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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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Noch immer ist die Narbe rot und dicke Hautstränge scheinen sich übereinandergelegt zu haben. Wir sehen uns in die Augen, jetzt lachen die ihren nicht mehr.
    »Wir waren die Besten, damals«, sagt sie ruhig und zieht das T-Shirt nach unten.
    Maja scheint mit ihrem wendigen Rollstuhl schneller als wir zu sein. Bei jeder Wegbiegung kippt sie ihn nach hinten auf die zwei großen Räder und dreht sich mit einer flinken Bewegung in unsere Richtung, dann rollt sie weiter, als wäre sie es leid, ständig warten zu müssen. Kurz bevor wir zur Kapelle kommen, stößt Dawna zu uns. In dem weißen Gewand der Hüterinnen sieht sie ätherisch aus, fast durchsichtig. Ihr Gesicht ist bleich und schmal, ihre Haare kleben feucht an ihren Wangen. Mein Blick senkt sich auf ihre Füße, der Saum ihrer Tunika ist feucht.
    »Das Grab von Lucille St. Fleurs hat sich dazu angeboten«, sagt Kat gerade und ich kapiere nicht, wovon sie gesprochen hat, weil Dawna so aussieht, als hätte sie ein Gespenst gesehen. Maja rollt direkt auf das steinerne Grab zu, unsere Schritte hallen in der leeren Kapelle.
    »Ich bin mir sicher, die Oberin wird euch bald sprechen wollen.«
    Im nächsten Moment höre ich ein scharrendes Geräusch und plötzlich schiebt sich das Grab unter uns wie von Geisterhand auf.
    »Dann mal los«, sagt Maja und rollt auf die Öffnung zu. Vor uns ist plötzlich ein hell erleuchteter Gang, der in die Tiefe führt, es scheint heller Marmor zu sein, der jetzt von modernen Leuchtstoffröhren beleuchtet wird.
    »Sind das die Katakomben?«, will ich wissen.
    »Das technische Highlight des Ordens«, erklärt Kat. »Sitz all unserer Computerfreaks, Mathematikerinnen und Astrophysikerinnen. Fügt sich allerdings nicht in das schöne antike Bild, das der Oberin vorschwebt.« Ihre Schwester rollt vor uns ohne Hilfe über eine Reihe von Stufen, bis wir vor einer modernen Tür stehen. Daneben ist ein Zahlenfeld, in das Maja einen Code eingibt. Im nächsten Moment schiebt sich zischend die Tür auf.
    Dahinter ist ein riesiger moderner Computerraum, ein riesiger Bildschirm scheint an der Wand gegenüber zu schweben, an manchen Stellen blinken ein paar gelbe Lichter. Daneben sind ein paar Bildschirme, auf denen Nachrichten flimmern. Ganz links sieht man einen Nachrichtensprecher von CNN ohne Ton den Mund bewegen.
    Vor dieser Wand stehen etliche Computer mit Flachbildschirmen, aber nur vor zweien sitzen zwei Frauen in der weißen Ordenstracht. Maja rollt zu der ersten und beginnt eine Unterhaltung.
    »Nein, bei dem Tor Whistling Wing ist alles ruhig«, antwortet diese und sieht mich ohne ein Lächeln an. Es wirkt nicht so, als wäre das ein Grund zur Freude.
    »Noch immer die gleichen Meldungen?«, will Kat wissen.
    Über einen der Bildschirme flirren plötzlich die Bilder von Vögeln, nur schwarze Punkte auf grauem Himmel. Die anderen Bildschirme werden kurz schwarz, dann zeigen sie alle dieselbe Sendung und der Nachrichtensprecher von CNN sagt mit kühler Stimme: »Noch immer ist nicht geklärt, was die Ursachen für diese völlig atypischen Vogelzüge sind. Selbst die Anhänger der Klimawandel-Theorie sind seit gestern ratlos, da jetzt auch gegenläufiges Zugverhalten beobachtet wurde. Auch die Vogelart ist vollkommen unbekannt.« Dann ein Schnitt und man sieht einen Mann mit einer monströsen Wollmütze. »Vielleicht die Flucht vor irgendwelchen Fressfeinden«, sagt er gerade in das Mikrofon. »Aber wir haben hier so etwas noch nie gesehen.«
    Die dunklen Vögel, die über den Himmel ziehen, müssen in die Hunderte gehen. Sie wirken nicht so, als würden sie vor irgendetwas fliehen. Gleichmäßig, in geordneter Formation fliegen sie einem unbestimmten Ziel entgegen. Meine Brust beginnt zu schmerzen.
    Dann spricht ein schmaler, kahlköpfiger Mann in die Kamera. »Ich gehe vom Weltuntergang aus«, sagt er ernst. »Die Vögel merken das als Erste.«
    Im nächsten Moment erscheint wieder auf jedem Bildschirm ein anderes Programm und der Ton wird auf stumm geschaltet.
    Plötzlich weiß ich, dass wir auf etwas hinsteuern. Dass alles, was Kat mir gezeigt hat, einen Zweck hat. Auch dass wir Maja besucht haben, dass ich die grässliche Narbe gesehen habe, ihre dünnen Beine, dass Kat mir kurz vorher erzählt hat, woher Maja die Verletzungen hat. Keiner sieht uns an, während Kat technische Details erläutert. »… herausgefiltert«, sagt sie eben. »Die Dinge, die wir für unseren Orden am wichtigsten ansehen. Spezielle Suchlogarithmen sind

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