Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)
sofort wieder auf den Beinen. Sie macht sich nicht die Mühe, den Sand von ihrer weißen Hose zu klopfen, sondern geht mit kurzen harten Schlägen auf ihn los, während Jools ihr Rückendeckung gibt. Jeder Schlag scheint genau zu sitzen. Mehrmals trifft sie ihn gefährlich nahe der Schläfe und sie ist so schnell, dass er ihre Aktionen kaum mehr abwehren kann.
»Ich glaube, das ist nicht nötig«, sage ich atemlos, »die beiden sind bestens ausgebildet. Sieh dir das an. Jools schafft es, alleine vier Männer im Griff zu halten.«
Mittlerweile wird der Typ im Boot unruhig. Er steht auf und krempelt seine Jeans nach oben, um ins Wasser zu springen.
»Willst du damit sagen, sie sind besser als wir?«
Unten scheinen sich die Männer zu sammeln. Sie weichen einige Schritte zurück. Jools und Felicia, Rücken an Rücken, drehen sich langsam im Kreis. Sie könnten im Schlaf kämpfen, sie sind so aufeinander eingespielt, dass jede die Aktion der anderen schon im Voraus spürt. Sie haben ihr schwarzes Haar streng im Nacken geknotet, nicht eine Strähne hat sich während des kurzen, harten Kampfes daraus gelöst.
Ich kann ihre akkurat gezogenen Scheitel von oben sehen, ihre schmalen, aber muskulösen Schultern, die zarten Handgelenke und durchtrainierten Schenkel.
Die Mädchen federn einmal in den Knien, bereit, erneut anzugreifen, da stoppt sie ein Geräusch hinter den Felsen. Auch wir fahren herum und unsere Blicke treffen sich.
Ein Motorrad kommt in gemächlichem Tempo den Strand entlang, es ist schwarz, wie der Umhang, den seine Fahrerin trägt. Sie stoppt ihr Gefährt und stellt ihre Stiefel in den Sand. Ihre Augen wandern zu Jools und Felicia, dann zu uns herauf.
»Warum wundert mich das jetzt nicht?«, flüstert Indie neben mir.
Das Motorengeräusch setzt sich vibrierend in meinen Bauch. Noch immer kann ich nicht von der Mauer zurücktreten. Wie gebannt starre ich Lilli-Thi an. Die Männer ziehen sich langsam zurück, sie waten das kurze Stück zu ihrem Boot. Sie klettern hinein, der Fahrer wendet und lässt es über die Wellen davonschießen, Gischt spritzt unter ihrem Kiel davon. Nun blicken auch Jools und Felicia zu uns herauf. Ich kann den Ausdruck auf ihren Gesichtern nicht deuten.
7
Indie
O kay. Eigentlich war es klar«, sage ich sachlich.
»Was?«, fragt Dawna, klingt aber total desinteressiert.
Kurz bevor wir den Parkplatz erreichen, wo der Jumper steht, bleibt sie abrupt stehen und deutet auf ein kleines Café, bei dem ein kleines handgemaltes Schild im Fenster klebt mit der Aufschrift »Cybercafé«.
»Dass die Dunklen wissen, wo wir sind«, sage ich in einem analytischen Tonfall, als wäre es mir komplett egal, was die Dunklen oder Lilli-Thi machen. »Sie wissen es, aber … sie kommen nicht hierher.« Meine Stimme wird zu einem Flüstern, als ich den Satz verschlucke, den ich mir gerade denke. Seine Streitkräfte. Er schickt seine Streitkräfte nicht zum Orden, sondern nach Whistling Wing. In einer so großen Anzahl, dass selbst die Medien davon berichten.
Dawna dreht sich zu mir und sieht mich eine Weile an. »Emma. Du. Und ich«, sagt sie schließlich nur. »Es gibt keinen Grund zur Besorgnis.«
Ihre Stimme klingt fest und bestimmt, der aufkommende Wind reißt ihre Worte weg. Dann dreht sie sich um, geht entschlossenen Schrittes auf das Café zu und öffnet die kleine blaue Tür.
Granny hat uns alles gelehrt, was wir wissen mussten. Aber hat sie auch von den Vogelzügen gewusst? War sie sich im Klaren darüber gewesen, dass Azraels Kräfte an meinem Geburtstag jede Vorstellungskraft sprengen konnten?
»Glaubst du, sie wusste von diesen … Berechnungen von Azraels Stärke?«, frage ich, während ich hinter ihr in das dämmrige Innere trete.
»Zweifle nicht, denn die Zweifler gleichen einer Woge im Meer, vom Wind getrieben und nicht vom eigenen Willen«, flüstert Dawna die Worte, die uns Granny so oft gesagt hatte. Ich setze mich neben einen Computer und starre aus dem kleinen Fenster hinaus auf den Platz. Als Dawna sich den Zugangscode zum PC gekauft hat, setzt sie sich vor den Rechner.
»Sie hat aber auch gesagt, wir können den Wind nicht ändern. Wir können nur die Segel anders setzen«, antworte ich und komme mir plötzlich nicht mehr wie die Indie vor, die vor nichts und niemandem Angst hat.
Ich sehe Felicia und Jools über den Platz gehen und vor dem Jumper stehen bleiben. Ihre Kleidung wirkt ein bisschen derangiert, aber sie scheinen unverletzt zu sein.
»Zicken«, sage
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