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Darf's ein Küsschen mehr sein?

Titel: Darf's ein Küsschen mehr sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Gibson
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aber Maddie wollte nicht dran schuld sein, dass sie den Löffel abgab.
    »Sie hätten Ihr Gesicht mal sehen sollen! Ich dachte nicht, dass man in dieser Stadt noch jemanden schockieren kann. Nicht in meinem Alter.« Harriet gluckste in sich hinein.
    »Und?« Maddie setzte sich wieder. »Hatte Galvin irgendwas mit den Ereignissen in der Hennessy’s Bar zu tun?«
    »Nein. Er war schon tot, als das passierte. Loraine hat mir nie verziehen, dass Galvin auf meinem Rücksitz gestorben ist, aber Menschenskind, in dieser Stadt kann man keinen Stein werfen, ohne eine Frau zu treffen, die nicht mit einem Hennessy geschlafen hat.«
    »Warum?«, erkundigte sich Maddie neugierig. Schließlich gab es viele Männer, die gut aussahen und Charme hatten. »Was macht die Hennessys für die Frauen aus Truly so unwiderstehlich?«
    »Ihr blendendes Aussehen. Aber vor allem das, was sie in der Hose haben.«
    »Sie meinen, sie haben …« Maddie verstummte und hob hilflos die Hand, als wollte ihr das Wort nicht einfallen. Das tat es natürlich. Ihr Lieblingsausdruck dafür, eine Rakete im Bett sein, kam ihr in den Sinn, doch aus irgendeinem Grund brachte sie ihn vor der alten Frau nicht über die Lippen.
    »Sie sind gesegnet«, sprang Harriet ein. Und in der nächsten Stunde beglückte sie Maddie mit allen Einzelheiten ihrer langen und glorreichen Affäre mit Galvin Hennessy. Obwohl
sie weit über neunzig war, war Harriet Landers eine dieser Frauen, die für ihr Leben gern mit wildfremden Menschen über ihr Sexualleben sprachen.
    Und Maddie hatte zum Glück alles auf Band.
     
    Mittwochabends war im Hennessy’s Bergfest. Um den Bürgern von Truly durch den Rest der Woche zu helfen, bot das Hennessy’s bis neunzehn Uhr Mixgetränke aus No-Name-Spirituosen zum halben Preis und Bier vom Fass für einen Dollar pro Glas an. Danach verzogen sich ein paar Gäste, doch die meisten blieben und zahlten den vollen Preis. Die geniale Idee dazu stammte von Galvin Hennessy, und die nachfolgenden Generationen hatten den Brauch beibehalten.
    Als Mick das Lokal übernahm, hatten die Stammgäste schon um den Bergfest-Abend gebangt. Immerhin hatte Mick auch das Slipwerfen im Mort’s abgeschafft. Doch nach zwei Jahren mit billigen Mixgetränken und Ein-Dollar-Bierchen konnte Truly in dem Wissen aufatmen, dass manche Traditionen immer noch heilig waren.
    Mick stand im hinteren Teil der Kneipe, das Gewicht auf einen Fuß verlagert und einen Queue in der Hand, während Steve Castle sich über den Billardtisch beugte und einen Stoß ausführte. Steve war etwas größer als Mick und trug ein babyblaues T-Shirt mit der Aufschrift »Frauenversteher«, das über seiner breiten Brust spannte. Mick hatte Steve während seiner Flugausbildung kennengelernt. Damals hatte Steve noch eine blonde Haarpracht gehabt, doch jetzt war er so kahl wie die Billardkugel, die er quer über den Tisch schoss.

    Als Mick aus der Army ausschied, war Steve noch geblieben, bis sein Black Hawk über Falludscha von einer SA-7-Grail-Luftabwehrrakete abgeschossen worden war. Bei dem Unglück, bei dem fünf Soldaten getötet und sieben verwundet worden waren, hatte Steve sein Bein verloren. Nach monatelanger Reha war er mit einer Prothese nach Hause nach Nordkalifornien zurückgekehrt und hatte feststellen müssen, dass seine Ehe am Ende war. Er hatte eine sehr harte Zeit und eine schlimme Scheidung durchgemacht, und als Mick ihn gebeten hatte, nach Truly zu ziehen und das Hennessy’s zu leiten, war er sofort in seinen Truck gestiegen und in wenigen Tagen da gewesen. Mick hatte nicht damit gerechnet, dass Steve auf Dauer in der Kleinstadt bleiben würde, doch das war jetzt anderthalb Jahre her, und Steve hatte sich gerade ein Haus nahe am See gekauft.
    Für Mick war Steve so etwas wie ein Bruder. Die beiden waren durch dieselben Erfahrungen und unauslöschlichen Erinnerungen miteinander verbunden. Sie hatten Dinge erlebt, die Zivilisten nicht verstanden, und ihre Zeit beim Militär war etwas, worüber sie nur unter vier Augen sprachen.
    Die Sechserkugel landete in der Ecktasche, und Steve peilte die Zweierkugel an. »Meg war gestern Abend hier und hat dich gesucht«, bemerkte er. »Die ganze Stadt schwirrt wie ein Wespennest, weil diese Schriftstellerin mit Sheriff Potter und Harriet Landers gesprochen hat.«
    »Meg hat mich gestern Abend deshalb angerufen.« Steve war der Einzige, mit dem Mick je über Megs unberechenbare Stimmungsschwankungen und Gefühlsausbrüche gesprochen hatte. »Sie

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