Dark Academy 01 - Geheimer Pakt
aus, dass ich ein Interview kriege?«
Das Interview war morgen. Sie hatte deswegen bereits nicht schlafen können und jetzt lief ihr ein kleiner Schauder der Erregung den Rücken hinunter. Ausnahmsweise einmal protestierte Isabella nicht und tat die Frage auch nicht mit einem Lachen ab. Sie musterte Cassie ernst.
»Wirklich, es macht mir nichts aus. Du verdienst es, du ...« Isabella zögerte kurz. »Vielleicht bin ich einfach enttäuscht. Dass sie mich wieder nicht gefragt haben. Aber ich freue mich für dich. Ja?« Ihr Lächeln wirkte angespannt.
»Du hättest diese Einladung bekommen sollen. Es tut mir leid. Ich bin neu, und du hast ein viel größeres Recht darauf, und ... «
»Nein, das ist es nicht. Es ist nur...« Isabella errötete und presste die Lippen zusammen.
»Was?« Cassie runzelte die Stirn.
»Nichts.«
»Es ist nicht nichts. Erzähl es mir.« Cassies Tonfall hatte eine gefährliche Schärfe angenommen. »Spuck's aus, Isabella.«
»Hör mal, es geht nicht darum, was ich denke. Einige Leute fühlen sich vor den Kopf gestoßen, das ist alles. Denn...«
Cassie wartete.
Die nächsten Worte ihrer Mitbewohnerin überschlugen sich förmlich. »Es ist noch nie ein Stipendiat gefragt worden. Das ist alles.«
»Verstehe.« Cassie zog ihren Fechthandschuh aus und spielte damit herum.
Isabella löste ihren Pferdeschwanz. »Cassie, ich finde nicht, dass es -falsch ist oder so was. Es zeigt einfach nur, wie besonders du bist, ja? Es ist nur so, dass einige in der Schule ... «
»Überrascht sind«, beendete Cassie ihren Satz. »Ja. Und ich schätze, nicht auf angenehme Weise.«
Isabella öffnete den Mund zu einer Antwort, aber ein elektronischer Piepton signalisierte einen weiteren Treffer, und Cassie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Piste. Ranjit, der völlig ungerührt war, hatte einen Treffer gegen Richard erzielt. Schon wieder.
Gleichzeitig gemein und prächtig, die Gesichter hinter schwarzem Maschendraht verborgen, Jacken und Kniehosen, die sich über Muskeln spannten ... es war genug, um einem Mädchen die Sinne zu rauben. Doch obwohl ihre Gesichter verdeckt waren, war es unmöglich, sie zu verwechseln. Beide waren schnell und leichtfüßig, und beide fochten wie gerissene Schlangen, aber einer von ihnen war einfach wahnsinnig elegant, jede seiner Bewegungen auf sparsamste Weise anmutig und verletzend effektiv.
Junge, sah Ranjit mit einer Waffe gut aus. »Cassie!«
Sie blinzelte benommen und Isabella stieß ihr kräftig den Ellbogen in die Rippen. »Augen nach vorn«, flüsterte ihre Mitbewohnerin schelmisch. Sie hatte ihre gute Laune restlos wiedergefunden. »Du bist dran.«
Die Runde war vorüber; Richard und Ranjit hatten ihre Masken abgenommen und schüttelten einander die Hand. Fünfzehn zu neun, bemerkte sie, als sie auf die Tafel schaute. Für Ranjit natürlich. Sie versuchte, enttäuscht zu sein.
»Cassie«, sagte Sefior Alvarez abermals. »Auf Piste, bitte. Und einer von Ihnen beiden bleibt.«
»Ich werde gegen sie fechten«, bot Richard sich eifrig an.
»Nein.« Ranjit trat vor ihn hin. »Das werde ich tun.« Richard schien drauf und dran, Einwände zu erheben, dann zuckte er die Achseln, zog das Kabel zum Trefferzähler ab und reichte es ihr.
»Verdammt«, murmelte sie. »Er wird mich zermalmen.«
»Was«, flüsterte Richard gekränkt, »du glaubst also nicht, dass ich das auch gekonnt hätte?«
»Doch, okay.« Sie grinste, während er das Kabel hinten an ihre Jacke anschloss, sie an einer Schulter herumdrehte und den Klettverschluss ihres Kragens schloss. Richard war so nah, dass sie seinen warmen Atem spüren, seinen frischen Schweiß riechen konnte; seine Finger strichen beinahe über ihre Kehle. Gleichzeitig spürte sie auch Missbilligung. Sie kam vom schweigenden Ranjit, der sie wie eine körperliche Kraft verströmte.
Ranjit lächelte nicht, als er salutierte und sich die schwarze Maske wieder übers Gesicht zog.
»Denken Sie daran, Cassie«, sagte Sefior Alvarez neben ihr, »halten Sie das Handgelenk so, den Körper in diesem Winkel. Sie geben Ihrem Gegner immer noch zu viele Trefferchancen, Sie sind verletzbar. Und weichen Sie nicht ständig zurück! Haben Sie keine Angst, vorzustoßen. Also! Bereit?«
Nicken, salutieren, Maske auf.
»En garde. Bereit? Fence. «
Es war hoffnungslos. Ranjit überwand mühelos jede ihrer Paraden, blockierte jeden ihrer Vorstöße. Der elektronische Zähler erklang mit peinlicher Regelmäßigkeit, und Cassie wurde vor
Weitere Kostenlose Bücher