Dark Academy 01 - Geheimer Pakt

richtete Jake seine ganze Aufmerksamkeit wieder auf Isabella. »Wie dem auch sei, Miss Caruso, Mathematik ist genau das, was du brauchst. Die höchste Errungenschaft der Vernunft.« Ein breites Grinsen ließ den Ausdruck auf seinem markanten Gesicht weicher werden. »Sie unterwirft sich nicht gewalttätigen Leidenschaften. Sie bringt Ordnung in das absolute Chaos. Du verstehst, was ich meine? Au!«
    Sie schlug ihn abermals - diesmal mit einem Lehrbuch. »Wenn du mich beleidigen 'willst, Jake Johnson, werde ich das ganze Trimester nicht mit dir sprechen. Ha!« Isabellas Miene hellte sich auf und sie hielt Cassie vor einem riesigen Porträt fest. »Das musst du sehen, Cassie. Und du, Jake Johnson - verschwinde.«
    »Hey!« Immer noch grinsend, hielt er beide Hände hoch. »Ich betrachte meinen Hintern als versohlt. Wie dem auch sei«, er zeigte mit dem Daumen auf das Gemälde, »du wirst entschuldigen, dass ich keinen Kniefall mache.« Er schlenderte auf das Klassenzimmer zu.
    Isabella runzelte die Stirn. »Dieser Junge ist unmöglich!«, rief sie. »Kein Respekt. Vor niemandem. Nicht einmal vor diesem erstaunlichen Mann.« Sie deutete mit einer schwungvollen Gebärde auf das Gemälde. »Schau es dir an, Cassie. Das könnte durchaus alles sein, was du je von ihm zu sehen bekommst.«
    »Ja?« Das Porträt war so groß, dass Cassie einen Schritt zurücktreten musste, um es richtig betrachten zu können. »Wer ist das?«
    »Das ist Sir Alric Dark.«
    Cassie musterte ihn. Dies war also der legendäre Gründer der Dark Academy? Das Porträt war modern und Darks kantiges Gesicht war mit trügerisch beiläufigen Pinselstrichen gezeichnet. In seinen Augen loderte lebhafte Intelligenz, und ihre Farben vermischten sich zu einem Grauton, der wie Glimmer in Granit glitzerte. Sein von silbernen Strähnen durchzogenes dunkles Haar wuchs in einem perfekten spitzen Haaransatz zusammen und legte sich ihm wie eine Klinge über die Stirn. Er war an seinem Schreibtisch gemalt worden, ein offenes Buch in der Hand, und er beobachtete den Künstler mit einem Ausdruck kalter, forschender Neugier. Cassie hatte das Gefühl, als blicke er direkt in ihr Gehirn und ihre Seele.
    »Donnerwetter«, sagte sie nach kurzem Schweigen.
    »Ich wette, diese Augen folgen einem durch den Raum.«
    »Verblüffend, findest du nicht?« Isabella zog sie am Arm. »Komm, Cassie, du kannst nicht ewig hier stehen. Wir werden zu spät kommen!«
    Cassie ließ sich von Isabella zum Klassenzimmer ziehen, konnte es sich aber nicht verkneifen, sich noch einmal umzudrehen. Ja, die Augen folgten einem tatsächlich.
    »Miss Caruso.« Der Mathelehrer sah sie über den Rand seiner Halbmondbrille hinweg an, als Isabella in den Raum stolzierte. »Heute ist der erste Tag des Trimesters. Bitte, erzählen Sie mir nicht, dass Ihre Pünktlichkeit genauso zu wünschen übrig lassen wird wie Ihre Algebra. Mal wieder.«
    »Oh, Herr Stolz, es tut mir so leid.« Isabella bedachte ihn mit einem liebreizenden Lächeln, während sie Cassie hinter sich her zu zwei leeren Pulten zog. »Ich weiß einfach, dass Sie in diesem Trimester etwas aus mir machen werden.«
    Irgendjemand im hinteren Teil des Klassenzimmers murmelte etwas, was Cassie nicht verstand. Sie schaute sich um: Katerina. Das Mädchen an ihrer Seite prustete los.
    Keiko. Natürlich.
    Isabella, die die beiden ignorierte, warf ihre Bücher auf ihren Tisch.
    Stolz zwang seinen zuckenden Mund zu einem finsteren Ausdruck. »Und Sie führen auch unsere Neue auf Abwege? Schämen Sie sich, Isabella. Aber willkommen an der Akademie, Cassie. Ich habe Ihren Aufnahmetest gesehen - sehr beeindruckend. Ich erwarte große Dinge von Ihnen.«
    Cassie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, während alle Schüler sich umdrehten, um sie anzustarren. Die Schultern nach vorn gezogen, ließ sie sich auf ihren Stuhl gleiten und versuchte, die denkbar winzigste Menge Raum einzunehmen. Als Isabella ihr einen Rippenstoß versetzte, richtete sie sich jedoch keuchend auf und riss die Schultern zurück. Jake hatte wegen der gebrochenen Rippe keinen Scherz gemacht.
    Während Stolz sich umdrehte, um etwas an die Tafel zu kritzeln, beugte Jake sich von dem Pult zu ihrer Linken vor. »Das kommt alles durchs Polo-Spiel«, erklärte er in überlautem Flüsterton. »Mit einem Poloschläger ist sie tödlich. Hat man mir jedenfalls gesagt.«
    »Ignorier ihn«, zischte Isabella. »Also, Cassie. Der süße blonde junge, das ist Dieter. Er kommt aus Bayern. Cormac -