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Darf's ein Küsschen mehr sein?

Titel: Darf's ein Küsschen mehr sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Gibson
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an und geh ins Bett. Ich komme gleich und gebe dir einen Gutenachtkuss.«
    »Okay«, gähnte Travis. »Gute Nacht, Onkel Mick.«
    »Nacht, Kumpel.« Ein fast überwältigendes Bedürfnis, auf dem Absatz kehrtzumachen, überkam Mick, und er wich einen Schritt zurück. Weg von dem, was da kam, und hinaus in die kühle Nachtluft.

    Als ihr Sohn das Zimmer verlassen hatte, streckte Meg den Arm aus und zeigte Mick, was in ihrer Hand lag. »Ich hab Moms Ehering gefunden.«
    »Meg.«
    »Sie hat ihn abgenommen und auf ihrem Nachttisch liegen gelassen, bevor sie an jenem Abend in die Kneipe fuhr. Sonst hat sie ihn nie abgenommen.«
    »Ich dachte, du wolltest dir ihre Sachen nicht mehr ansehen.«
    »Hab ich auch nicht.« Sie schloss die Finger um den Ring und biss sich auf den Daumennagel. »Er lag bei Großmutter Loraines Schmuck, und ich hab ihn gefunden, als ich nach ihrer Halskette mit dem vierblättrigen Kleeblatt gesucht habe. Nach der, die sie immer trug, weil sie ihr Glück brachte. Ich wollte sie morgen zur Arbeit tragen.«
    Gott, er hasste es, wenn seine Schwester so war. Er war fünf Jahre jünger als Meg, kam sich aber trotzdem schon immer wie ihr älterer Bruder vor.
    Sie sah mit ihren großen grünen Augen zu ihm herüber und ließ die Hand sinken. »Wollte Dad uns wirklich verlassen?«
    Verdammt, Mick hatte keine Ahnung. Das wusste niemand außer Loch, und der war schon lange tot. Tot und begraben. Warum konnte Meg es nicht auf sich beruhen lassen?
    Vielleicht, weil sie ein paar Monate vor jener Nacht zehn geworden war, als ihre Mutter eine stumpfnasige 38er geladen und damit auf Micks Vater und eine junge Kellnerin namens Alice Jones geschossen hatte. Meg konnte sich an viel mehr aus jener Nacht vor neunundzwanzig Jahren erinnern,
als ihre Mutter so viel mehr ausgelöscht hatte als nur Loch und seine neueste Geliebte. Mehr aus der Nacht, in der ihre Mutter sich den kurzen Lauf in den Mund geschoben und abgedrückt und mehr weggepustet hatte als nur ihr Hirn. Sie hatte das Leben ihrer beiden Kinder weggepustet, und Meg hatte sich nie so richtig davon erholt.
    »Ich weiß nicht, Meggie. Großmutter glaubte, nicht.« Aber das hieß nichts. Loraine hatte sich stets blind und taub gestellt, wenn es um die zahlreichen Affären und Straftaten ihres eigenen Ehemanns und ihres Sohnes ging, und später auch bei allem, was Mick anstellte. Sie hatte ihr ganzes Leben lang die Augen vor der Wahrheit verschlossen. Es war leichter für sie, so zu tun, als sei alles wunderbar. Besonders, wenn dem nicht so war.
    »Aber Großmutter hat damals nicht bei uns gewohnt. Sie wusste nicht, wie es war. Und du genauso wenig. Du warst noch zu klein. Du weißt das nicht mehr.«
    »Ich weiß noch genug.« Er rieb sich verzweifelt das Gesicht. Das hatten sie schon oft durchgekaut, und es führte zu nichts. »Was spielt das denn noch für eine Rolle?«
    »Hat er uns nicht mehr lieb gehabt, Mick?«
    Er ließ die Hände sinken und spürte, wie sich sein Nacken verkrampfte. Bitte hör auf.
    Tränen strömten über ihre Wangen. »Wenn er uns noch lieb hatte, wieso hat sie ihn dann erschossen? Er hatte doch auch schon vorher Affären. Alle in der Stadt sagen, dass er viele Affären hatte.«
    Er ging zu seiner Schwester und legte die Hände auf die Schultern ihres pinkfarbenen Flauschmorgenmantels. »Lass los.«

    »Hab ich ja versucht. Ich hab versucht, so zu sein wie du, und manchmal gelingt es mir auch, aber … Warum wurde sie nicht mit ihrem Ehering beerdigt?«
    Die wichtigere Frage lautete doch, warum hatte sie die 38er geladen? Hatte sie sich ernsthaft vorgenommen, jemanden umzubringen, oder wollte sie Loch und seiner jungen Geliebten nur eine Scheißangst einjagen? Wer wusste das schon? Darüber nachzugrübeln brachte nichts, außer einen in den Wahnsinn zu treiben. »Es spielt keine Rolle mehr. Unser Leben liegt nicht in der Vergangenheit, Meg.«
    Sie atmete tief durch. »Du hast ja recht. Ich lege den Ring weg und vergesse es.« Sie schüttelte den Kopf. »Manchmal kann ich es eben nicht abschalten.«
    Er zog sie an seine Brust und drückte sie fest an sich. »Ich weiß.«
    »Dann krieg ich solche Angst.«
    Er bekam auch Angst. Angst davor, dass sie in dieselbe Abwärtsspirale wie ihre Mutter fallen würde, aus der diese nie mehr herausgekommen war. Mick hatte sich immer gefragt, ob seine Mutter auch nur eine Sekunde an Meg und ihn gedacht hatte. Ob sie über die Verheerung und den Schaden nachgedacht hatte, die sie auf dem Fußboden der

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