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Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition)

Titel: Dark Angels' Winter: Die Erfüllung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tabita Lee Spencer
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den Orden, sondern die ganze Menschheit. Deswegen müssen wir alles in Betracht ziehen. Nicht nur, dass der Orden mit seinen Regeln irrt. Sondern auch, dass ihr irrt.«
    »Die Prophezeiung …«, fängt Emma an.
    »Ja. Die Prophezeiung.« Miss Andersons Stimme wirkt müde. »Aber wussten Victoria und Ernestine von all den Dunklen, die sich gerade in Whistling Wing sammeln? Wussten sie von Azraels Stärke?«
    »Wussten sie von Indies Narbe?«, fügt Kat hinzu.
    »Indie«, sagt Mum sanft, die plötzlich bemerkt hat, dass ich wach bin. »Mein Mädchen.«
    Sie beugt sich über mich, umarmt mich und ich merke, dass ihre Wangen nass von Tränen sind. Das »Alles wird gut, meine Kleine« klingt mehr so, als müsste sie sich selbst beruhigen als mich. Betreten verstummt die Diskussion, alle Blicke sind jetzt auf mich gerichtet.
    »Alles in Ordnung«, sage ich verlegen.
    Die Tür der Krankenstation geht auf und wir hören Schritte.
    »Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir zurück nach Whistling Wing gehen«, sagt die Comtesse mit knarrender Stimme. Sie sieht aus, als würde sie nicht nur diese Diskussion ankotzen, sondern auch alles, was mit dem Orden und dem Kloster zu tun hat. Außerdem ist es ihr anscheinend vollkommen egal, wer das alles mitkriegt.
    »Ihr glaubt nicht an die Prophezeiung«, sagt Emma mit ersterbender Stimme.
    »Nein«, flüstert Kat. »Alles fügt sich wunderbar zusammen. Aber nichtsdestotrotz solltet ihr den Orden hinter euch haben.«
    »Es wird kein Kampf zwischen euch und Azrael sein«, sagt Miss Anderson mit gesenkter Stimme. »Das ist doch das Problem, das Ernestine und Victoria gar nicht berücksichtigen konnten.«
    Die Schritte entfernen sich wieder, die Tür wird geschlossen und alle lauschen noch eine Weile, bevor Dawna in normaler Lautstärke wissen will: »Wieso sollte es kein Kampf zwischen Azrael und uns sein?«
    »Weil er alle seine Verbündeten zusammenzieht«, erwidert Kat. »Weil es nicht nur ein paar Dunkle sein werden, die noch nicht einmal verwandelt sind. Weil er mehr Kräfte hat, als er jemals hatte.« Ihre Augen werden dunkel. »Ihr wisst nicht, was es bedeutet, ihm gegenüberzustehen. Ihr wisst nicht, dass ihr all eure Kraft braucht für ihn. Für ihn allein.«
    Mein Blick sucht den von Emma, aber sie blickt auf ihre Hände. Dawna sieht mich an und das Einzige, woran sie zu denken scheint, ist: Entscheidet klug.
    Klug. Ich habe eher das Gefühl, dass alles, was wir machen, unklug ist. Egal, wie man es dreht und wendet, keine der Lösungen scheint richtig zu sein.
    »Und so solltet ihr das auch machen«, unterbricht Miss Anderson meine Gedanken. »Bildet eure Allianzen, sucht Hilfe, wo es nur geht. Seid nicht zu stolz.«
    Welche Allianzen?, denke ich mir. Wir haben keine Allianzen mehr, keine Verbündeten.
    »Und hört damit auf, euch auf Ernestines Plan zu berufen«, warnt Kat. »Sie wusste nur die Hälfte von dem, was wir inzwischen wissen.«
    »Sie hatte nicht die Mathematikerinnen und Physikerinnen des Ordens hinter sich«, fügt Miss Anderson hinzu.
    Wieder geht die Tür der Krankenstation auf und eine Stimme sagt fragend: »Miss Anderson?«
    »Ja, ich komme«, antwortet diese und an Dawna und mich gerichtet fügt sie noch hinzu: »Ihr solltet euch noch heute für oder gegen die Aufnahme in den Orden entscheiden.«
    »Wir sollten zurück nach Whistling Wing«, sagt die Comtesse mit ätzendem Unterton.
    Auch Kat drückt sich von der Wand weg und stellt sich an mein Bett. Ich umfasse ihr Handgelenk und halte sie fest. Wir sehen uns eine Weile in die Augen, dann flüstere ich: »Glaubst du an uns?«
    Sie nickt.
    Es ist ein stürmischer Morgen, der Wind reißt die kleinen weißen Wölkchen fort, auch die Möwen sind nur ein Spielball der Gewalten, schießen über die Klippen empor und tauchen sofort wieder ab. Ich stehe an der Stelle, an der ich ganz am Anfang mit Kat gestanden hatte. Der Blick in die Unendlichkeit des Meeres stimmt mich sentimental, genauso wie das Donnern der Wellen weit unter mir. Ich trage bereits die Tunika, die für die Aufnahme in den Orden vorgesehen ist.
    »Sie ist schneeweiß und ihr Saum ist himmelblau. Blau führt uns ins Unendliche«, hatte Emilia Ponti erklärt. »Und bringt uns der Wahrheit und dem Frieden näher. Das ist das, wofür der Orden steht.« Dabei hatte sie freundlich gelächelt. Wie gerne würde ich das glauben. Aber seit ich das freundliche Lächeln von Dorrotya gesehen und die anschließende Gnadenlosigkeit erlebt habe, mit der sie

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