Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
geben kann.«
Sein Erstaunen wirkt nicht gespielt.
»Es fühlt sich alles schal an«, flüstere ich und ich beginne, mich zu hassen für das, was ich jetzt sagen werde, ich, die starke Indie, die nie eine Schwäche zugibt. »Du weißt, dass ich dich liebe. Mehr als alles auf der Welt. Dass ich mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen kann. Für mich ist die Welt längst untergegangen. Dazu brauche ich nicht auf meinen 18. Geburtstag zu warten.«
Er sieht mich nur an, was soll er darauf auch erwidern?
»Gabe«, flüstere ich. »Kannst du dich noch an den letzten Sommer erinnern? Den Tag, an dem wir uns das allererste Mal gesehen haben?«
Wir sind uns jetzt nah, berauschend nah. »Ich hatte Angst vor dir«, fahre ich fort, »der Wasserturm war so nah und ich wollte weg. Nur weg. Aber du warst wie ein Magnet, der mich angezogen hat. Diese Kraft zwischen uns war stärker…stärker als alles, was ich bisher erlebt habe.«
Es war mehr zwischen uns, Gabe, denke ich und sehe ihm klar in seine Augen. Es war nicht nur die Sehnsucht nach einem Kuss, nach einer Berührung. Es war mehr und du weißt es. Langsam lege ich meinen Kopf in den Nacken und schließe die Augen. »Erfülle mir noch einen letzten Wunsch, bevor wir auseinandergehen.«
Auf immer getrennt.
»Küss mich«, wispere ich.
Für einen Moment meine ich, dass er sich weigert, aber dann spüre ich seine Arme um meiner Taille. Die Wärme seiner Berührung scheint meine Haut zu erhitzen, obwohl ich jede Menge Stoffschichten zwischen ihm und mir habe. Behutsam schmiege ich mich an ihn. Kannst du nicht die Hitze unseres Sommers spüren? Der Duft der Gräser und Blüten, die flirrende Wärme, die sich zwischen uns gestaut hat? Die staubigen Wege, der Weg zum Schwarzen, die ausgedörrten Koppeln? Das alles ist Vergangenheit, aber es gehört zu uns, es ist unsere Vergangenheit. Keiner kann sie uns nehmen.
»Er wird seine Gestalt finden. Danach wird er euch finden und keiner wird ihn aufhalten können. Keiner.« Seine Stimme verebbt im Nichts. »Und er wird wissen, wo er euch suchen muss.«
Mein nächster Satz ist nur ein Wispern. »Küss mich. Nur ein einziges Mal.« Ein letztes Mal. Zuerst denke ich, dass er sich abwendet, er sieht auf mich herab, runzelt die Stirn. Am liebsten hätte ich ihn gepackt und geschüttelt.
Seine Gedanken scheinen meinen Namen zu flüstern, dann beugt er sich zu mir, seine Lippen treffen auf meine. Der Gedanke daran, dass dies unser letzter Kuss sein wird, lässt einen bittersüßen Schmerz auf meiner Brust lasten. Lass es nie enden. Lass uns von hier verschwinden, in eine bessere Welt …
»Indie«, schreit Dawna. Abrupt fahren wir auseinander. Gabes Augen sind groß und dunkel, die sanfte Morgendämmerung malt zaghaft Farben in die Luft.
»Wir werden es schaffen«, sage ich mit fester Stimme, spüre noch den sanften Druck seiner Lippen auf den meinen.
»Ich weiß«, flüstert er und das Licht des Morgens lässt für einen Moment goldene Sprenkel in seinen Augen leuchten. »Ihr seid die Besten. Ihr seid die, die Großes leisten werden, die, auf die alle gewartet haben.«
Noch einmal ruft Dawna meinen Namen.
»Der Schwarze hat meine Zuneigung zu ihm gespürt«, sagt er plötzlich, als würde er auf meine Frage vom Anfang antworten. »Er hat gespürt, dass ich auf seiner Seite bin. Dass er bei mir geborgen ist …« Seine Augen werden düster.
Ohne mich noch einmal umzusehen, schlittere ich um das Häuschen herum, mir scheint plötzlich, als würde ich irgendwo ein Feuerwerk hören, weit entfernt. Vor mir schwingt die Tür nach außen, Mum und die Comtesse kommen durch die Tür nach draußen und Dawna drückt mir zwei Burger in die Hand.
»Schlechte Nachrichten«, sagt die Comtesse emotionslos und klettert in den Pick-up.
»Schätzchen, ich kann dir gar nicht sagen, wie mich das alles mitnimmt«, erklärt Mum gerade, während Dawna sie einfach in den Pick-up schiebt. »Wenn ich wieder zu Hause bin, muss ich unbedingt mit Sidney darüber reden.«
Die Comtesse lässt den Pick-up rückwärts aus dem Parkplatz schleudern, mit einem Krachen fliegt das Schild »24 hours, home made« um. Dann sind wir auf der Straße und die Comtesse gibt Gas.
»Ich hatte eine Vision. Du wirst mir nicht glauben, was ich gesehen habe«, erklärt mir Mum, als hätte die Comtesse nicht gerade ein Schild umgebügelt. »Ein riesiges Feuerwerk, in allen Farben. Ja. Richtig, ein Feuerwerk von Farben, von Saphirblau über Goldgelb, Kristallweiß,
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