Darf's ein Küsschen mehr sein?
baumwollenes pinkfarbenes Sommerkleid, befestigte ihre Haare mit einer Kralle und sah in den Spiegel, während sie ein bisschen Mascara und Lipgloss auftrug. Im grellen Tageslicht, sexuell befriedigt und mit ihrer üblichen Selbstbeherrschung, wusste sie, dass sie ihm sagen musste, dass sie Madeline Jones war. Er verdiente es, aufgeklärt zu werden.
Doch beim Gedanken daran, es ihm zu erzählen, krampfte sich ihr Magen zusammen, und sie fragte sich, ob sie es ihm überhaupt sagen musste. Gestern Abend war sie vielleicht nicht besonders taktvoll gewesen, als sie die anderen Frauen angesprochen hatte. Damit hatte sie ihn wütend gemacht, aber Tatsache war, dass Mick Hennessy genauso wenig für die Monogamie geschaffen war wie sein Vater früher. Oder sein Großvater. Selbst wenn er sich im Moment mit keiner anderen traf, würde er Maddie bald satthaben. Früher oder später würde er sich sowieso umorientieren, warum also sollte sie es ihm sagen?
Wenn sie überhaupt etwas aufklären musste, dann doch wohl ihren peinlichen Gefühlsausbruch gestern Abend. Normalerweise war sie keine Heulsuse, die sich an der starken Schulter eines Mannes ausweinte. Sie mochte nicht so restlos zusammengebrochen sein, wie manche Frauen es gern taten, aber für sie war es ein Kontrollverlust, der ihr peinlich war. Sogar noch zwölf Stunden danach.
Nach einer halben Stunde Fahrt nach Redfish beschloss sie, die Sache zu klären. »Tut mir leid wegen gestern Nacht«, sagte sie, während Countrymusik durch das Führerhaus von Micks Truck dudelte.
»Du brauchst dich für nichts zu entschuldigen. Du bist zwar ein bisschen laut geworden, aber das gefällt mir an dir.« Grinsend sah er sie durch die Gläser seiner blau verspiegelten Sonnenbrille an, bevor er den Blick wieder auf die Straße richtete. »Ich versteh zwar nicht immer alles, aber du klingst echt sexy, wenn du es sagst.«
Irgendwie vermutete sie, dass sie nicht über dasselbe sprachen. »Ich meinte meinen Gefühlsausbruch im Hennessy’s.«
»Ach so.« Sein Daumen klopfte im Takt zu einem Lied über eine Frau, die auf Chrom stand, ans Lenkrad. »Mach dir deshalb keine Sorgen.«
Sie wünschte, sie könnte seinen Rat befolgen, aber das fiel ihr nicht so leicht. »Es gibt einfach Frauen, wie die ich nie sein wollte. Zum Beispiel die emotionale Frau, die ständig heult.«
»Ich glaube nicht, dass du eine emotionale Frau bist.« Die Luft aus den Lüftungsschlitzen fuhr in seine dunklen Ponyfransen. »Und wie sind die anderen Frauen?«
»Was?«
»Du hast gesagt, es gibt Frauen, wie die du nie sein wolltest.« Ohne den Blick von der Straße zu wenden, schaltete er den CD-Player aus und sprach in die plötzliche Stille. »Eine ist die emotionale Frau. Wie sind die anderen?«
»Ach so.« Sie zählte sie an den Fingern ab. »Ich will nie das Dummchen sein. Oder die Schlampe, die sich volllaufen lässt. Die Stalkerin oder die Hinternfrau.«
Er sah zu ihr herüber. »Die Hinternfrau?«
»Zwing mich nicht, es dir zu erklären.«
Grinsend richtete er den Blick wieder auf die Straße. »Dann sprichst du also nicht von der Frau mit einem Riesenhintern.«
»Nein.«
»Aha, dann darf ich wahrscheinlich nie …«
»Vergiss es.«
Er lachte. »Manche Frauen sagen, dass es ihnen gefällt.«
»Hmhm. Manche Frauen sagen auch, dass sie gern verhauen werden, aber ich werde nie kapieren, was daran lustvoll sein soll.«
Mick langte über die Mittelkonsole und nahm ihre Hand. »Und ans Bett gefesselt werden?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Das gefällt mir irgendwie.«
Er führte ihre Hand an die Lippen und lächelte an ihrer Haut. »Ich glaube, ich weiß, was wir machen, wenn ich Feierabend habe.«
Maddie lachte und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Landschaft. Auf die Kiefern, das dichte Gebüsch und die südliche Gabelung des Payette River. In Idaho wurden zwar berühmte Kartoffeln angebaut, aber es gab dort auch atemberaubende naturbelassene Gegenden.
In der Lodge setzten sie sich an einen Tisch mit Blick auf das blaugrüne Wasser des Redfish Lake und die schneebedeckten Gipfel der Sawtooth Mountains. Sie aßen zu Mittag und sprachen über die Menschen in Truly. Maddie erzählte ihm von ihren Freundinnen, von Lucys Hochzeit im letzten Jahr und von Clares bevorstehender Heirat. Sie sprachen über alles, vom Wetter bis zum Weltgeschehen, von Sport bis zu den neusten Ausbrüchen des Westnilvirus.
Abgesehen von dem Grund, warum sie nach Truly gezogen war, sprachen sie über fast alles.
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