachts ziellos durch die Straßen irren und die Botschaft auf Verdacht ausrufen?«
    Der Kunde lacht und meint: »Vielleicht schicken Sie mir einfach eine SMS .«
    »Aber dann hätte ich ja auch eine Telefonnummer von Ihnen.«
    »Schon, aber Sie dürfen dann halt nicht bei mir anrufen, nur simsen, ja?«

Klein und groß
    Ein Geschwisterpaar steht im Ausstellungsraum und diskutiert die Vorzüge der ausgestellten Särge. Als erfahrener Bestatter weiß ich genau, wie man Särge verkauft, und kann auch gut mit Kunden umgehen, selbst wenn sie etwas kompliziert sind. Doch manchmal ist es auch gut und clever, wenn man das Gespräch einfach mal laufen lässt. Oft reden die Leute sich die Köpfe heiß, lassen Dampf ab, und danach kann ich mit einem Vorschlag zur Güte kommen und gut verkaufen.
    Sie: »Und du meinst, dass Vater da reinpasst?«
    Er: »Sicher, Hertha.«
    Sie: »Der ist doch aber so groß.«
    Er: »Ja, aber wenn der Sarg ganz vorne in der Trauerhalle steht, ist er kleiner.«
    Sie: »Wie meinst du das?«
    Er: »Das ist wie beim Flugzeug. Die Menschen werden ja mit zunehmender Entfernung auch kleiner, sonst würden sie ja gar nicht in die Maschinen passen. Überleg doch mal, wie klein so ein Flugzeug am Himmel ist.«
    Sie: »Was? Das ist doch Quatsch!«
    Er: »Nein, das nennt man Perspektive.«

Reden, ohne zu denken
    Urnentrauerfeiern haben ihren besonderen Reiz, deshalb empfehle ich sie immer gerne. Überlegen Sie mal: Bei einer Feuerbestattung hat man ja üblicherweise eine Trauerfeier mit dem Sarg, und dann geht die Trauergemeinde auseinander. Der Sarg bleibt in der Trauerhalle stehen, weil er später ins Krematorium gebracht wird, und irgendwann, vielleicht vierzehn Tage später, findet dann die Beisetzung der Urne statt, oft im engsten Familienkreis.
    Viele empfinden diesen zweimaligen Gang zum Friedhof als doppelt belastend. Außerdem hat die Sargtrauerfeier so etwas Unvollendetes.
    Besser ist es da doch, wenn man den Verstorbenen in einem recht günstigen Sarg (weil ihn ja niemand sieht) abholen und zum Krematorium bringen lässt und die Trauerfeier wie eine Beerdigung gestaltet. Das heißt, erst wenn die Urne zur Verfügung steht, geht man zum Friedhof, macht eine ganz normale Trauerfeier und geht dann mit allen Trauergästen zum Urnengrab, um dort gemeinsam die Urne beizusetzen.
    Doch wie kommt die Urne zum Grab?
    Ich habe da schon alles Mögliche gesehen. Manchmal hat der Friedhofsmitarbeiter die Urne so unter dem Arm, als trage er ein Ferkel zu Markte, manchmal trägt er sie vor seinem dicken Bauch her, als balanciere er einen Topf mit heißer Suppe, und ab und zu wird die Urne auch mit einem dieser viel zu großen Sargwagen gefahren, wobei sie immer umzukippen droht.
    Am Schönsten ist es, finde ich, wenn es ein Tragegestell gibt, in dem zwei Männer die Urne würdevoll zum Grab tragen können.
    Vor einiger Zeit hatten wir eine solche Urnentrauerfeier. Zwei unserer Männer treten nach der Trauerfeier an die Urne heran und stellen sie in ein solches Tragegestell, um sie zum Grab zu tragen.
    Am Rande höre ich, wie sich zwei Besucherinnen der Trauerfeier über die Verstorbene unterhalten:
    »War die so dick?«
    »Wieso?«
    »Weil die zwei Männer brauchen für die Urne.«
    »Stimmt, da stehen zwei. Na ja, die saß ja im Rollstuhl, zumindest die letzten zwei Monate.«
    »Wird sich nicht mehr viel bewegt haben. Ist bestimmt dick geworden.«
    »Die armen Männer.«
    »Ja, die tun mir auch leid.«

Wortschwall
    Wenn Ehepaare zum Bestatter kommen, dann erkennt man zumeist ziemlich schnell, wer da die Hosen anhat. Auch im folgenden Fall wurde das sehr schnell klar:
    »Heinz, jetzt sag du doch auch mal was.«
    »Tja …«
    »Also, Heinz, wirklich, dieser Sarg ist doch nichts, findest du nicht auch?«
    »Also …«
    »Schauen Sie, mein Mann und ich sind einer Meinung, dieser Sarg, den Sie uns da

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