Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
Wolfskopf.
»Du hast noch mehr versprochen. Jeder Wolf bindet sich an den Vertrag.« Ihre Stimme ist eisig. »Ich glaube nicht, dass ich dich daran erinnern muss, warum er geschlossen wurde.«
Chakal runzelt die Stirn. Seine Augen glühen und Emma könnte schwören, dass er kurz vor der Verwandlung zum Wolf steht.
»Oder soll ich es tun?«, sagt sie trotzdem, obwohl es nicht ratsam ist, ihn zu reizen.
»Cheb könnte dir davon erzählen. Von den Engeln, die auf der Suche nach Seelen Wolfsseelen an sich rissen. Viele deiner Vorfahren wurden ermordet. Und die dunklen Engel, die aus dieser Paarung entstanden, übertrafen die anderen an Grausamkeit. Sie waren nicht wie die anderen. Sie waren Mordwerkzeuge, kalt und unberechenbar. Victoria erkannte das. Sie liebte einen von euch. Sie rettete sein Leben und schloss den Vertrag. Seit dieser Zeit haben wir verhindert, dass dies wieder geschah. Und die Wölfe dienten als Gegenzug den Hüterinnen. Aber was rede ich. Du kennst die Geschichte.«
»Ja«, Chakals Stimme klingt gelangweilt, »Victoria und der Wolf. Sie liebte ihn so sehr, dass sie ihn nicht den Engeln opferte, um das Grab zu schließen. Stattdessen brachte sich ihre Schwester Vincenta um, damit das Böse ihre Seele nicht bekommen konnte. Die Seele der jüngeren Hüterin. Wie großmütig von euch. Die Geschichte, die ich immer vor Augen hatte. Die schönen Frauen von Whistling Wing, die die Wölfe retten. Und dafür muss der Clan in Angst leben. Es ist genug.«
»Ihr steht unter unserem Schutz.«
»Ihr zieht das Böse an und die Zeiten haben sich geändert. Unser Rudel ist nun stark genug, sich selbst zu schützen. Wir brauchen euch nicht mehr. Und sieh dich an. Wie könntest du mich noch schützen?«
Er lässt seinen Blick abschätzend über Emma gleiten.
»Und was ist nach Ernestines Tod passiert?«, sagt sie. »Habt ihr vergessen, dass sich ein Engel erneut mit einem Wolf verbinden konnte? Wer war es? Dein Cousin? Einer deiner Brüder? Ich weiß nur, dass er jetzt den Namen Raguel trägt.«
Chakals Augen sind so dunkel, dass sie den Rest des Lichtes im Wagen zu schlucken scheinen. Cheb hustet trocken, sein magerer Körper bäumt sich auf und Chakal legt ihm seine Hand auf die Stirn. Seine Berührung lässt Cheb ruhig werden, er sinkt zurück und Chakal beugt sich beschützend über ihn.
»Die Mädchen sollen hierherkommen.«
»Das ist Wahnsinn, Chakal!« Erschrocken tritt sie neben ihn. »Sie werden die Dunklen geradewegs hierherführen!«
»Ihr müsst den Vertrag aufheben. Ihr müsst uns freigeben.«
»Das wird euch nichts nützen. Sie werden alle töten.«
»Wir sind gewohnt zu kämpfen.«
Wieder bäumt sich Cheb auf und diesmal tritt auch Emma zu ihm. Cheb schlägt die Augen auf und für einen kurzen Moment glaubt sie, dass er etwas sagen will, etwas, das nur für sie bestimmt ist. Doch dann sinkt er zurück und sein Kopf kippt zur Seite. Chakal schließt seine Augen, und während die Wölfe draußen ihr trauerndes Geheul anstimmen, sieht Emma Chebs letzter Verwandlung zu.
33
Dawna
W ir stapfen verbissen im Gänsemarsch hintereinanderher. Voran Indie, sie hat Kats GPS in der Hand, dahinter Mum, dann ich und die Comtesse. Wieder ist ein eisiger Wind aufgekommen, der durch das Tal fegt und einem die Schneekristalle scheinbar bis in die Unterwäsche dringen lässt. Der Mond steht als fast volle Scheibe am Abendhimmel und doch macht mir die beginnende Dunkelheit Angst. Bald wird sie zwischen den hohen Tannen hängen wie eine Wand. Unser Weg führt stetig leicht bergauf. Die Steigung wäre nicht schlimm, aber der Schnee und unsere Müdigkeit hindern uns daran, zügig vorwärtszukommen.
»Und dieses Gerät sagt dir nicht, wie lange wir noch gehen müssen?«
Mum ist erschöpft, gibt sich aber alle Mühe, es sich nicht anmerken zu lassen. Es rührt mich, dass sie so tapfer ist, so tapfer, wie sie noch nie war. Seit wir wieder in den Pick-up gestiegen waren und unseren Weg fortgesetzt hatten, hat sie kaum mehr gesprochen. Irgendwann hatte ich die Comtesse abgelöst, denn es war die Zeit angebrochen, in der wir nicht schlafen durften. Ich fuhr nicht konzentriert, aber ich konnte Mum und Indie nicht ans Steuer lassen. Der Tag schraubte sich unaufhaltsam in die Höhe, milchig, die bläulich dunklen Berge in weiter Ferne, weit hinter der Ebene, die wir durchquerten. Zu einer anderen Zeit hätte mir die Schönheit dieses Anblicks den Atem geraubt, die weite unberührte Natur, knorrige vom Wind
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