Dark Academy 01 - Geheimer Pakt
sind einander schon begegnet?«
»An Cassandras allererstem Tag. Sie war so freundlich, mir die Treppe hinaufzuhelfen.«
Er schenkte der alten Frau ein belustigtes Lächeln. »Tatsächlich? Und da wir gerade von Ihrem ersten Tag sprechen, Cassie: Als wir uns diese Woche endlich begegnet sind, ist mir bewusst geworden, wie lange Sie schon an der Akademie waren, bevor ich mich Ihnen vorgestellt habe. Erlauben Sie mir, mein schlechtes Benehmen wiedergutzumachen. Gesellen Sie sich doch für eine Tasse Tee zu uns.«
Nervös schaute sie auf ihre Armbanduhr. »Aber ich habe ...«
»Eine Stunde bei Mr. Chelnikov? Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf. Marat!«
Cassie wäre beinahe zur Seite gesprungen. Der vierschrötige Portier war lautlos hinter ihr aufgetaucht. Der Ausdruck seines steinernen Gesichts ließ nichts Gutes ahnen.
»Marat. Setzen Sie bitte Gospodin Chelnikov davon in Kenntnis, dass Miss Bell für heute entschuldigt ist. Ich wünsche mit ihr zu sprechen. Entschuldigen Sie sich in meinem Namen bei ihm.«
Marat nickte knapp und wortlos, dann drehte er sich um.
»Kommen Sie herein, Cassie.« Sir Alric schloss die schwere Tür und zog einen weiteren Sessel heran. Cassie saß jetzt gegenüber von Madame Azzedine, die ihr zuzwinkerte.
»Wie schön. Junge Gesellschaft. Machen Sie das Beste aus den Möglichkeiten, die Ihnen die Schule bietet, Cassandra? So wie ich es Ihnen empfohlen habe?«
»Ja. Ich meine ...« Mit schlechtem Gewissen dachte Cassie an die letzte vergeudete Stunde. »Ich versuche es.« Sie zuckte kläglich die Achseln.
»Und haben dabei großen Erfolg. Cassie ist äußerst begabt in einer breiten Palette von Fächern.« Sir Alric sah sie beifällig an. »Ich denke, ich kann mit einiger Sicherheit sagen, dass sie von allen Stipendiaten, die wir hier je hatten, zu denen zählt, die ihr Stipendium am meisten verdient haben.«
»Wie wunderbar!« Madame Azzedine setzte sich ein wenig gerader hin. »Sie ist also intelligent?«
»In der Tat«, bestätigte Sir Alric, während er Cassie mit ruhiger Hand in eine zierliche Tasse Tee einschenkte.
»Und auch sehr hübsch! Was für ein auffälliges Aussehen Sie haben, meine Liebe. Ich habe noch nie Augen von einer derart ungewöhnlichen Farbe gesehen. Meinen Sie nicht auch, Sir Alric?«
»Ich habe noch nicht darüber nachgedacht.« Er lächelte Cassie beinahe verschwörerisch an. »Aber ich wage zu sagen, dass Sie recht haben. Cassie, worüber ich wirklich mit Ihnen sprechen wollte, ist diese Nacht vor einiger Zeit. Es macht mir Sorgen, dass Sie nicht gut schlafen. Und ich hoffe, was Sie gesehen haben, hat Sie nicht ... aufgeregt. Es war mir ernst, als ich sagte, Sie könnten mit jedweden Problemen zu mir kommen.«
»Oh, machen Sie sich keine Sorgen«, antwortete sie munter, erfreut darüber, dass sie nicht mehr über ihr Aussehen sprachen. »Ich habe noch nie gut geschlafen. Und im Cranlake Crescent hatte ich erheblich mehr Probleme.«
»Ah. Natürlich. Wahrscheinlich ist das Leben dort nicht immer so glatt verlaufen.« Er sah sie freundlich an.
Gerade als sie entschied, dass sie ihn wirklich mochte, mischte Madame Azzedine sich wieder in das Gespräch ein. »Erzählen Sie mir mehr darüber, Cassandra. Sie hatten also ein schwieriges Leben?«
Verblüfft hielt Cassie inne und trank einen Schluck Tee. Er hatte eine parfümierte Note, die sie nicht besonders mochte, aber sie verschaffte sich dadurch einen Moment Zeit zum Nachdenken. »Ich ... glaube schon. Keine Ahnung. Ich war in mehreren Pflegefamilien. Aber nicht in vielen.« Plötzlich grinste sie. »Ich habe wohl überall etwas gestört. War schwierig im Umgang Am Ende bin ich immer wieder im Cranlake Crescent gelandet.«
Niemand will dich, du kleines Nichts. Niemand!
»War schwierig im Umgang!« Madame Azzedine, die Jillys Stimme in ihrem Kopf unterbrach, stieß ein kehliges Lachen aus. »Das bedeutet lediglich, dass Sie Kampfgeist haben, meine Liebe. Und trotz all der Schwierigkeiten, so gute Leistungen in der Schule zu erbringen - wie wunderbar. Wir können uns glücklich schätzen, Cassandra hier zu haben. Habe ich nicht recht, Sir Alric?«
»In der Tat.« Er verlagerte seine Position zwischen Cassie und Madame Azzedine, sodass er den eindringlichen Blick der alten Frau zum Teil abfing. Cassie errötete heftig, denn diese Flut von Komplimenten war ihr unangenehm. Trotzdem wusste sie es zu schätzen, dass Madame Azzedine so nett zu ihr war. Sir Alric hatte keinen Grund, so
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