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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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steinernen Torbogen hindurch. Vor einer Brasserie sitzen mehrere alte Männer in der Frühlingssonne, eine Katze liegt mitten auf der Straße und macht nur zögernd den Weg frei. Die Häuser sind ganz aus grauem, grob behauenem Stein gebaut. Viele haben blaue Fensterläden und weiße Fensterkreuze, die Gassen sind eng und zwischen den Fassaden sind bunte Wimpel gespannt, als würde bald ein Fest stattfinden. Wir kommen auf einen kleinen Marktplatz und Emilia rangiert den Jumper in eine viel zu kleine Parklücke, dabei touchiert sie zuerst das vordere Auto, dann das hintere. Mum berührt mein Knie, ihre Hand ist warm und tröstlich.
    »Seid nicht unglücklich vor der Zeit«, sagt sie.
    Wir sehen den beiden nach, wie sie in einem kleinen, unscheinbaren Hauseingang verschwinden. Ich seufze. Mums Empfehlung und dazu Emilia Pontis letzter Satz, in dem sie uns nahelegte, erst einmal langsam zu machen, durch das Dorf zu spazieren und den Frühling zu genießen, machen mich seltsam kribbelig.
    »Schön, dass Mum wenigstens ihren Frieden gefunden hat«, sagt Indie böse.
    Wir wenden uns ab und schlagen den Weg zum Hafen ein. Die Gasse windet sich sanft bergab.
    »Ich habe Majas Bauch gesehen.«
    Die Narbe. Ihre Verletzung bei ihrem Kampf gegen Azrael. Ein schales Gefühl breitet sich in meiner Brust aus und der Wunsch, Indie wäre dieser Anblick erspart geblieben, gerade Indie, die immer noch mit ihrer eigenen Verletzung zu kämpfen hat. Ich sehe, wie ihre Hand flüchtig nach ihrem Bauch tastet, dann stopft sie beide Hände hastig in die Taschen des Umhangs, als könnte sie so nicht nur ihre Hände, sondern auch ihre Gedanken im Zaum halten.
    »Wir sind besser.« Fast glaube ich, was ich sage. Die Luft ist schwer von Salz und dem Geruch nach Fisch und feuchtem Stein.
    »Hör mir auf mit diesem Wir sind die Besten. Wir sind die Erwählten. Glaubst du im Ernst, die vom Orden müssten so lange überlegen, wenn es so wäre?«
    Wind fährt in Indies rotes Haar und lässt es noch zorniger und wilder aussehen. Die Frühlingssonne zeichnet schon erste Sommersprossen auf Indies Nase und Wangen.
    »Sie überlegen so lange, bis es zu spät ist. Und wir können nichts tun.«
    »Hör auf!«
    »Sie glauben uns nicht. Sie glauben nicht einmal Kat und Miss Anderson.«
    »Wir werden es ihnen beweisen, sie werden uns glauben müssen. Sie werden anerkennen, dass Granny immer recht hatte.«
    »Das sagt nicht, dass sie uns helfen werden. Das sagt gar nichts.«
    »Es bringt einfach nichts!« Ich packe Indie an den Schultern. »Wir müssen abwarten, was passiert. Das Gespräch mit der Oberin. Ihre Entscheidung!«
    Eine Frau, die gerade einen Fensterflügel öffnet, sieht uns neugierig, aber auch misstrauisch an. Erst da wird mir bewusst, dass ja auch wir die Ordenstracht tragen und uns auch so benehmen müssen. Ich lasse Indie los, nicht ohne ihr vorher noch einen letzten warnenden Blick zuzuwerfen.
    »Komm jetzt.«
    Mit zügigen Schritten laufen wir zum Hafen hinunter. Kleine Schiffe mit Touristen legen gerade ab, wahrscheinlich auf dem Weg zu den vorgelagerten Inseln. Mittlerweile ist der Himmel wie blank geputzt, die Wolken haben sich verzogen und die Sonne steuert auf ihren höchsten Punkt zu. Ich kann mir vorstellen, wie es hier im Sommer sein wird, wenn die Hitze durch den Wind des Atlantiks gekühlt wird. Wenn mehr Sommergäste hier sind, die sich auf den endlosen Stränden ausbreiten. Wir gehen bis zur Kaimauer und starren über das Wasser, es reflektiert so stark, dass ich die Augen zusammenkneifen muss. Die Begegnung mit Lilli-Thi ist so fern, dass ich fast glaube, ich hätte sie nur geträumt. Eine Begegnung zwischen den Welten, die nur meiner Fantasie und der Morgendämmerung entsprang.
    »Was denkst du?« Indie berührt leicht meinen Arm, doch ich schüttle nur den Kopf. Die Zeit ist vorbei, in der ich sie beruhigen konnte, in der ich sie in den Arm nahm und versprach, dass alles gut gehen würde und ich ihre Probleme lösen würde.
    »Ich denke, wir sollten uns Croissants kaufen«, sage ich leichthin, »oder Brioches, irgendetwas Fettes, Unerleuchtetes.«
    Wir lächeln uns an und kurz fühlt es sich an wie früher, bitter und süß zugleich.
    Mit den Croissants in der Hand stapfen wir langsam den Weg zurück, Indies Laune hat sich deutlich gebessert.
    »Vanillecreme«, sagt sie und hält mir ihres hin, damit ich abbeißen kann, »lecker.«
    Unsere Schuhe klappern über das Pflaster, sonst ist nichts zu hören. Ich stecke meine Hand

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